Thema: (?) (174) Bahnpost: Besonderheiten der Postbeförderung
Totalo-Flauti Am: 15.05.2014 22:02:31 Gelesen: 108250# 22@  
Liebe Sammlerfreunde,

auf der Ansichtskarte ist der Leipziger Postbahnhof aus Richtung Gleisfeld abgebildet. Im Postbahnhof befand sich das Postamt Leipzig N 18. Die Inbetriebnahme erfolgte zum 01.10.1912. Der Bau wurde etwa mit sieben Jahren zeitgleich mit dem Hauptbahnhof fertiggestellt. Es war seinerzeit der größte Postbahnhof. Mit 28 Gleisen war der Postbahnhof nicht viel kleiner als der Hauptbahnhof. Der Postbahnhof wurde als Kopfbahnhof an der "Ecke" Brandenburger Strasse / Rohrteichstrasse gebaut. Das Betriebsgelände erstreckt sich über knapp 58.000 m² und kostete über 4 Mill. Reichsmark. Ca. 16.000 m² waren überdacht. Im Postbahnhof wurden ein Annahmepostamt, ein eigenes Heizwerk, das Telegraphenzeugamt, ein Beutelreinigungswerk, Batterieladeeinrichtiungen und Werkstätten eingerichtet. Für die Bahnschaffner und Begleiter der Bahnposten waren Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden. Es waren noch weitere Verwaltungs- und Lagergebäude auf dem Gelände zu finden.

Dem Postamt wurden folgende Aufgaben zugeteilt:

- Wahrnehmung des gesamten Paketverladeverkehrs aus und für Groß-Leipzig und Umschlag der durchgehenden Sendungen,
- Abfertigung sämtlicher bei der Annahmestelle des Postamtes angelieferten Postsendungen
- Wahrnehmung der Geschäfte einer Grenzausgangspostanstalt im Verkehr mit Österreich/Ungarn
- Regelung des gesamten Postkraftwagenverkehrs für Groß-Leipzig.

In der alten Leipziger Packkammer mit einer Fläche von 3.282 m² wurden 1911 10,4 Mill. Stück in abgehender und 4,8 Mill Stück in ankommender Richtung bearbeitet. Weiterhin wurden täglich 100.000 Stück (auf das Jahr also 36 Mill. Stück) im Durchgangsverkehr umgeschlagen. 1915 mußten dagegen im Ein- und Abgang 300 Güter- und Bahnpostwagen in 24 Stunden bewältigt werden.

Der Betrieb innerhalb des Postbahnhofs wurde bis in die 1970-ziger Jahre überwiegend mit Elektrokraftwagen durchgeführt. Bis 1931 erfolgte die Verteilung und Sortierung der Postsendungen noch per Hand. Erst nach und nach wurden Sortieranlagen verwendet.

Die Stilllegung erfolgte 1994 im Zuge der Einstellung des Bahnpostverkehrs. Allzu viel steht von den alten Gebäuden heute nicht mehr. Die Gleise sind komplett abgebrochen worden. Die Frachtpost wird seit 1995 im Frachtzentrum neben dem Briefzentrum 04 in Radefeld in der Nähe des Leipziger Flughafens und direkt an der A 14 bearbeitet.



Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Flauti

Literatur: Michael Reinboth, Sieghard Marsteller Vom Postamt Leipzig 18 zum Frachtpostzentrum Radefeld, Post-und Telekommunikationsgeschichte Heft 1 1997 Regionalbereich Ost ISSN 0949-8095
 
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