Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 06.07.2017 15:20:30 Gelesen: 236533# 191@  
@ Eilean [#190]

Hallo Andreas,

gute und ebenso schwer zu beantwortende Frage.

Ich habe mich lange bemüht, eine Richtlinie hierüber zu erstellen - man nennt das Kaufkraftparität zu heutiger Währung oder ehemaligen Währungen.

Gehe mal davon aus, dass in den 1830er Jahren ein Gulden etwa 30 Euro gleich kommt.

Konkret: Mein unter [#189] gezeigter Brief kostete in Grossbritannien 1 Shilling 8 Pence. 1 Shilling = 12 Pence, also total 20 Pence. Ein Penny = 3 Kreuzer, somit 1 Gulden von Grossbritannien bis zur französischen Küste.

Ab da bis zum Empfänger 1 Gulden 26 Kreuzer, total also 2 Gulden 26 Kreuzer.

Heute wären das etwa 75 Euro aktuell.

Ich weiß nicht, wie gut du finanziell gestellt bist, aber stell dir mal vor, der Briefträger klingelt morgens an deiner Tür mit nur einem einzigen Brief (dem da) und möchte ihn ausgelöhnt haben. Ich glaube, da vergeht einem der Appetit, wenn man nicht gerade im Lotto gewonnen hat.

Die damaligen Korrespondenten im internationalen Postverkehr waren keine Hungerleider, Handlanger oder andere fremdbestimmt Abhängigen, sondern mindestens der oberen Mittelschicht, bzw. eher noch der finanziellen Oberschicht angehörend.

Den Brief wegen des hohen Portos nicht anzunehmen wäre auch nicht sinnerfüllend gewesen, weil sonst der Absender für die Kosten aufzukommen hatte. Das wäre dann wohl der letzte Brief von ihm gewesen, den er nach Erlangen verschickt hätte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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