Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
bayern klassisch Am: 14.10.2017 12:09:55 Gelesen: 227111# 199@  
Liebe Freunde,

die Firma Danzer in Wien schrieb am 27.12.1862 um 7 Uhr Abends "An die Löbliche Baron von Lerchenfeldsche Gut-Verwaltung in Pillham pr Neuhaus, Bayern, pr Scheerding".



Sie frankierte korrekt mit 15 Neukreuzern für einen einfachen Brief über 20 Meilen nach Bayern. Da der Ort Pillham heute nur gut 100 Einwohner hat, kann man sich seine Bedeutung vor über 150 Jahren gut vorstellen - sie tendierte gegen Null. Zu Pillham:

https://de.wikipedia.org/wiki/Pillham

Da der Absender dem Empfänger den Versand seiner bestellten Ware per Bahn avvisierte, musste dieser möglichst schnell wissen, was da für ihn ankommen sollte aus Wien, was es wog und was es kostete. Daher war die Präzisierung der Adresse sehr wichtig, weil im Falle eine postalischen Irrung u. U. die gelieferten Waren in Schärding tagelang hätten liegen können und so erhebliche Beträge an Lagergeld nach sich gezogen haben könnten.

Auch Neuhaus (am Inn) war keine Weltstadt, so dass man später mit blauer Tintenverdeutlichung notierte "per Scheerding", denn Schärding in Österreich lag Neuhaus fast gegenüber und Pillham war nicht weit davon entfernt.

Siegelseitig sehen wir nur den Stempel von Schärding vom Folgetag, mehr nicht. Da ich diese Korrespondenz kenne und praktisch nie ein bayer. Ankunftsstempel auf dergleichen Briefen aus Österreich anzutreffen ist, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass die Gutsverwaltung in Schärding ihre Post selbst abholte, zumal der Güterversand ja auch dort allein stattfand und nicht im beschaulichen Pillham.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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