Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 13.11.2017 11:35:49 Gelesen: 302756# 204@  
Liebe Freunde,

nur ein Laie kann glauben, dass Dienstbriefe immer langweilig sein müssen - den Beweis für das Gegenteil tritt ein Hin- und Herbrief aus Neuburg an der Donau vom 21.1.1845 nach Ingolstadt an. Es schrieben sich die beiden Gerichte. Zuerst als R.S. portofrei mit der Briefpost.



In Ingolstadt kam er an und wurde als Fahrpostbrief am 27.1.1845 mit 2 3/4 Loth (oben links) gewogen, was nötig geworden war, weil man ihn "Mit 1 fl 9xr baar" (also dem Betrag von 1 Gulden und 9 Kreuzer Bargeld) beschwert nach Neuburg an der Donau retournieren wollte.

Hierfür war:

1) Oben die Absenderbehörde zu ändern, was man tat,
2) eine neue amtliche Expeditionsnummer zu vergeben ("N. 2070"), was man tat,
3) die Korrekturen anzubringen (C1 und C2 = Correctur 1 und 2),
4) den neuen Zielort anzugeben und den alten zu streichen, was man tat und letztlich
5) den Brief neu mit den eigenen Siegeln zu verschließen, was man auch tat.

Am 28.1.1845 kam er dann in Neuberg a. d. D. endlich an, wobei seine Barschaft ihrer Zweckbestimmung zugeführt wurde (wohl Kosten im Gerichtsverfahren).

Das er als Dienstbrief sowohl bei der Brief-, wie auch bei der Fahrpost portofrei war, hat man auch nicht jeden Tag.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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