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Thema: Deutsche Besetzung WK 1 Belgien Zensurpost
Mondorff Am: 08.03.2018 20:41:43 Gelesen: 10776# 1 @  
Belgien deutsche Besetzung 1. Weltkrieg

In einem Posten Gs.-Postkarten der Besetzungszeit, alle nach Luxemburg gelaufen, fand ich die nachstehend abgebildete Karte:



Da ich weder Belgien noch Zensurpost sammle, frage ich die Spezialisten, ob mit dem hellen Streifen eine chemische Behandlung zu Zensurzwecken vorliegen könnte.

Mit Dank im Voraus für die Auflösung.

DiDi
 
Cantus Am: 09.03.2018 03:20:31 Gelesen: 10748# 2 @  
@ Mondorff [#1]

Hallo DiDi,

ich vermute eher, dass da der Empfänger der Karte irgendeinen Papierstreifen aufgeklebt hatte, der sehr viel später, als die Karte schon verfärbt war, von einem Sammler abgelöst worden ist. Ich habe so ewas bei Karten der damaligen Zeit schon öfter erlebt und auch ich entferne von Ganzsachen alle Dinge, die nicht zur Ganzsache oder zu ihrer postalischen Verwendung gehören, denn ich möchte nichts in meinen Sammlungen haben, womit Andere Postbelege beschmiert oder beklebt haben.

Viele Grüße
Ingo
 
wuerttemberger Am: 09.03.2018 08:30:16 Gelesen: 10731# 3 @  
@ Mondorff [#1]

Das könnte eine chemische Zensur sein. Gegen Ende des Krieges war die chemische Zensur sehr weit entwickelt und es konnten recht viele Sendungen dieser Maßnahme zugeführt werden.

Gruß

wuerttemberger
 
hajo22 Am: 10.03.2018 10:42:33 Gelesen: 10694# 4 @  
@ wuerttemberger [#3]

Gegen Ende des Krieges war die chemische Zensur sehr weit entwickelt und es konnten recht viele Sendungen dieser Maßnahme zugeführt werden.

Wirklich auch schon im 1. Weltkrieg (1914-1918)? Davon habe ich noch nie etwas gehört (was nichts bedeutet). Im 2. Weltkrieg wurde chemische Zensur eingesetzt.

hajo22
 
wuerttemberger Am: 11.03.2018 09:13:13 Gelesen: 10662# 5 @  
@ hajo22 [#4]

Die chemischen Abteilungen sind aufzulösen. Das Material ist an Ort und Stelle bestmöglich zu verwerten. Es ist nur eine beschränkte Apparatur zurückzubehalten, soweit sie nötig ist um gelegentlich einzelne Sendungen zu prüfen.

Das ist ein Zitat aus einer Akte vom Staatsarchiv in Stuttgart und stammt vom 15.11.1918.

Es existieren auch noch ganze Akten, die voll mit Originalsendungen sind bei denen durch die chemische Zensur Geheimschriften entdeckt wurden

Gruß

wuerttemberger
 
hajo22 Am: 11.03.2018 09:18:37 Gelesen: 10658# 6 @  
@ wuerttemberger [#5]

Interessant. Ich habe noch nie eine chemische Zensur aus dem 1. WK gesehen und ich sammle schon sehr lange. Am 15.11.18 war der 1. WK schon Geschichte.

hajo22
 
volkimal Am: 11.03.2018 09:51:50 Gelesen: 10649# 7 @  
@ hajo22 [#6]

Hallo hajo22,

ein Zitat aus dem Riemer [1]:

Jede Postsendung war äußerlich zu prüfen, ob sie bereits einer Überwachungsstelle vorgelegen hatte, auf verdächtige Frankatur, Absende- und Empfängeradresse ...
Trat hier etwas Verdächtiges auf, z.B. Vermutung auf Geheimschrift, so erfolgte eine chemische Prüfung. Mit einer solchen Abteilung sollten alle Prüfstellen der Auslandspostüberwachung ausgerüstet sein. Dies hat bisher wenig Beachtung im Sammlerkreis gefunden, entsprechend geprüfte Briefe sind als solche auch nur schwer erkennbar...
Besonders die Post von Personen, die unter spezieller Kontrolle standen, sollte möglichst oft eine Untersuchung auf Geheimtinte erfahren.


Es folgt eine kurze Beschreibung der chemischen Prüfung.

