Thema: Motiv Musik
Altmerker Am: 13.01.2014 19:24:44 Gelesen: 245892# 61@  
@ wajdz [#47]

Mein Schumann-Interesse kommt (auch) von der journalistischen Seite. Die WVD Postservice-Partner Chemnitz GmbH legte zu Ehren dieses musikalischen Sohnes ihres Verbreitungsgebietes in Sachsen eine Privatpostmarke auf. Der Marken-Wert zu 1,30 Euro kommt beim XL-Brief (DIN C4 und DIN B4) zum Einsatz und bildet im Hintergrund die „Neue Zeitschrift für Musik“ ab. Auf der „Maximum-Karte“ sieht man das Zwickauer Schumann-Haus.

Schließlich erblickte der Schöpfer zahlreicher Lieder und Liederzyklen, von Klavier-, Orchester- und Kammermusikwerken sowie der Oper „Genoveva“ am 8. Juni 1810 in Zwickau das Licht der Welt. Robert Schumann studierte zunächst Jura in Heidelberg und Leipzig. Dort nahm er Klavierunterricht bei Friedrich Wieck und heiratete 1840 dessen Tochter, die Klaviervirtuosin Clara. Er sagte der Jurisprudenz ade, obwohl ihm eine Karriere als Pianist durch ein Fingerleiden unmöglich war. Neben seinem kompositorischen Schaffen gründete er 1834 die „Neue Zeitschrift für Musik“, die er mit großem Enthusiasmus ein Jahrzehnt als Redakteur führte. Die Neue Zeitschrift für Musik (NZfM) gilt heute als die älteste noch existierenden Musikzeitschrift der Welt.

Schumann wie dessen Nachfolger als Chefredakteur, Franz Brendel, unterrichtete in Leipzig der Klavierpädagoge Friedrich Wieck, Schumanns späterer Schwiegervater. Schumann hatte keine große Meinung von Brendel. Er fand ihn als Autoren für die NZfM nicht herausragend und lag in seiner Auffassung von Musik weit ab von Brendels Musikverständnis. Für den romantischen Schumann war Musik eine Sprache ohne Worte, die tiefer lotete als jede Vokabel. Brendel stand eher für Franz Liszt und dessen „Symphonische Dichtungen“.

Jahre nach seinem Rückzug aus der Redaktion hagelt es in der NZfM schwere Angriffe gegen die Tonkunst von Robert Schumann. Sie attestierte ihm, sein Werk sei „manieriert und verkommen“ und Brendel höchstselbst verreißt Schumanns einzige Oper „Genoveva, der es „an Licht und Schatten“ fehle“, als „monoton“. Kurz bevor Schumann in die Psychiatrie Endenich eingewiesen wurde, lieferte er sich mit Brendel nochmals ein hartes schriftliches Gefecht.

In der von ihm gegründeten „Neue Zeitschrift für Musik“ erschien für den 1856 in der Endenicher Nervenklinik gestorbenen depressiven Robert Schumann einer der peinlichsten Nachrufe der Musikgeschichte: Sein Nachfolger Franz Brendel platzierte ihn völlig emotionslos im Anzeigenteil zwischen allerlei Reklame.
Schumann hat heute Weltruhm und wird von Klavier-Eleven wie Profis immer wieder gespielt. Sein „Nachrufer“ stand frustriert bis zu seinem Tod – 12 Jahre nach Schumann – an der Redaktionsspitze der NZfM.


 
Quelle: www.philaseiten.de
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