Thema: Tauschverkehr in und mit der DDR
Pilatus Am: 05.01.2008 00:22:42 Gelesen: 29876# 11@  
@ AfriKiwi [#10]

und alle, die hier ihren Beitrag leisteten, erstmal meinen besten Dank für die für mich teilweise neuen Informationen.

Erkenntnis: Erst im Anfang der 60er Jahre erkannte die DDR-Führung die Möglichkeiten, sich ihre Deviseneinnahmen nicht durch allzu viel privaten Versand von Postwertzeichen schmälern zu lassen und verfügte konkrete Bestimmungen zur Abwicklung des privaten Tauschverkehrs. Jürgen nannte den Dezember 1964. Mein Glück war also, daß meine Hochzeit des Auslandstauschverkehrs vor dieser Zeit lag, sonst wäre ich wahrscheinlich auch in Schwierigkeiten geraten.

Zur Frage, wie man mit seinem Tauschpartner bezüglich des Wertes der getauschten Marken übereinkam, lag wohl weniger am Fehlen gleichartiger Kataloge als daran, daß der Sperrwert nicht eingeschätzt werden konnte. Die Frage, ob der Michel dabei immer real war, möchte ich nicht untersuchen. Zum Beispiel waren zur genannten Zeit die Bewertungen für Marken Chinas wesentlich höher als im Lipsia. Basis konnte nur das Vertauen zum Tauschpartner sein. Das ist aber auch mit gleichen Katlogen immer mit Risiken verbunden.

Meine Tauschbasis war damals, jeder sendet dem anderen je einmal alle Neuerscheinungen seines Landes. Aus heutiger Sicht habe ich da einiges zugezahlt. Das lag einerseits daran, daß eben nicht alle Partner wirklich ehrlich waren. Ein Partner aus der CSSR hat mir z.B nicht alle dort inzwischen auch eingeführte Sperrwerte geschickt, so daß heute in vielen meiner Sätze die besten Marken fehlen. Zum anderen lag es auch an der Entwicklung der Währungen. Z. B. Israel und Indonesien. Der für mich damals und auch aus heutiger Sicht günstigste Tauschpartner war der aus Australien. Er erkannte, daß in der DDR mehr Marken verausgabt wurden als in Australien und sandte mir neben seinen Neuerscheinungen z. B. die erste Ausgabe der Norfolk Inseln und einige Neuseelands.

Trotz der auch negativen Erfahrungen bereue ich meinen damaligen Tauschverkehr nicht. Es war äußerst interessant, es war eben vordergründig Hobby, auch wenn beim Sammeln immer ein bischen Spekulation dahintersteht.

Nun zum Thema Lipsia. Sicher aus so hochwertigem Papier wie der Michel war er nicht, die Abbildungen ließen zum Teil zu wünschen übrig usw., und er war etwas mühseliger zu handhaben, weil der Preisteil getrennt war. Aber, und das ist ein großes Aber, um mit dem Europakatalog laufend zu sein, brauchte man jährlich nur etwa drei bis vier Mark auszugeben, Ostmark! Wieviel müssen wir heute dafür ausgeben, Euro ? Außerdem war er doch sehr umweltfreundlich, während wir heute als Sammler eigentlich ein schlechtes Gewissen haben müssen. Ach, Verzeihung, wozu brauchen wir hier denn ein Gewissen ?

Mit vielen Grüßen und noch den besten Wünschen für 2008,

Pilatus
 
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