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Thema: Briefmarken als Kapitalanlage und/oder Spekulationsobjekt ?
sudetenphilatelie Am: 22.08.2007 00:09:34 Gelesen: 21491# 1 @  
Einleitung

Wenn Philatelisten gefragt werden, weshalb sie Postwertzeichen sammeln, lautet meistens die Antwort: „ Weil es Freude macht und es auf eine gewisse Art und Weise weiterbildet.“ Auf die Frage, ob die eigene Briefmarkensammlung auch als Kapitalanlage betrachtet wird, kommt häufig nur ein mildes Lächeln und der Hinweis: „ Diese Zeiten sind längst vorbei!“ Aber ist dies wirklich so?

Der Aufbau sehr gehobener Sammlungen ist nur mit Einsatz von viel Kapital möglich. Wer viel Kapital investiert, möchte sicher gehen, irgendwann sein Kapital wieder zurück zu erhalten – möglichst mit Zinsen. Eine gut ausgebaute, spezialisierte Sammlung kommt sicherlich einer Kapitalanlage gleich. Allerdings mit sehr spekulativem Charakter!

Doch bevor wir näher auf diese Thematik eingehen, sollten wir uns einige allgemeingültige Anlagegrundsätze betrachten:

Magisches Dreieck

Jeder Kapitalanleger möchte mit seiner Anlage eine möglichst hohe Rendite (Verzinsung, Wertzuwachs) erzielen. Darüber hinaus sollte die Anlage liquide sein, also möglichst täglich in Bargeld umwandelbar und ohne Kündigungsfrist verfügbar sein. Selbstverständlich sollte diese Anlage auch absolut sicher sein, d.h. eine ungeschmälerte Rückzahlung des Anlagebetrages, ohne Kursverluste, ohne Insolvenzrisiko, kein Untergangsrisiko und keine Abnutzung des Anlagegegenstandes usw.



Leider gibt es diese ideale Kapitalanlage nicht, die alle drei Anlageziele optimal vereint.

Individueller Vermögensaufbau (Anlagepyramide)



I
Unbestritten ist, dass – wie bei jedem Hausbau – zunächst ein solides Fundament gelegt werden muss. Die Sicherung der Existenz und der Lebensgrundlage hat absolute Priorität. Als Faustregel gilt: 2 – 3 Gehälter als Reserve für unvorhergesehenes gehören auf ein Sparkonto oder Tagesgeldkonto, das jederzeit verfügbar ist. Weiteres Ziel ist die Absicherung der Familie über Versicherungen.

II
Ist die Existenz genügend gesichert, können weitere Wünsche erfüllt werden, z. B. Rücklagen für ein neues Auto, Urlaub, Eigenheim etc.. Hier kommen mittel- und langfristige Sparverträge, festverzinsliche Wertpapiere oder auch Bausparverträge in Frage.

III
Nachdem eine sichere finanzielle Basis geschaffen wurde, können zur Erhöhung der Ertragschancen risikoreichere Kapitalanlagen wie Aktien, Aktienfonds, Mietimmobilien ggfs. auch gedeckte Termingeschäfte eingebaut werden.

IV
Das Top-Level besteht aus Sachwerten wie Schmuck, Kunst, Antiquitäten, Briefmarken etc.. Diese Anlagen haben sehr spekulativen Charakter und sind sicherlich nicht für Jedermann geeignet. Nötiges „Kleingeld“ und entsprechendes Fachwissen sind unentbehrlich. Diese Anlagen machen nicht nur Freude, sondern sind auch steuerlich sehr interessant, da nach derzeitigem deutschen Steuerrecht Spekulationsgewinne (nach Ablauf der steuerrelevanten Spekulationsfrist) steuerfrei sind. Bei hoher Steuerprogression des Anlegers hat dies besonderen Charme.

Preisfaktoren

Wie alle Güter richtet sich der Preis nach Angebot und Nachfrage. Je höher die Nachfrage und je geringer das Angebot, umso höher der Preis.

Schaut man sich in den Briefmarkenvereinen um, stellt man fest, dass die Mitglieder meist schon fortgeschrittenen Alters sind. Jugendgruppen haben sich teilweise aufgelöst oder sind in der Minderheit. Die Erbengeneration hat selten Interesse Sammlungen weiterzuführen. In deren Augen ist das Briefmarkensammeln „out“. Durch Auflösung von Sammlungen kommt immer mehr Material auf den Markt. Bei immer weniger Nachfragern führt dies zwangsläufig zu fallenden Preisen. In den gängigen Gebieten (Bund, Berlin, DDR) ist dies seit Jahren nachvollziehbar.

Aber Achtung: Dies gilt nur für Standardware (die sowieso schon fast jeder hat). Bei klassischen Raritäten in Top-Qualität sieht die Marktlage ganz anders aus. Briefmarken mit einer geringen Auflage von ein paar 100 Stück oder noch weniger sind gegen diesen Schwund weitestgehend resistent. Im Gegenteil, diese werden auch künftig einen Wertzuwachs erfahren.

Worin liegt dies begründet? Der ernsthafte renommierte Sammler hat bereits die Standardware – teils mehrfach . Wenn man aber schon alles besitzt, wird Sammeln langweilig. Ergo sucht der erfahrene Sammler Spezialgebiete und seltene Stücke, die schwieriger zu beschaffen sind. Außerdem ist der langjährige renommierte Sammler meist gut situiert und verfügt über das nötige „Kleingeld“, um sich diese Raritäten leisten zu können.

