Thema: Team Schmidt kandidiert für die Wahl zum BDPh Vorstand
Richard Am: 12.07.2017 09:28:54 Gelesen: 22246# 43@  
BDPh-Hauptversammlung in Wittenberg:

Neues Kandidatenteam will den Verband reformieren!

Deutsche Briefmarken Revue Juli 2017 - Knapp vier Monate vor der Hauptversammlung des Bund Deutscher Philatelisten am 9. September 2017 in Wittenberg, auf der Neuwahlen auf der Tagesordnung stehen, gibt es eine Alternative zum amtierenden BDPh-Vorstand! Auf der 27. Internationalen Briefmarken-Messe in Essen kündigte ein neues Team seine Kandidatur an. Es wird angeführt von Alfred Schmidt, der sich um den Posten des Präsidenten bewirbt. Zu seinem Team gehören außerdem Jan Billion (Vize-Präsident), Walter Bernatek (Schatzmeister), Konrad Krämer (Beisitzer) und Jürgen Witkowski (Beisitzer). Alle Kandidaten verfügen über große Erfahrung innerhalb und außerhalb der organisierten Philatelie und wollen den Verband für die Zukunft fit machen.

Durchdachtes Konzept

Der Bund Deutscher Philatelisten (BDPh), der in seinen besten Zeiten über 60.000 Mitglieder hatte, gibt derzeit ein Bild ab, das niemandem in der Branche gefallen kann. Jährlich verliert der Verband rund 2.000 Mitglieder und das nicht nur wegen des viel zu hohen Altersdurchschnitts jenseits der 60 Jahre. Inzwischen dürfte man die 30.000er Grenze unterschritten haben. Es gibt keine erkennbaren Konzepte, um diesen Abwärtstrend aufzuhalten oder zumindest abzumildern. Durch den Mitgliederschwund und zurückgegangene Zuwendungen durch die Stiftung zur Förderung der Philatelie und Postgeschichte ist der finanzielle Spielraum stark eingeschränkt. Der BDPh ist zudem innerlich zerstritten und der Vorstand seit letzten Herbst weitgehend handlungsunfähig, so dass eine über das Tagesgeschäft hinausgehende perspektivische Arbeit nicht stattfinden kann. Dass, was der Spitzenverband der deutschen Briefmar kensammler für seine Mitglieder derzeit leistet, sind eher elitäre als populäre Projekte, die nur einer Minderheit zugute kommen. Auch die angeschlossenen Vereine und die Landesverbände fragen sich zu Recht, worin der Mehrwert einer Mitgliedschaft in dem Dachverband liegt. Eine Öffentlichkeitsarbeit, mit der sich der BDPh profilieren und das Briefmarken sammeln zum Gespräch machen könnte, findet seit vielen Jahren nicht statt. Das Verhältnis zum wichtigsten Partner, der Deutschen Post, ist so gestört, dass auch an der kommenden Hauptversammlung in Wittenberg – wie 2015 in Gotha – kein Vertreter des DAX-Unternehmens teilnehmen wird. Auch andere Partnerverbände wie der Bundesverband des Deutschen Briefmarkenhandels (APHV) und der Bundesverband Deutscher Briefmarkenversteigerer (BDB) sind auf Distanz gegangen.

Das Kandidatenteam um Alfred Schmidt hat mit Blick auf diese Problemfelder in zahlreichen Vorgesprächen und Treffen ein Konzept entwickelt, mit dem innerhalb einer überschaubaren Zeitspanne viele der Probleme gelöst werden könnten. Oberste Priorität hat der Aufbau eines zukunftsorientierten Verbandes, der sich durch spezielle Serviceangebote (z.B. Servicetelefon, Rabatte bei philatelistischen Partnern), eine schnelle Information über Newsletter und dem Sammlerschutz als Kernleistung an den Bedürfnissen der Mitglieder ausrichten soll. Die BDPh-Mitglieder brauchen mehr Orientierung, Anleitung und Informationen für die Ausübung ihres Hobbys. Die Ausrichtung auf den Servicegedanken stärkt die Mitgliederbindung und liefert gleichzeitig gute Argumente für die Mitgliederwerbung.