Viele Grüße
Volkmar

[1] Karl-Heinz Riemer: "Die Postüberwachung im Deutschen Reich durch deutsche Postüberwachungsstellen 1914 - 1918 / Schriftenreihe der Poststempelgilde, Heft Nr. 109, Seite 9 (Vorwort und Einleitung)
 
hajo22 Am: 11.03.2018 14:45:47 Gelesen: 10623# 8 @  
@ volkimal [#7]

Dann zeige mal bitte einen Beleg. Vielen Dank.

hajo22
 
volkimal Am: 11.03.2018 15:13:12 Gelesen: 10616# 9 @  
@ hajo22 [#8]

Hallo hajo22,

ein Beleg ist im Riemer leider nicht abgebildet.

In meiner Sammlung habe ich eine chemische Zensur nur aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Belege passen also nicht hierher. Du kannst sie aber hier sehen:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=165931 und http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=87399

Viele Grüße
Volkmar
 
hajo22 Am: 11.03.2018 15:53:18 Gelesen: 10610# 10 @  
@ volkimal [#9]

Naja, Belege aus dem II.WK mit chemischer Zensur habe ich nicht haufenweise aber mindestens 10-20 Stück. Wie die aussehen weiß ich doch.

" ein Beleg ist im Riemer leider nicht abgebildet."

Merkwürdig.

hajo22
 
Mondorff Am: 11.03.2018 23:02:34 Gelesen: 10585# 11 @  
@ hajo22 [#8]

Als Beitrag zu volkimal [#7] zeige ich hier zwei Belege mit chemischer Prüfung, jeweils mit Vorder- und Rückseite:





Wie schon beschrieben, ist das nicht mein Gebiet. Die beiden Belege habe ich heute auf einem Tauschmarkt zu sehen bekommen.

Weil "meine" chemische Prüfung sowohl auf der Vorderseite wie auch auf der Rückseite der Karte zu finden ist, könnte man über die Theorie von Cantus noch 'mal nachdenken.

Wir rätseln weiter.

Schönen Abend noch dabei
wünscht DiDi
 
hajo22 Am: 12.03.2018 08:02:25 Gelesen: 10574# 12 @  
@ Mondorff [#11]

Sieht aus wie "chemische Prüfungen" aus der Mokka-Tasse.

hajo22
 
Belgiensammler Am: 23.03.2018 21:12:17 Gelesen: 10465# 13 @  
Da kann ich euch einen Brief mit sogenannten Indikationsstreifen zeigen. Dieser Brief ist zwar 2. WK. aber aus WK 1 habe ich auch noch keinen gesehen. Wie gesagt, wurde hier nach Geheimschriften gesucht. Die einfachste Methode war mit Urin zu schreiben, was dann bei Erhitzung sichtbar wurde. Das kann man aber heute nicht mehr feststellen. Die chemischen Test dagegen sich noch heute sichtbar.

Hier also Vorder- und Rückseite. Ich bin auf Meinungen dazu sehr gespannt.



Schönen Abend noch
Karl
 
Belgiensammler Am: 23.03.2018 21:18:36 Gelesen: 10463# 14 @  
Da habe ich noch einen interessanten Brief 1. WK. Die Marke wurde abgelöst, um darunter geheime Botschaften zu finden. Aufgefallen ist der Brief dadurch, dass er nicht mit den vorgeschriebenen Marken der Besetzungsausgaben frei gemacht war. Daher auch der Tagesstempel neben der Marke.



Also meldet euch zur Besprechung.

Karl
 
zockerpeppi Am: 23.03.2018 23:21:46 Gelesen: 10431# 15 @  
@ Belgiensammler [#14]

Interessanter Beleg. Leider mangelt es mir da an Erfahrung. Ich beschränke mich auf die Zensurstempel des 'Bankenkommissars'. Aber ich beziehe seit einiger Zeit folgendes Heft: Zeitschrift für Postgeschichte und Stempelkunde der besetzten Gebiete im Ersten Weltkrieg Belgien und Nordfrankreich.

Vielleicht findet sich ja ein ähnlicher Beleg in einem der mir vorliegenden Hefte. Der verantwortliche Herausgeber ist ein netter älterer Herr, den ich persönlich im Dezember in Brüssel kennengelernt habe. Leider hat er keine E-mail Adresse. Du könntest ihm aber schreiben. Bei Interesse bitte melden.

Lulu
 
hajo22 Am: 24.03.2018 08:29:21 Gelesen: 10405# 16 @  
@ Belgiensammler [#13]

Zum Thema chemische Zensur im I. WK:

Dieser Brief ist zwar 2. WK. aber aus WK 1 habe ich auch noch keinen gesehen.

Mir geht es genauso und ich sammle schon ziemlich lang.

hajo
 
vals59 Am: 01.11.2018 10:38:47 Gelesen: 9254# 17 @  
@ Belgiensammler [#14]

Hallo Karl,

ich antworte spät auf deinen Beitrag.

