Thema: Altdeutschland Helgoland: Die acht verschiedenen Auflagen der MiNr. 6
Markus Pichl Am: 06.08.2017 19:01:28 Gelesen: 25565# 1@  
Hallo,

die MiNr. 6 von Helgoland wurde in acht Auflagen gedruckt und die Unterscheidung dieser Originalmarken, nach den verschiedenen Auflagen, stellt für alle Philatelisten eine große Herausforderung dar. Nicht selten kam oder kommt es vor, dass die eine oder andere bereits geprüfte Marke nach aktueller Prüfung in eine andere Auflage mittels Signatur oder Fotoexpertise umgeprüft wurde oder wird. Daher wurden meinerseits im Oktober 2015 umfangreiche Untersuchungen an originalem Material vorgenommen, um Licht in die Angelegenheit zu bringen.

Meine damaligen Untersuchungen habe ich nun fortgesetzt und es gibt neue Erkenntnisse, die ich hier erstmalig niederschreiben möchte. Damit die Angelegenheit für möglichst viele Sammler nachvollziehbar wird, werde ich hier zuerst mit einigen grundlegenden Informationen zum Druck dieser Marken beginnen.

Die Marken wurden in Bogen zu 50 Marken (10 x 5) gedruckt. Dafür wurden zwei Druckplatten verwendet, eine für den Gründruck (Rahmen und Medaillon) und eine für den Rotdruck (die Zwickel). Die 50 Klischees der Rahmenplatte waren in 12 Gruppengalvanos zusammengefasst, deren Anordnung sich nach den Erkenntnissen von Kohl innerhalb der acht Auflagen nicht änderte. Auch im 1875 hergestellten amtlich vermittelten Berliner Neudruck war es die selbige Anordnung. Kohl lagen für seine Untersuchungen zwei vollständige Bogen der VIII. Auflage sowie diverse Bogenteile und Blockstücke selbiger, als auch der III. und V. Auflage vor. In Ermangelung eines kpl. Original-Bogens der MiNr. 6, zeige ich nachstehend einen Bogen des Berliner Neudruck I aus 1875 von dieser Marke. Dieser Neudruck wurde mit dem originalen Druckwerkzeug hergestellt.



Für die verschiedenen Plattenfehler der MiNr. 6, wurde von mir hier im Forum schon ein Thema eröffnet. Neben den dort ausführlich behandelten Plattenfehlern der Rahmenplatte, gibt es aber auch einen Plattenfehler in der Zwickelplatte. Bei diesem Zwickel-Plattenfehler handelt es sich um eine zungenförmige Einkerbung in einem der vier Zwickel. Je nach Stellung der Zwickelplatte beim Druck, diese konnte in zwei verschiedene Richtungen, normal oder kopfstehend, eingesetzt werden, sitzt der Plattenfehler im rechten unteren oder im linken oberen Zwickel. Wenn sich der Plattenfehler im rechten unteren Zwickel befindet, so handelt es sich um Feld 48 im Bogen, wenn es der linke obere Zwickel ist, dann handelt es sich um Feld 3 im Bogen.

Im Berliner Neudruck I aus 1875 sitzt der Zwickel-Plattenfehler auf Feld 3, im Berliner Neudruck II aus 1879 auf Feld 48. Bei den Originalmarken war Kohl die Stellung der Zwickelplatte nicht bei allen Original-Auflagen bekannt. Er fand nur für einen kleineren Teil der Auflagen einen Nachweis, für die Stellung der Zwickelplatte und er ging davon aus, dass sich die Stellung der Zwickelplatte nicht innerhalb einer Auflage sondern nur von Auflage zu Auflage verändert haben wird. Es gibt aber einen Trick, wie man für jede einzelne Marke die Stellung der Zwickelplatte feststellen kann und diesen werde ich später zeigen. Damit man eine Vorstellung von diesem Plattenfehler der Zwickelplatte hat, zeige ich ihn erst einmal aus Berliner Neudruckbogen I 1875 (linkes Bild) und II 1879 (rechtes Bild). Später werde ich natürlich auch noch Originalmarken mit dem Zwickel-Plattenfehler zeigen und da wird es dann eine Überraschung für viele Philatelisten geben.



Ein weiteres drucktechnisches Merkmal stellt die Kammzähnung dar. Je nach dem aus welcher Richtung der Kammschlag angesetzt wurde, ob von oben oder unten, ergeben sich unten oder oben durchgezähnte Bogenränder. Ferner ergibt sich durch einen von oben oder unten kommenden Kammschlag an jeder Marke eine jeweils andere Position der sogen. Ausgleichszähne. Dies möchte ich nachstehend an Originalbogen der MiNr. 8 c und 15 zeigen.

Bei der MiNr. 8 c kommt der Kammschlag von oben und somit sind die unteren Bogenränder durchgezähnt. Die oberste waager. Markenreihe zeigt kleinere Markenformate, als die vier nachfolgenden Reihen. An jeder Marke findet sich auf der linken und rechten Seite oben ein dicker (breiter) und unten ein dünner (schmaler, spitzer) Zahn.



Bei der MiNr. 15 kommt der Kammschlag von unten und somit sind die oberen Bogenränder durchgezähnt. Die unterste waager. Markenreihe zeigt kleinere Markenformate, als die vier oberen Reihen. An jeder Marke findet sich auf der linken und rechten Seite oben ein dünner (schmaler, spitzer) und unten ein dicker (breiter) Zahn.



Fortsetzung folgt.

MfG
Markus
 
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