Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
juni-1848 Am: 11.01.2014 19:41:49 Gelesen: 4175413# 2775@  
@ inflamicha [#2774]

Zeitgeschichte pur - und sehr schön aufgedröselte Erklärung insbesondere zu den Kontrollorganen jener Zeit.


Heute eine einfache Postkarte zur Dokumentation damalig umständlicher Proceduren im Zahlungsverkehr:



(Datenbank # 4663)

Aus der PP 2 (1.8.1916 - 30.9.1918) stammt dieser Vordruck einer "Empfangsbestätgung für eine Postanweisung" (als Postkarte) ab Czersk nach Berlin vom 8.9.1916, portorichtig frankiert mit Germania 7,5 Pf.

Das Formular "Empfangsbestätgung für eine Postanweisung" ist zumeist aus Bayern bekannt. Deshalb wird es hier gezeigt, obwohl es stark vergilbt und an den Rändern "unruhig" ist sowie einen schweren Mittelbug hat.

Dieser Formularvorfdruck "Empfangsbestätgung für eine Postanweisung" wurde teils von der Post zur Verwendung ausgegeben.

Rückseitig erkennen wir das Datum 28.8.16, den Ort des Empfangs, den Wert (15 Mark) der Postanweisung und die den Empfang bestätigende Unterschrift des Empfängers, der die Karte am 8.9.16 an den Aufgeber American Express in Berlin retournierte. Erst am 25.9.16 stempelte der Empfänger den Eingang und wusste, dass sein Geld gut in Czersk angekommen war.

Wichtig bei diesem Zahlungsverkehr war, dass der Geldbetrag beim Empfänger eingegangen ist. Dies galt es zu bestätigen. Einen Nachweis über die Absendung einer Bestätigung des Erhalts eines Postanweisungsbetrages hätte man zwar beibringen können, aber nicht müssen. Bei dem Erhalt des Anweisungsbetrages war dieser ja zu quittieren und von daher allein hatte man "amtlich" einen Nachweis, der seinerzeit mindestens 2 Jahre aufgehoben, also auch nachweisbar war. Ohne die Empfangsbestätigung hätte der Zahlende nicht den Empfänger der Überweisung sondern die auszahlende Stelle befragt, wo der Betrag geblieben war. Letztere hätte über den im Annahme- und Auszahlungsregister als erhalten und quittiert erkannten Betrag eine Bestätigung an die Aufgabepost zurück gesendet.

Mit zunehmender "Automatisierung" entfielen diese umständlichen und zeitraubenden Proceduren - etwa bei "Warenlieferung erfolgt nach Zahlungseingang".

Der Ort CZERSK genoß schon kurz nach seiner Gründung ab 1386 bis 1772 "Stadtrechte". Die 1827 eröffnete "Handels"-Straße Berlin – Königsberg und die ab 1873 in Betrieb genommene OSTBAHN-Linie führten zu einem starken wirtschaftlichen Aufschwung mit deutlicher Zunahme der Einwohnerzahl. Auf Grundlage des Versailler Vertrages wurde Czersk 1920 polnisch und zählte schon weit über 6.000 Einwohner. 1926 bekam Czersk wieder "Stadtrechte". Zwischen 1939 und 1945 war die Stadt von der Wehrmacht besetzt und wurde 1942 in HEIDERODE umbenannt. Nach dem 2. Weltkrieges wurde sie wieder polnisch.

Mit Sammlergruß, Werner
 
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