Thema: Moderne Privatpost in Deutschland
Stefan Am: 08.10.2013 22:12:01 Gelesen: 2252790# 754@  
@ EdgarR [#748]

Mit der Allgäumail stimmt auch irgendwas nicht. Die Zustellorte werden immer weniger.

Die von Allgäu Mail inserieren alle paar Tage bei uns in der Tageszeitung. Auf einer Deutschlandkarte wird das Zustellgebiet angezeigt. Habe so den Eindruck als werden die weißen Stellen immer mehr, besonders im Münchener Raum ist mir das sehr aufgefallen, dass das plötzlich weiß wurde.


München ist ein alter Hut. ;-) Im Mai 2011 verschwand die Süd-Post (1) aus München von der Bildfläche. TNT Post hatte sich als Anteilseigner aus München zurückgezogen. Der "Nachfolger" der Süd-Post, die Munich Mail hielt lediglich wenige Monate durch und verschwand ebenfalls 2011 vom Markt. Seither dürfte München einen weißen Fleck darstellen. Gleiches gilt für den Großraum Hamburg: Ebenfalls im Mai 2011 zog sich TNT Post aus Hamburg zurück und das Geschäft wurde vom Elbkurier übernommen. Der Elbkurier verschwand Ende Dezember 2011. Aktuell werden lediglich wenige PLZ in Hamburg von einem Partner der Mail Allaince in Eigenregie zugestellt.


@ Richard [#749]

Daher die Frage: Wie laufen solche Partnerschaften ab ? Bekommt "Küsten-Mail" eine Zahlung von "Allgäu Mail", wenn dort 100 Briefe zugestellt werden ? Oder gibt es Clearing-Stellen, bei denen nur die Spitzen (mehr Lieferung als Zustellung oder umgekehrt) verrechnet werden, wie auf einem Bankkonto ? Oder stellen alle Partnerfirmen kostenfrei zu ?

Nein, eine kostenfreie Zustellung erfolgt m.E. normalerweise nicht; dafür sollten i.d.R. die zuzustellenden Sendungsmengen zu unterschiedlich sein. Entweder bestehen zwischen einzelnen Briefdienstleistern Verträge (mündlich, schriftlich) über eine Kooperation oder man unterschreibt als Partner der PIN Group, P2 - die zweite Post bzw. der Mail Alliance eine entsprechenden Vertrag.

Generell sollte innerhalb des jeweiligen Briefzentrums eine Zählung der Sendungen, abhängig von der Leistungsart (unversichert oder versichert; vollbezahlt oder Infopost) und vom Sendungsformat erfolgen, welche von Partner A an Partner B gegeben werden. Demnach muss Partner A dem Partner B einen gewissen Betrag für die Zustellung der Sendungen zahlen (sofern nicht Partner B auch Sendungen an Partner A gibt und dies - z.B. monatlich - verrechnet werden kann).

Der Partner A erhält vom Absender den vollen Betrag für die zuzustellende Sendung, führte allerdings lediglich ein Teil der Arbeiten (Bsp. Abholung und Sortierung der Sendung) durch. Die personal- (und kosten-)intensive Zustellung der Sendung wird dem Partner B überlassen. Die Berechnung bzw. Verrechnung erfolgt im Nachhinein. Dies setzt natürlich voraus, dass Partner B den Partner A bei sich als Kunden im Sendungserfassungs- und Abrechnungssystem angelegt hat.

Bei der Anfang 2008 ins Schlingern geratenen PIN Group existierte seinerzeit sogar eine Tochterfirma - die PIN Clearing GmbH aus Würzburg - innerhalb des Konzerns, welche für die Verrechnung der zuzustellenden Sendungen innerhalb der PIN Group zuständig war. Die Arbeit der PIN Clearing GmbH wurde sicherlich nicht einfacher, als immer mehr PIN-Töchter zuerst in die Insolvenz und drei Monatsgehälter (d.h. etwas mehr als zwei Monate) später in den Konkurs gingen.

Ich nehme an, dass bei P2 - die zweite Post die Verrechnung der zuzustellenden Sendungsmengen zentral vom Firmenhauptsitz in Griesheim erfolgt. Mich würde eine vergleichbare Vorgehensweise bei der Mail Alliance ebenfalls nicht überraschen. Eine entscheidene Grundlage generell ist eine identische Klassifizierung der zur Zustellung von Partner A an Partner B übergebenen Produkte (unversichert oder versichert; vollbezahlt oder Infopost). Bei ca. 50 Partnern (P2 - die zweite Post) bzw. ca. 150 Partnern (Mail Allaince) könnte bzw. würde sonst ein heilloses Durcheinander entstehen. Nicht jeder Briefdienstleister orientiert sich an den Produktklassen der DPAG. Manch ein Partner rechnet nur nach Gewicht ab, der nächste Partner orientiert sich ausschließlich am Sendungsformat (unabhängig vom Gewicht) und der dritte Partner übernimmt die Klassifizierung der DPAG nach Standard/Kompakt/Groß/Maxibrief (der Absender ist es halt so gewöhnt) und setzt eigene Bezeichnungen sowie Preise dahinter. Dadurch kann daher ein C6-Brief mit einem Gewicht von 75 Gramm entweder ein Großbrief (51-500g) oder normaler C6-Brief sein, je nach Sichtweise.

Gruß
Pete

(1) http://zustellerin.org/news/sued-post.html
 
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