Thema: Altdeutschland Helgoland: Die acht verschiedenen Auflagen der MiNr. 6
Markus Pichl Am: 13.08.2017 05:47:37 Gelesen: 24970# 12@  
Hallo,

bevor ich mit der VI. Auflage weiter mache, muß ich auf die einzeiligen Langstempel "HELGOLAND." (Type 1, mit Schlußpunkt, Höhe der Buchstaben ca. 4 mm) und "HELGOLAND" (Type II, ohne Schlußpunkt, Höhe der Buchstaben ca. 4,5 mm) des Hamburger Stadtpostamtes bzw. der Reichspost eingehen, welche als Herkunftsstempel verwendet wurden. Frankaturen auf Briefen und Postkarten aus Helgoland wurden immer erst dann in Hamburg entwertet, wenn diese unentwertet waren bzw. erst während der Überfahrt von Helgoland nach Hamburg in die Schiffsbriefkästen der Dampfer eingeworfen wurden.

Im Kohl-Handbuch wird bezüglich dem Langstempel Type II darauf verwiesen, dass Herr Wülbern, ein Sammler, der das eine oder andere zum Sammelgebiet verfasste, angibt, dieser Stempel wäre spätestens im Jahre 1872 in Gebrauch genommen worden (Kohl und spätere Handbuchautoren haben diese Angabe übernommen, blieben aber einen jeglichen Nachweis schuldig!). Bis heute konnte ich keinen Beleg dafür finden, dass die Angabe von Wülbern korrekt ist.

Langstempel Type I "HELGOLAND." auf Brief vom 9.August.1872 (Bildquelle Auktionshaus Heinrich Köhler, Boker-Sammlung, MiNr. 3, 6 c und 7 a)



Langstempel Type II "HELGOLAND" auf Brief vom 26.August.1873 (Bildquelle Auktionshaus Heinrich Köhler, Boker-Sammlung, MiNr. 6 g und 7 a). Unten rechts am "D" stempelt hier nur ein bisschen Stempeldreck mit, daher sieht es so aus, als wenn diese Abschläge auch einen Schlusspunkt zeigen würden. Dies ist bei mir im Archiv der Beleg, der durch seinen rücks. angebrachten Durchgangsstempel die früheste datierbare Verwendung für einen Langstempel Type II zeigt.



Auf Marken der I. bis V. Auflage kann ich lediglich nur zwei Exemplare zeigen, die mit diesem Langstempel Typ II entwertet wurden und zwar jeweils eine MiNr. 6 c (III. Auflage). Bei allen anderen bei mir registrierten Marken der MiNr. 6, die mit dem Langstempel Typ II entwertet wurden, handelt es sich, gemäß der Stellung der Zwickelplatte, nur um solche Marken aus der VI. bis VIII. Auflage. Somit ergibt sich auch eine Reihe von Marken, die von Prüfern der falschen Auflage zugeordnet wurden, mehr.

Dieser Postkarten-Abschnitt (amtliches Postkartenformular) mit einer MiNr. 6 c (Feld 20) wurde einmal in einem anderen Forum gezeigt.



Derartige amtlichen Postkarten-Formulare konnten aber erst ab dem 15. Juni 1873 verwendet werden! Durchaus ist somit denkbar, dass Marken der III. Auflage noch im Besitz des Publikums waren. Das Porto für Postkarten nach Deutschland betrug ab vorgenanntem Datum 3/4 Schillinge (vor dem 15.Juni.1875 gab es kein Tarif für Postkarten auf Helgoland und mir ist auch keine Postkarte bekannt, die vor diesem Datum ab Helgoland versendet worden wäre), aber es gab zur Zeit der Einführung der amtlichen Postkarten-Formulare noch keine Marken, mit denen dieses Porto hätte dargestellt werden können, denn die Marken zu 1/4 und 3/4 Schilling wurden erst im August bzw. im September 1873 ausgegeben. Somit blieb zumindest bei Einführung des Tarifs für Postkarten nichts anderes übrig, solche mit 2x 1/2 oder einer 1 Schilling-Marke zu frankieren.

Das zweite Exemplar MiNr. 6 c ist eine lose gestempelte Marke mit Fehlbefund Schulz BPP. Aber vielleicht hat sich Herr Schulz auch einfach nur verschrieben? Selbstverständlich stammt dieser Abschlag vom Langstempel Type II und nicht von Type I. Klar erkennbar, an den größeren Buchstaben, den Abständen zwischen diesen und dem tiefer sitzendem Querstrich im "A". (Bildquelle: Auktionshaus Christoph Gärtner)



Beste Grüße
Markus
 
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