Thema: Motiv Geologie und Lagerstätten: Bergbau, Erzaufbereitung, Metallurgie
Briefmarken-Museum Am: 24.06.2009 01:03:19 Gelesen: 390525# 64@  
Moin moin an alle und zunächst ein herzliches Danke an all diejenigen, die mir mit Ihrer abgegebenen Stimme bei der letzten Forums-Wahl zu dem Stern hinter dem alias "Briefmarken-Museum" verholfen haben.

Habe mich sehr darüber gefreut und möchte den Lesern des Thread diesmal wieder einen archäometallurgischen ca. 2 MB Bildbeitrag (englisch: archeo metallurgy of copper mining and metallurgy in good old Germany)- Gutdeutsch Industriegeschichte des Mansfelder Kupfer-Schiefer Reviers südöstlich des Harzes - kurz Hüttengeschichte anno Sommer 1834 zur "Oberhütte" nördlich (altdeutsch: von der Mitternachts-Seite) von der Lutherstadt Eisleben beisteuern.

Kupferhüttenbetriebe sind kleine mittelständische Werke, man blickt auf den Hüttenvorplatz und sieht am Wiegegalgen einen Hüttenmann (erkennbar: mit Schürze vorm Bauch). In der Hand hält er einen Teller mit angelieferten Rohstoff. Er diskutiert offensichtlich mit einem Bergmann (Leder-Schürze am Rücken) über die angelieferte Ware. Wenn ich mir den langen horizontalen Wiegebalken der Waage ansehe, dann tippe ich mal, daß die Grammgenau hinterm Komma abgerechnet haben. Briefwagen im Büro haben wesentlich kleinere Längen, die sind bereits grammgenau (nur zum Vergleich erwähnt) - im Clausthaler Bergbaumuseum ist so eine historische Waage mit dieser großen Wiegebalken-Länge ausgestellt, die haben mehrere Stellen hinter dem Komma den Goldgehalt einer Materialprobe ermittelt! An dem Haufen im Vordergrund seht Ihr wie ein Hüttenmann (wieder mit Schürze vor dem Bauch) den angelieferten Haufen beprobt. Probenahme ist ein ganz wichtiger Schritt - die Betonung liegt auf repräsentativer Beprobung. Dazu hat er die Harke genommen - die Beprobung geht über den Kegel, das bedeutet einen kegelförmiger Haufen wurde an ganz bestimmten Stellen beprobt, da sich die Klumpen über das Gewicht und die Größe entmischen. Es ist nicht egal, wo man die Probe zieht.

Auf dem Pferde-Fuhrwerk links kommen frische Erzbrocken ran. Das Material wird zu den beiden Pochjungen geliefert. Die beiden repräsentieren die damalige Erzaufbereitung - d.h. die schlagen mit dem Hammer die Erzbrocken kleiner und trennen manuell das taube Gestein ab. Eine Homogenisierung des angelieferten Roh-Materials aus verschiedenen Bergbaubetrieben dürfte dasw Ziel dieser Operation sein. Die Rohstoffe enthalten je nach Grube und Abbau-Ecke innerhalb der Grube unterschiedliche Cu-Konzentrationen, die durch Mischen vergleichmäßigt werden. Das taube Gestein wurde oberirdisch aufgehaldet - das sind die Berge rechts und links der Straße nach Eisleben. Rechts auf dem Hüttenvorplatz sieht man aufgehaldete Kokskohle, die gut staubt. Der "biedre Hüttenrauch" kommt aus dem Schornstein ungefiltert aus dem Haus in der Bildmitte. Die Schubkarren aus Holz für den Materialumschlag sind absolut zeitgemäß.

Im Hintergrund die Stadt Eisleben, die den Hüttenrauch abkriegt. Am entgegengesetzten Ende außerhalb des Ortes die Windmühle. Elektrischer Strom ist noch unbekannt. Das Wort "Auto" ebenfalls. Wohnen und Arbeiten war noch dicht beieinander.



Abschließend hoffe ich, daß der Beitrag zum Nachdenken über die Vor- und Nachteile der guten alten Zeit vom Beginn über die Weiterentwicklung der Technik(en) bis zur aktuellen Situation der Industrienation Deutschland anregt.

Vielleicht finden sich ja über die vielen interessierten Freunde des Thread weitere gute Beispiele inklusive Vorphila-Belege oder Kuxe oder ganz was anderes aus der großen Montania-Welt.

Mit besten Sammler-Grüßen und Glückauf!
Jochen
 
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