Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 09.09.2017 10:33:25 Gelesen: 310322# 182@  
Liebe Freunde,

bei der Adressierung von Briefen, waren sie dienstlicher Natur, oder eher privater Art, sollte der Ort des Empfängers genau bezeichnet sein. Es gab jedoch in Bayern Persönlichkeiten, die von ihrem Ort den Namen hatten, oder deren Familie dem Ort den Namen gab, je nachdem.



Wir kennen z. B. die Korrespondenz den Freiherrn von Würzburg, wobei die meisten Briefe an diesen liefen und sich das Wort "Würzburg" stets zweifach auf der Adresse befindet.

Auch kennen wir, nicht erst von Schiller, die Pappenheimer, insbesonders den erlauchten Grafen von Pappenheim, welcher in Pappenheim oft zu ruhen gedachte.

Der Dienstbrief von Ansbach datiert vom 15.9.1833 und zeigt als Absender: "Von Kgl. Rgg d. Rztkr K. d. I.", womit der Laie nun aber auch gar nichts anfangen kann. Aber diese Abkürzung machte Sinn, wenn man 100 Briefe mit ihr am Tag schreiben konnte, ohne Überstunden machen zu müssen! Ausgeschrieben lautete sie: Von der Königlichen Regierung des Rezatkreises, Kammer des Inneren", womit die Behördichkeit des Dienstbriefes klar war.

Die Anschrift war auch optimal sparsam gehalten: "An Seiner Erlaucht den Herrn Grafen von Pappenheim". Eine Ortsangabe ließ man bewußt weg und schrieb Pappenheim als Zielort, nicht als Nachname!

Was für ein Pech aber auch, dass unsere Erlaucht und gräfliche Gnaden just bei der Ankunft des Briefes nicht mehr zu Hause in Pappenheim weilte, sondern abgereist war nach München, wo ihn dringliche Geschäfte erwarteten.

Die Post in Pappenheim (Feuser Stempel 2689-3, recht selten!) hatte den Brief schon ausgegeben, nahm ihn aber mit korrigiertem Namen = korrigierter Adresse wieder entgegen und stempelte artig Pappenheim R. 3. Aufgabe (unter Benutzung des alten Rayonstempels, den sie 1830 als Ersatz für den noch älteren Rayonstempel von 1802 hatten anfertigen lassen in dem Irrglauben, dass es noch Rayons zu Frankreich gäbe, was natürlich Humbug war).

Er wird dann wohl auch ein paar Tage später in München zugestellt worden sein - auch wenn man nun lesen könnte, dass der Empfänger der Graf von München war - und so einen gab es nun wirklich nicht, weder in Pappenheim, noch sonstwo.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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