Thema: Moderne Privatpost in Deutschland
DL8AAM Am: 03.07.2013 14:42:47 Gelesen: 2284448# 720@  
@ mumpipuck [#718]

Nun möchte ich auch mal was sagen. Leider ist, wie Pete schon schrieb, eine generelle und einfache Aussage kaum möglich, aber grundsätzlich gilt, "je grösser die absendende Institution ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Freistempler-Franktur wirklich vom Absender selbst stammt". Selbst, wenn im Kundenklischee "Firma ABC" steht, muss das Gerät noch lange nicht zwangsläufig vom Absender selbst betrieben werden. Viele größere Firmen und Institutionen lassen nämlich ihre Post von externen Dienstleistern abholen, frankieren und einliefern. Zum Teil werden auch Dienstleister eingeschalten, die die Sendungen für den Absender drucken lassen, früher nannte man so etwas outgesourctes Schreibbüro, heute würde diesen Part unter den schwammingen Oberbegriff "Lettershop" zusammenfassen. Die bieten fast alles an, von individuellen Schreiben, die per Internet an die Druckerei übermittelt werden, über Strafzettel und Rechnungen (inkl. Mahnungen) bis zur Mailing- bzw. Werbeaktion und Katalogerstellung, -druck und -versand, alles ist denkbar.

Als einfacher Empfänger kann man die wirkliche Herkunft kaum unterscheiden, da sich die "Lettershops" und Frankierservices nur selten gegenüber dem Postempfänger zu Erkennen geben. In den Anschreiben steht in aller Regel ja der echte 'verursachende' Absender. Werden Freistempler zur Franktur eingesetzt, werden oftmals Kundenklischees dieser Absender geschaltet, so dass der Empfänger denkt, die Sendung stammt aus einer Poststelle im tiefen Keller der Versichung XYZ selbst. Fehlt ein Kundenklischee vollkommen, sollte man zuerst an einen Fremdbetreiber denken, muss ab er nicht immer stimmen.

Eine Aussage gelingt meist (bzw. immer öfters) trotzdem, wenn man viele 'hunderte' von Belegen gesichtet hat. Wenn auf einmal ein Gerät (individuelle Gerätenummer) auf Sendungen von 50 verschiedenen Absendern auftaucht, kann man zumindest schon einmal sagen, dass der Absender bestimmt nicht der Versender bzw. Frankierer ist. ;-) Damit steht aber noch lange nicht fest, wer denn der echte Anwender des Geräts ist. Hilfreich sind dann seltene Einzelbelege, wo der Frankierservice mal sein eigenes Kundenklischee verwendet, z.B. "Service-Center" von TNT/PostCon. Ähnliche Klischees sind u.a. von Freesort und DP InHaus Service bekannt. Neben diesen großen Konsolidierern, bieten aber die meisten örtlichen Privatpostdienstleister einen Frankierservice (für Abgaben an die DPAG) an. Im Prinzip hilft nur Sammeln, viel Sammeln und noch mehr Sammeln, je mehr desto besser, dann sichten und versuchen Gemeinsamkeiten und Verbindungen zu erkennen. Je mehr Kumpelse man hat, die Firmen- oder Behördenposteingänge besorgen können, desto besser, je mehr unterschiedliche "Geschäftsfelder" diese Firmen abdecken, desto noch besser. Gerade das Detektivspielen macht hier den Spass aus. Wenn die Frau, alle 2 Tage die Augen verdreht, wenn Du wieder 4-5 Kopierpapierkartons voller Altpapier aus Deinem Auto auslädst, in die gute Stube buckelst, auf dem Wohnzimmerteppich auskippst und dutzende kleine Häufchen machst, hast Du alles richtig gemacht, um in 1-2 Jahren eine erste vage Idee zu bekommen. Man kann aber auch hier im Forum mal fragen. ;-)

Viel Spass beim Hobby
und beste Grüße aus der Regenstadt Göttingen
Thomas
 
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