Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
juni-1848 Am: 24.01.2014 01:23:38 Gelesen: 4138630# 2821@  
@ JoshSGD [#2819]

Diese beiden Begriffe Markenportospanne (Marken-Portospanne, kurz MPS) und Markenspanne (kurz MS) werden heute von Infla-Sammlern kaum mehr genutzt. Altmeister Gustav Kobold erläuterte in seiner Schrift "Inflationsbriefe, Belege zur deutschen Post-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte" (INFLA Bücherei, Band 44) mit diesen Begriffen, wie auch Marken kleinerer Wertstufen einige Portoperioden später noch geachtet und möglichst "portogerecht" aufgebraucht wurden.

Die Markenportospanne (MPS) ist das Verhältnis der kleinsten Wertstufe zum Porto des Beleges. Die Markenspanne (MS) ist das Verhältnis der kleinsten zur größten Wertstufe.

Als Rechenbeispiel diene dieser Beleg von Michael (inflamicha) [#2816] ein paar Beiträge weiter oben:

MPS = 5.000 : 350.000 = 1 : 70
MS = 5.000 : 100.000 = 1 : 20

Kobold deutete an, dass MPS von 1 : 200 schon zu den Ausnahmeerscheinungen gehören, MPS von 1 : 1000 und größer durchaus als Raritäten zu bezeichnen seien.
Dröselt man dann noch die Begriffe Vielfachverwendungen und Massenverwendungen auseinander, sollte selbst dem allerletzten Belegesammler klar werden, wie "oberflächlich" die einschlägigen Briefmarkenkataloge insbesondere mit der Bewertung von Mischfrankaturen umgehen.

Und wie beachtenswert der "portogerechte" Aufbrauch kleinerer Wertstufen ist, macht eine kleine Statistik deutlich. Während 1 : 1000 bis 1: 2000 noch hie und da auszuspähen sind, wird es bei größeren MPS arg dünn. Seit der Jahrtausendwende konnte ich nur 7 "bezahlbare" Belege erbeuten mit einer MPS von 1 : 10.000 und größer.

Zu guter letzt ein weiteres Beispiel aus der PP 17 (1.9. bis 19.9.23) in MiF mit der "orangeroten" 100 Tsd Queroffset (Marke mit der höchsten Wertstufe auf dem Beleg):



(Datenbank # 4613)

Fernbrief über 22 g (Porto 100 Tsd M) mit Wertangabe 400 Tsd Mark (Porto Einschreiben = 75 Tsd M, Versicherungsgebhür = 8000 M) vom 19.9.23 ab Hannover 1 nach Berlin NW7.

Die 183 Tsd Mark (Porto und Gebühren) wurden portorichtig frankiert mit 20x Mi. 209 (50 M), 3x Mi. 255 (4000 M Queroffset), 2x Mi. 256 (5000 M Queroffset), Mi. 257 (100 Tsd M Queroffset), 2x Mi. 284 (30 Tsd M auf 10 M Aufdruck).

Der Beleg ist doppelt geprüft: INFLA Berlin und Düntsch.

Ganz ungewöhnlich sind das Material und die Farbe "Orange" der rückseitigen Siegel.

MPS = 1 : 3660 (Markenportospanne), MS = 1 : 2000 (Markenspanne).

Einen flotten Freitagsspurt ins Wochenende wünscht Euch
Werner
 
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