Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
juni-1848 Am: 02.02.2014 23:47:57 Gelesen: 4132866# 2849@  
@ inflamicha [#2843]

Zu Deinem Devisenkontrollbeleg: Die Inhaltsangaben auf der inneren Briefklappe stammen nicht vom Absender, sondern von den Kontrollbeamten, die hatten ab einem bestimmten Zeitpunkt so zu verfahren. Ich hatte vor einiger Zeit ein Gespräch mit einem Spezialisten für dieses Gebiet, der erklärte das als Reaktion auf Diebstähle aus kontrollierten Briefen, es gibt wohl auch eine Dienstanweisung dazu. Ich selbst habe 2 solche Stücke, auch hier sind Inhaltsangaben innen notiert worden. Ich habe Deine Formulierung in der Belegedatei erst mal so stehen lassen, kannst es ja selbst korrigieren wenn Du willst.

Danke für den Hinweis zu (Datenbank # 4610). Schon korrigiert, denn:

Bei diesem Brief ist das logisch, zumal die handschriftliche Inhaltsangabe sowie die Stempel der Kontrolleure sich an der geöffneten und wieder zugeklebten Seite befinden (auf der Abbildung sind UNTEN die Spuren des weißen Klebezettels zu sehen, der seitlich angebracht war). Der Absender hätte seine Notiz nur im Bereich der geöffneten Klappe anbringen können. Mir lag dereinst ein Brief vor, der eine solche Notiz innen auf der rückseitigen Klappe aufwies (also zwingend vom Absender angebracht), während zwei Kontrollstempel innen an der einzig aufgeschnittenen Seite abgeschlagen waren.

Langer Rede kurzer Sinn - um diesen Beleg aus der PP 17 (1.9. bis 19.9.1923) handelt es sich – und natürlich darf die Mi. 257 nicht fehlen:


(Datenbank # 4610)

Für Briefsendungen nach Österreich galt am 7.9.13 der Inlandstarif zwar postalisch, für den Devisen- und Wertpapierverkehr war Österreich jedoch Ausland.

Der Ingenieur Fölsche aus Halle (Saale) sendete von Anleihen abgeschnittene Zinscoupons an seine Wiener Bank. Die Devisenkontrolleure mussten in folge einer Dienstanweisung aufgrund von "Inhaltsschmälerungen auf dem Postweg" (so die verharmlosende Umschreibung für Inhaltsdiebstahl) vorschriftsmäßig mit handschriftlichem Vermerk innen auf der geöffneten Briefseite den vorgefundenen Inhalt notieren "60 Stück Coupons" und mit ihren Kennungen (Dreieckstempeln "17, "24" und "39") bestätigen. Danach verschlossen sie den Brief wieder mit einem Kontrollzettel (hier die Nr. "4"). Die Zurücksendung eben wegen dieser Coupons dokumentiert der 5-zeilige Rahmenstempel "Zurück \ Zufolge Verordnung im \ Reichs-Gesetzblatt Nr. 9/1923 \ laut Einlage \ Postüberwachungsstelle Dresden." nebst weiterer violetter Dreickstempel "1", "7", "17" sowie Einkreiser "4." in rot.

Dieser Fernbrief der 2. Gewichtsstufe (100 Tsd M.) per Einschreiben (75 Tsd M.) wurde korrekt frankiert mit Queroffset-Bogenteil 4x5 Stück der 3000 M (Mi. 254, rückseitig) und 100 Tsd M. (Mi. 257) sowie Aufdruck 3x 5 Tsd M. (Mi. 277) und die Marken mit dem Kreisgitterstempel "HALLE \ * (SAALE)1 t" entwertet.

Die 1879 gegründete Firma R. Fölsche OHG entwarf, konstruierte, projektierte Maschinen, Apparate, Elfa-Spezialentladeanlagen sowie Klär- und andere Anlagen, vor allem für die Stärke-, Zucker- und Zellstoffindustrie im In- und Ausland, später auch für die Braunkohlenindustrie in Mitteldeutschland.

Wünsche allen einen genialen Start in die Woche,
Werner
 
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