Mit speziellen Angeboten sollen auch die Verbände, Vereine und Arbeitsgemeinschaften bei ihrer Arbeit unterstützt werden. Geplant sind Newsletter, Checklisten für die tägliche Arbeit und die Vorbereitung von Ausstellungen oder auch ein Vortrags-Pool, auf den online zurückgegriffen werden kann. Ohnehin gilt ein Hauptaugenmerk der stärkeren Digitalisierung. Die BDPh Homepage ist veraltet und bedarf einer grundlegenden Überarbeitung. Digitale Angebote wie der Download der Verbandszeitschrift „philatelie“ sollen erweitert und vereinfacht werden. Dahinter steht auch der Gedanke, durch ein modernes Erscheinungsbild mehr Interessenten anzusprechen. Erst jüngst hat eine Untersuchung innerhalb der Philatelie bestätigt, dass die Nutzer digitaler Angebote deutlich jünger sind. Dies wäre ein Ansatzpunkt, mittelfristig den Altersdurchschnitt der BDPh-Mitglieder zu senken. Um die verbandsinterne Arbeit zu optimieren, sollte zudem die elektronische Mitgliederverwaltung verbessert werden.

Viel Luft nach oben sieht das Team auch in der Außendarstellung des BDPh. Durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit mittels Pressemitteilungen oder Stellungnahmen zu Themen, die die Sammler bewegen, soll der Verband als Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Briefmarke positioniert und die Briefmarke als solche ins Gespräch gebracht werden. Wenn es gelingt, in strittigen Fragen als „Anwalt der Sammler“ wahrgenommen zu werden, könnte dies nebenbei einen weiteren positiven Effekt haben: Dass man einen Grund hat, dem BDPh beizutreten. Ein anderes Erscheinungsbild brauchen auch die Rang-Ausstellungen, die in ihrer jetzigen Form zu häufig am Geschmack der Masse vorbeigehen und so kaum in der Öffentlichkeit Werbung für die Philatelie machen. Populäre Ausstellungsklassen wie die Open Philately oder Ansichtskarten sollen gefördert werden. Einen gewissen Aufmerksamkeitswert verspräche eine NAPOSTA, die zuletzt 2009 durchgeführt wurde. Diese Großveranstaltung, die früher alle vier Jahre ausgerichtet wurde, soll zumindest angeschoben bzw. auf den Weg gebracht werden.

Ein wichtiger Punkt soll außerdem die Jugendarbeit sein, die zukünftig Hand in Hand mit der Deutschen Philatelisten-Jugend laufen soll. Gemeinsame Projekte und die Beteiligung an Veranstaltungen mit Kindern/Jugendlichen als Zielgruppe wären hier Ansatzpunkte. Außerdem braucht der BDPh interne Reformen, etwa in der vielfach kritisierten Beitragsordnung. Eine von außen immer wieder gestellte Forderung, nämlich die Abschaffung der Landesverbände, wird vom Kandidatenteam hingegen skeptisch beurteilt. Der BDPh ist mehr denn je auf einen ehrenamtlichen Unterbau, aber auch auf dessen Kompetenzen angewiesen, um seine Aufgaben zu erfüllen. Im übrigen wäre angesichts der angespannten Finanzlage ein Ersatz durch festangestellte Mitarbeiter überhaupt nicht bezahlbar. Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat gilt es, eine zukunftsfähige Struktur zu entwickeln.

Effektive Arbeit angestrebt

Für die Lösung der vielfältigen Aufgaben bringt das Kandidatenteam gute Voraussetzungen mit. Es wird angeführt von Alfred Schmidt (51), der sich um das Amt des Präsidenten bewirbt. Der selbstständige Apotheker aus Haldensleben ist seit frühester Kindheit Briefmarkensammler und hat sich als Aussteller und Juror einen Namen gemacht. In der organisierten Philatelie hat er sowohl im Ortsverein als auch im Vorstand des Landesverbandes Sachsen Anhalt und im Bundesvorstand Erfahrungen gesammelt.

Für Veranstaltungen und Marketing würde bei einer erfolgreichen Wahl Jan Billion (55) als Vize-Präsident zur Verfügung stehen, der nach dem BWL-Studium sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Als Chefredakteur der Deutschen Briefmarken-Revue und Veranstalter bzw. Projektleiter der drei großen Briefmarken Messen in Deutschland verfügt er über gute Kontakte zu Sammlern, Händlern, Verbänden und zur Deutschen Post.

In Zeiten knappen Geldes würde der Posten des Schatzmeisters in den Händen eines erfahrenen Bankers liegen: Walter Bernatek (57), ebenfalls Briefmarkensammler seit der Kindheit, hatte diesen Posten bereits 2015/16 inne. Als Vorsitzender der ArGe Brasilien (seit 2004) und als Stellvertretender Vorsitzender im Verein für Briefmarkenkunde 1878 e.V. Frankfurt am Main (seit 2015) engagiert er sich bereits in der organisierten Philatelie.