Meiner Meinung nach ist diese Marke nicht chemisch geprüft. Er ist wahrscheinlicher verschmutzt gewesen.

Dieser Brief wurde ist von der Zivilverwaltung der 2. Armee geprüft. Seit April / Mai 1917 war diese Zivilverwaltung in Valenciennes (Nordfrankreich) eingerichtet.

Unten 2 Briefe, die auch von derselben Zivilverwaltung geprüft wurden.



Grüss aus Frankreich.
Emmanuel
 
vals59 Am: 01.11.2018 11:23:53 Gelesen: 9245# 18 @  
Anbei eine Kriegsgefangenenkarte, die in 1918 chemisch geprüft wurde.



BOUCHAIN (Nordfrankreich, Etappengebiet der 17. Armee) zum Kriegsgefangenlager TRIER (Lager für Offiziere), am 18. Mai 1918.

Prüfung von der Postüberwachungsstelle Nr.31 in MONS/BERGEN (Belgien. Der Stempel "Zulässig 11 Postüberwachungsstelle" ist dieser Postüberwachungsstelle sehr charakteristisch.

Die Karte wurde von Ortskommandantur in BOUCHAIN zuerst geprüft, wo der Leutnant THIELMANN die Häufigkeit geprüft hat.

In der Tat konnten die Bewohner der französischen Etappengebieten den Kriegsgefangenen nur eine einzige Karte monatlich senden.

Bei Ankunft im Gefangenenlager, hat eine neue Prüfung stattgefunden. Ich weiß jedoch nicht, wo die chemische Prüfung stattgefunden hat.



Die Postüberwachungsstellen im Etappengebieten besassen chemische Labors, aber auch die Kriegsgefangenenlager.

Grüss aus Frankreich.
Emmanuel.
 
Dulfen1 Am: 09.07.2021 21:55:24 Gelesen: 5398# 19 @  
Hallo,

der letzte Beitrag zu diesem Thema ist zwar schon lange her, aber vielleicht ist dieser Beleg ja interessant.

Auf jedem Fall Bedarf, gestempelt am 02.10.1918.


 
spain01 Am: 04.12.2022 20:09:49 Gelesen: 2596# 20 @  
Hallo Allerseits,

ich habe viel gesucht, aber nichts über diesen Stempel gefunden:




Im Gegensatz zu hier abgebildeten Stempeln ist dieser wohl als postalischer Stempel im Gebrauch gewesen. Was mich an diesem Stempel verwundert ist die asymmetrische Platzierung von "Post-Überwachungsstelle".

Erbitte Informationen zu diesem Stempel und gerne auch eine Werteinschätzung - vielen Dank im Voraus!

Gruß
Michael
 
juni-1848 Am: 04.12.2022 20:26:56 Gelesen: 2592# 21 @  
@ spain01 [#20]

Moin Michael,

besagter "Zensur"-Stempel wurde wie viele andere Stempel mit Ortsangabe auch einfach nur aptiert.

So sah der Stempel der POST-ÜBERWACHUNGS-STELLE TOURNAI vorher aus:



Sammlergruß, Werner
 
Jürgen Witkowski Am: 04.12.2022 20:28:17 Gelesen: 2591# 22 @  
@ spain01 [#20]

Der Stempel stammt aus Tournai. Heinrich Wasels schreibt in [1]: "Dieser Stempel wurde oft zur Entwertung gebraucht. Nach Angliederung von Tournai zur Etappe wurde der Ortsname Tounai aus dem Stempel aptiert und der Kreisstempel so weiter verwendet."

Als Letztdatum des kompletten Stempels wird der 9. November 1916 angegeben. Das passt zu Deinem Belegdatum. Die Angliederung von Tournai zum Etappengebiet der 6. Armee erfolgte am 11. März 1917.

Mit einer Werteinschätzung kann ich leider nicht dienen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen

[1]Heinrich Wasels (FRPSL), Philatelistisches Handbuch des Westens, Band 1, C-Z, Die Zensurstempel in Belgien unter Deutscher Besetzung 1914-1918 (ohne Etappengebiete), 2007
 
Lars Boettger Am: 04.12.2022 22:27:27 Gelesen: 2579# 23 @  
Hallo zusammen,

Chemische Zensur in der Zensurstelle in Trier auf Briefen und Postkaren nach Luxemburg vom Anfang März 1918 (Danke an Mondorff [#1] für die Vorstellung des Beleges) bis 4.11.1918 registriert.

Beste Grüße!

Lars


 
spain01 Am: 04.12.2022 22:33:03 Gelesen: 2575# 24 @  
@ juni-1848 [#21]
@ Jürgen Witkowski [#22]

Vielen Dank für eure Informationen!

Gruß
Michael
 
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