Thema: Zurück und nachgeschickt
volkimal Am: 11.03.2012 09:25:02 Gelesen: 631613# 11@  
Guten Morgen zusammen,

auch von mir wieder ein altes "Schätzchen". Das Besondere an dem Brief ist, das er ganz offiziell Briefmarken aus drei Ländern trägt. Wer kennt weitere solcher Belege - gibt es vielleicht sogar einen Brief mit Marken aus vier Ländern?

Der Brief vom 16.09.1907 kommt aus Czarnowanz (Kreis Oppeln) und geht an den Kaiserlichen Oberleutnant in der Schutztruppe für S.W.A., Ritter hoher Orden Herrn Wagenführ. Als Adresse ist die Eisenbahn-Brigarde in Schöneberg bei Berlin angegeben (schwacher Ankunftsstempel auf der Rückseite 6-7 V.).



Der Brief kann nicht zugestellt werden und erhält auf der Rückseite den Vermerk "Bln. Mauerstraße 68 / beim Oberkdo. der Schutztruppen / anfr.". Der zweite Stempel aus Schöneberg ist von 4-5 N. Ein weiterer Versuch am nächsten Tag ist das Postamt W8 (blauer Vermerk "18/9. W8" auf der Vorderseite). Links steht zusätzlich "20/9. Lugano Schweiz". Die weiteren handschriftlichen Vermerke auf der Vorderseite kann ich nicht entziffern bzw. sie sind durch die Marken verdeckt.

Herr Wagenführ ist also inzwischen in die Schweiz nach Lugano abgereist. Der Brief wird damit zum Auslandsbrief (erforderliches Porto 20 Pfg.). Der Brief bekommt den T-Stempel für Nachgebühr und die handschriftliche große 15.
In Lugano angekommen werden am 22.09. zwei Schweizer Portomarken von insgesamt 15 Centimes aufgeklebt. Da Herr Wagenführ schon nach Rom weitergereist ist, bezahlt das Hotel die Nachgebühr nicht und die Marken bekommen den entsprechenden Stempel "ANNULE".

In Italien werden wiederum zwei Portomarken zu 15 Centesimi aufgeklebt und am 26.07. mit dem Stempel "Roma/Distribuzione" entwertet. In Rom hat Herr Wagenführ den inzwischen postlagernden Brief abgeholt.

Im Buch "Die Nachgebühr der Deutschen Reichspost von 1871 bis 1945" von Renny Horst Hagel heißt es: Der Weltpostkongress in Rom (Vertrag vom 26.5.1906) setzte bei allen frankierten Postsendungen fest, dass der einzuziehende Fehlbetrag schon als doppelter Portofehlbetrag in Centimes auf den Brief- und Postkartenvorderseiten anzugeben, auch hier zur Erleichterung der Umrechnung in die Landeswährung.

Der doppelte Portofehlbetrag waren 20 Pfennig. Stimmt es, dass diese 20 Pfennig im Jahre 1907 gerade 15 Centimes entsprachen?

Ich wünsche einen schönen Sonntag
Volkmar
 
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