Als einer der beiden Kandidaten für das Amt des Beisitzers stellt sich Konrad Krämer (63) zur Wahl, der jahrzehntelange Erfahrungen als Verwaltungsbeamter und Kommunalpolitiker besitzt. Auch ihn führte das Briefmarkenhobby ins Vereinswesen zu den Aachener Briefmarkenfreunden, wo er Jugendgruppenleiter und Vorstand war. Seit 2015 betreut er als Leiter die BDPh-Bundesstelle für Sammlerschutz und Fälschungserkennung.

Jürgen Witkowski (62) bewirbt sich als 2. Kandidat um den Posten des Beisitzers. Der freiberufliche Landschaftsarchitekt ist seit dem zehnten Lebensjahr Briefmarkensammler und hat sich Meriten als Ausstellungsleiter der Deutschen und Europäischen Meisterschaften der Thematischen Philatelie verdient. Zudem ist er Vorsitzender im Ortsverein, im regionalen Dachverband ArGe Ruhr sowie der Arbeitsgemeinschaft Neues Handbuch der Briefmarkenkunde.

Als Zeichen eines neuen Stils stellte sich das Kandidatenteam zunächst in einer nicht öffentlichen Veranstaltung den Mitgliedern des BDPh-Verwaltungsrates vor, die ohnehin anlässlich der Essener Briefmarken-Messe am 13. Mai zu einer Sitzung zusammen kamen. Bei dieser Gelegenheit wurden das Programm erläutert, Fragen beantwortet und Anregungen entgegengenommen. Die Umsetzung vieler Programmpunkte soll durch Einbeziehung der Verbandsvorsitzenden und anderer Funktionsträger inner- und außerhalb des BDPh erfolgen. Durch mehr Transparenz, schnelleren Informationsfluss und bessere Kommunikation sollen alle Beteiligten auf dem Laufenden gehalten werden. Ganz bewusst erst am Tag danach wurde die Fachpresse informiert und mit denselben Unterlagen versorgt, die auch der Verwaltungsrat erhalten hatte.

Das Programm, das das Kandidatenteam erstellt hat, ist durchaus anspruchsvoll, aber nicht so umfangreich, dass es sich in einer Amtsperiode nicht umsetzen ließe. Da drei der Kandidaten selbstständig – und davon einer auch noch innerhalb der Branche – und darüber hinaus alle gut vernetzt sind, könnten etliche Probleme schnell angegangen und gelöst werden. Projekte wie das Relaunchen der Homepage werden aber nicht nur zeitliche, sondern auch finanzielle Ressourcen beanspruchen. Das Kandidatenteam ist sich allerdings einig, dass mit dem verhandenen Etat gearbeitet muss und notfalls andere Geldquellen aufzutun sind. Beitragserhöhungen stehen nicht zur Debatte. Im übrigen hat man sich darauf verständigt, im Falle einer Wahl verstärkt moderne Kommunikationsmittel wie EMail und Videokonferenzen zur Abstimmung zu nutzen, um die Anzahl der Vorstandssitzungen und die damit verbundenen Kosten zu reduzieren. Ein Neuanfang träfe auf günstige Rahmenbedingungen innerhalb der Branche. Der Bundesverband des Deutschen Briefmarkenhandels (APHV) hat Mitte Juni einen neuen Vorstand gewählt, der sich u.a. die Werbung für das Briefmarkensammeln auf die Fahne geschrieben hat. Erstmals in der Geschichte könnten die beiden Spitzenverbände BDPh und APHV gemeinsam Dinge bewegen. Als Folge des Wechsels an der Spitze des Postwertzeichenreferates im Bundesministerium der Finanzen hat man dort nun wieder ein offenes Ohr für die Belange der Sammler und Verbände. Darüber hinaus kann jeder Einzelne dazu betragen, dass innerhalb der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis und letztlich in der Öffentlichkeit positiv über das Briefmarkensammeln gesprochen wird. Aber leider ist die fast selbstzerstörerische Lust von Sammlern und Händlern, immer nur das Negative zu sehen, in der Philatelie weit verbreitet. Dabei gibt es genügend positive Beispiele, über die man berichten könnte. Man muss sie nur sehen wollen!
 
Quelle: www.philaseiten.de
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