Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
GSFreak Am: 22.10.2017 20:53:06 Gelesen: 2915848# 6457@  
Hallo zusammen,

diesen Inflationsbeleg habe ich erst kürzlich für meine postalische Heimatsammlung "Boppard" erworben. Der Beleg ist zwar etwas unansehnlich, "erzählt" aber folgende Geschichte:

Grundlagen:

Porto am 11.07.1923:
Brief im Fernverkehr bis 20 g: 300 Mark
Brief im Fernverkehr bis 100 g: 360 Mark

Herr G.W. Kögler aus Boppard schickte den Brief am 11.07.1923 an das Grundbuchamt des Amtsgerichts in Mülheim/Ruhr und hatte ihn mit 300 Mark (6er-Block Mi.-Nr. 209I) freigemacht. Dieser wurde entwertet mit drei Stempeln: BOPPARD 11.7.23 7-8V, Kreisstegstempel mit Gitterbögen oben und unten, UB „C“). Dieser Tagesstempel ist noch einmal solo rechts oben abgeschlagen.

Da der Brief offenbar schwerer als die auf der Vorderseite angegebenen 20 g war, hätten 360 Mark verklebt werden müssen. Daher wurde ein Einkreisstempel "Porto" sowie handschriftlich in blau 90 Mark Nachgebühr vermerkt (das Eineinhalbfache der fehlenden 60 Mark). Der Brief ging wegen Annahmeverweigerung an den Absender zurück. Der frankierte nunmehr 360 Mark oben links (1x Mi.-Nr. 221 und 2x Mi.-Nr. 208). Diese Marken wurden entwertet mit drei Stempeln: COBLENZ 1, UB "f", 19.7.23 4-5N. Der Brief ging dann offenbar erneut an den Absender zurück.

Die gesamten weiteren Eintragungen mit blauer Tinte auf dem Beleg stammen vom Absender. Auf der Vorderseite hat er die Frankaturen eingekreist und jeweils beschrieben:

I. Porto belastet mit 90 Mk.
II. Ordnungsgemäßes Porto

Rückseitig hat er dann folgenden Text an das Postamt Mülheim/Ruhr geschrieben.

Postsache!
Postamt Mülheim_Ruhr
Verweigerung ist erfolgt, weil trotz genügender Frankierung wiederum 90 Mk Strafporto zu Unrecht gefordert worden ist.
Mehr als mein ordnungsgemäß Porto nachkleben kann ich doch nicht.
Ich ersuche nunmehr um ordnungsmäßig Zustellung bei Vermeidung der Beschwerde.
Boppard, d. 25. Juli 1923
Unterschrift des G.W. Kögler

Daneben links:

90,- Mk Porto habe ich ich bereits bei der ersten Rücksendung nach der ersten Annahmeverweigerung bezahlt.



Gruß Ulrich
 
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