Thema: Belege aus der eigenen Familiengeschichte
volkimal Am: 08.06.2014 14:57:47 Gelesen: 300470# 67@  
Hallo zusammen,

weiter geht es mit der Gefangenschaft von Familie Hübner. Bisher habe ich mich grundsätzlich an die Regel gehalten und ausschließlich Belege gezeigt, die ich selbst besitze. Um die Gefangenschaft von Hübners vollständig zu dokumentieren muss ich davon abweichen und einige Belege aus anderen Sammlungen zeigen.

Vor einigen Jahren ist auf einem Flohmarkt in Berlin die Korrespondenz von Hübners aufgetaucht. Einige der Stücke konnte ich kaufen, aber natürlich nicht alle. Zusätzlich sind im Archiv der Berliner Mission zahlreiche Briefe von Herrn Hübner vorhanden. Sie lagern heute im Kirchlichen Archivzentrum Berlin. Die Belege aus der Mission sind als pdf-Datei herunterladbar. Ihr erkennt sie daran, dass es schwarz-weiß Abbildungen sind.

Aus den Lagern am Nyassasee (letzter Beitrag) und aus Fort Johnston (heute: Mangochi) sind mir leider keine Briefumschläge und damit auch keine Stempel bekannt. Wie die folgende Karte zeigt, war Familie Hübner vom 21.Juli 1916 an im Lager Blantyre wieder vereint. Leider dauerte diese gemeinsame Zeit nicht allzu lange.



Es ist eine Karte vom Roten Kreuz in Genf an die Berliner Mission mit der Information, dass Gustav Hübner im Lager Blantyre interniert ist. Die folgenden Texte sind aus der Korrespondenz mit Direktor Axenfeld von der Berliner Mission. In einem Brief der Berliner Mission vom 11.10.1916 (Archiv Nr. 91) an Gustav Hübner heißt es:

Müssen wir mit der Möglichkeit rechnen, daß Euch nach einiger Zeit von Eurer Obrigkeit die Frage vorgelegt wird, ob Ihr nach Europa Euch zurückbringen lassen, oder ob Ihr dort verbleiben wollt… Eine weite Seefahrt ist z. Zt. Beschwerlich und wegen der Minen und des Unterseebootkrieges mit Gefahren verbunden…

Gustav Hübner schreibt am 17.10.1916 (Archiv Nr. 94) aus Blantyre an Direktor Axenfeld:

Unser Los hat sich nun auch entschieden, am 20. Oktober werden wir weiter transportiert und eskortiert nach Indien, die Familien bleiben dagegen hier, was aus ihnen wird, weiß man nicht, es heißt: sie sollen nach Deutschland gebracht werden. Kriegsgefangene werden gleich behandelt von den Briten, ganz gleich ob sie Soldaten waren oder nicht. Der Heimat entführt, verloren fast alle Sachen, trennt man nun auch die Familien ohne Rücksicht ob die Familie darunter zu Grunde geht oder nicht…

Brief von Gustav Hübner vom Schiff im Indischer Ozean vom 1.11.1916 (Archiv Nr. 95c):

Was ich in meinem vorigen Brief andeutete ist zur Tatsache geworden, seit dem 20.10. befinden wir uns auf der Reise nach Indien, morgen sollen wir nach Daressalam kommen, von da bringt uns das Schiff nach Mombasa und von dort soll ein ander Schiff uns in die asiatische Verbannung führen. Wir werden wie gefangene Soldaten angesehen und demgemäß verpflegt. – Für ältere Leute gerade nichts Angenehmes. – Mehr sorgen wir uns noch um die eigenen Familien, die nun allein die beschwerliche Reise machen müssen…



Brief von Herrn Hübner aus dem Lager Mombasa an seine Frau im Lager Blantyre vom 13.11.16. Der Brief wurde in Mombasa geöffnet und zensiert und erhielt dabei den Verschlusszettel und zwei Zensurstempel. Aus Blantyre stammen der runde Zensurstempel und der Ankunftsstempel.

Viele Grüße
Volkmar
 
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