Thema: Moderne Privatpost in Deutschland
Stefan Am: 04.05.2013 20:25:25 Gelesen: 2304869# 687@  
@ sachsen-teufel [#685]

Die damalige Internetseite http://www.aivos.de ist nicht mehr aktiv, ich gehe davon aus, daß es diese Firma nicht mehr gibt bzw. diese nicht mehr im Briefdienstsektor tätig ist.

Richtig. Aivos war als Franchiseunternehmen bundesweit aktiv in den Jahren (ca.-Angabe) 2000-2004, abhängig von der jeweiligen Niederlassung. Es handelte sich hier meines Wissens nach um einen der ersten ernstzunehmenden Versuche (vor dem Ende der Liberalisierungsphase 31.12.2007), eine bundesweite Zustellung unabhängig von der Deutschen Post AG auf die Beine zu stellen. Die PIN Group S.A. kam erst später. Die ArGe Privatpost-Merkur hat in den letzten Rundbriefen einiges über die seinerzeit existenten Aivos-Niederlassungen veröffentlicht. Allerdings stehen bei einigen Niederlassungen mehr Fragen als Antworten im Raum und hier kann man als Sammler noch forschend tätig werden, auch wenn die Thematik teils kaum älter als 10 Jahre ist. Aivos-Belege sollten generell möglichst sorgfältig aufbewahrt und gern hier veröffentlicht werden. ;-)

Nachfolgend die Internetseite von Aivos aus der Mottenkiste geholt (Stand Juni 2004): http://web.archive.org/web/20040605041730/http://www.aivos.de/

@ EdgarR [#686]

Messerscharfe Schlussfolgerung daraus: Die "Mutter" Main Post Logistik und die "Tochter" BriefLogistik Oberfranken benutzen nicht nur dieselbe Kodier-Software sondern tauschen auch komplett die Sendungsdaten aus, sodass eine Neuerfassung bei Übergabe von "Mutter" an "Tochter" nicht notwendig ist. Einverstanden, Pete?

Dies wäre die erste von mehreren (theoretischen) Möglichkeiten, richtig. Die MainPostLogistik kennt die Zustellbezirksstrukturen (PLZ/Straße/Hausnummer zu Zustellbezirk XYZ) der BriefLogistik und hat diese entsprechend in der eigenen Software zur Sendungserfassung (manuell/maschinell) hinterlegt.

Möglichkeit 2a: die MainPostLogistik codiert die eigenen Sendungen für die BriefLogistik und liefert die Sendungen (nach Zustelldepot sortiert) entsprechend bei der BriefLogistik ab. Im Briefzentrum der BriefLogistik werden die Sendungen kistenweise umgepackt (d.h. die Kisten werden ungeöffnet dem jeweiligen Zustelldepot zugewiesen). Im Zustelldepot wird die Kiste der MainPostLogistik geöffnet und die darin enthaltenen Sendungen dem jeweiligen Zusteller zugeordnet. Dieser steckt dann die Sendungen entsprechend seiner Zustellroute (tagsüber). In diesem Fall wäre man auf die Angaben der MainPostLogistik zwecks Abrechnung der reinen Zustelldienstleistung angewiesen, ohne dies en détail nachprüfen zu können.

Möglichkeit 2b: die MainPostLogistik codiert die eigenen Sendungen für die BriefLogistik und liefert die Sendungen (mehr oder weniger nach Zustelldepot oder Zustellbezirk sortiert) bei der BriefLogistik ab. Im Briefzentrum der BriefLogistik werden die Sendungen entweder manuell nach dem Zustellbezirk durch Einwurf in die entsprechende Kiste absortiert (die Zustellbezirksangabe ist bereits vorhanden) oder die BriefLogistik liest die Sendungen erneut ein (Kamera ausgerichtet anhand der Zustellbezirksangabe). Alternativ wäre auch eine komplette maschinelle Neuerfassung der Sendungen anhand der Empfängeranschrift vorstellbar. In beiden Fällen wäre der Druck von eigenen Informationen über die eigene Briefsortiermaschine ausgeschaltet bzw. kann ausgeschaltet werden. Wie schaut die Briefrückseite bei C6-Sendungen aus? Tauchen bei derartigen Stücken rückseitig zwei orangefarbene Codierungen auf?
Was im ersten maschinellen Durchlauf maschinell dem Zustellbezirk zuzuordnen ist, wird dem jeweiligen Zustellbezirk maschinell zugewiesen. Der verbleibende (möglichst minimale) Rest wird manuell absortiert. In diesem Fall kann/könnte man auf die Angaben der MainPostLogistik zwecks Abrechnung der reinen Zustelldienstleistung anhand eigener Daten nachprüfen.

In NRW kommt es ebenfalls vor, dass ein Briefdienstleister für einen anderen Briefdienstleister codiert und die Zustellbezirksangabe druckt. Seit ca. März/April 2011 besteht eine derartige Zusammenarbeit zwischen TNT Post Essen (ab Mai 2011 in Bochum) und TNT Post Neuss.

Möglichkeit 3: die MainPostLogistik hat die Sortierung für die BriefLogistik übernommen und die Sendungen werden nicht mehr durch die BriefLogistik selbst bearbeitet. Diese Überlegung ist allerdings aktuell ausschließlich theoretischer Natur.

Bis weitere Belege vorliegen, würde ich auf die Möglichkeit 2a oder Möglichkeit 2b als wahrscheinlichste Erklärung tippen.

Bei gleichen technischen Voraussetzungen wäre diese Thematik ein Projekt sicherlich größeren Umfangs innerhalb der Mail Alliance bzw. P2 - die zweite Post, die an sich unnötige doppelte Arbeit der Sendungserfassung bei kooperierenden Briefdienstleistern möglichst zu minimieren. Die PIN Group machte augenscheinlich seinerzeit den ersten Schritt in diese Richtung und schaffte für größere PIN-Niederlassungen mit maschineller Briefsortiertechnik ausschließlich Briefsortiermachinen eines Herstellers an, d.h. Modelle von Böwe, Bell & Howell. Die Ausnahme von der Regel fiel auf PIN Langenfeld (alias West Mail) und PIN Münster (alias Brief Direkt); hier wurde die vorhandene Technik von Pitney Bowes weiterverwendet. Einige PIN-Töchter schafften es, den UPOC ("0100XX...") vom einliefernden Briefdienstleister zu übernehmen (Bsp. PIN Mail Hannover, Braunschweig, Göttingen) und dadurch eine Sendungsverfolgung (von PIN-Niederlassung A nach PIN-Niederlassung B) zu ermöglichen.

Gruß
Pete
 
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