Genau diese Raritäten mit sehr geringer Auflage eignen sich hervorragend zur Kapitalanlage, da seltenes Material mit der Zeit immer knapper ergo teurer wird (siehe Kunstmarkt). Dabei muss es nicht immer die legendäre unerschwingliche „Blaue Mauritius“ sein. Es gibt genügend Randgebiete, die einen Dornröschenschlaf schlummern und darauf warten wachgeküsst zu werden oder gerade erst aufgewacht sind (z. B. Transatlantikbriefe oder die amtlichen Briefmarken des Sudetenlandes).

Alle diese gesuchten Spezialgebiete erfüllen folgende Kriterien:

- geringe Auflagezahlen (oftmals nur 10 oder 20 Stück)
- länderübergreifende historische Ereignisse.

Eine geringe Auflage alleine genügt nicht, sonst könnte jeder Sammler sein eigenes „Unikat“ herstellen. Erst ein einmaliges historisches Ereignis (z. B. Staatsgründung, Sezession) sichert die Sammelwürdigkeit und ein breites philatelistisches Interesse. Private Postwertzeichen oder Marken privatwirtschaftlicher Postzusteller erfüllen diese Voraussetzung meist nicht.

Die Erhaltungsqualität der Postwertzeichen ist in Relation zur Auflage zu sehen. Bei Raritäten mit ursprünglich geringer Auflage von nur z. B. 20 Stück, kann davon ausgegangen werden, dass nicht mehr alle Stücke existieren. Somit können auch Falzmarken oder gar Marken mit Mängeln Raritäten darstellen. Die tatsächlich noch im Markt existierende Auflage eines Postwertzeichens (nicht die ursprünglich gedruckte oder verkaufte!) ist und bleibt dauerhaft der Hauptfaktor der Preisbildung.

Spekulation und Modebewegung

Sich wandelnde Vorlieben der Sammler (z. B. klassisches statt modernes Material) können den Markt und das Preisgefüge beeinflussen. Gelegentlich wurde auch von interessierter Seite versucht, die Preise nach oben zu treiben (Beispiel: Posthornsatz, der schon bei 12.000,-- DM notierte oder die Spekulation mit der Heinemann 50 Pf. Bund MiNr. 640). Diese Preisverwerfungen haben jedoch immer nur kurzfristigen Charakter. Aufgrund der tatsächlich noch kursierenden Mengen sorgt der Markt über kurz oder lang immer für ein ausgeglichenes Preisgefüge nach Angebot und Nachfrage.

Preisbildung und Konjunktur

Mit Konjunktur wird das Auf und Ab der Wirtschaft bezeichnet. Wie wirkt sich dies auf den Briefmarkenmarkt und die Preisbildung aus?



Es ist plausibel, dass in schwierigen Zeiten (Rezession, Depression) weniger Mittel für Hobbys zur freien Verfügung stehen. Vereinzelt sind Sammler genötigt, sich von ihren liebgewonnenen Sammlungen zu trennen, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. In wirtschaftlichen Aufschwungphasen wird wieder mehr Geld verdient. Zunächst werden höherwertige Konsumgüter (z. B. Autos etc.) erworben, deren dringende Ersatzanschaffung bisher aufgeschoben wurde. Dann erst widmet man sich dem Hobby und dem Erwerb von Luxusgütern. Das Geld sitzt lockerer. Sammler sind bereit für gute Ware gute Preise zu bezahlen. Sie akzeptieren um so großzügiger Preissteigerungen, je leichter sie selbst ihr Geld (z .B. am Aktien- oder Immobilienmarkt) erwerben konnten. In der Boom-Phase explodieren die Preise. Inflationsängste führen zur „Flucht in Sachwerte“ bis es zur Überhitzung kommt.

Der Briefmarkenmarkt folgt der Konjunktur mit einem „Timelag“, d.h. etwas verzögert. Der Profi antizipiert jedoch diese Ereignisse durch antizyklisches Verhalten.

Luxusgüter im Premiumsegment sind von konjunkturellen Abschwüngen nicht so stark betroffen, da die permanente Nachfrage das spärliche Angebot bei weitem übersteigt und gut situierte Sammler auch in Krisenzeiten liquide sind. Wer möchte schon eine Okkasion verpassen, die es vielleicht nur alle 10 Jahre gibt?

Fazit

- Gesammelt werden kann alles was Freude bereitet. Ein seltenes Stück, das zur Komplettierung eines Satzes fehlt und welches nicht in jedem Fachgeschäft erworben werden kann, erzeugt beim glücklichen Erwerb natürlich ein größeres Hochgefühl, als Standardware.

- Nicht alle Briefmarken eignen sich zur Kapitalanlage. Die Konzentration auf Raritäten mit extrem geringer Auflage wird weiter zunehmen.

- Je weiter der Sammler in seiner persönlichen Anlagepyramide fortgeschritten ist, umso eher sind Briefmarken für ihn als Kapitalanlage geeignet.

- Die Philatelie hat weiterhin (trotz Sammlerschwund) ihre Daseinsberechtigung, allerdings wird die Tendenz zur Spezialisierung weiter zunehmen.

Neu-Ulm, 10.08.2007
Gerhard Späth
 
Hermes65 Am: 22.08.2007 11:49:21 Gelesen: 21476# 2 @  
Puuhhh, das ist ja ein BWL-Studium notwendig...
 
sudetenphilatelie Am: 22.08.2007 15:46:48 Gelesen: 21462# 3 @  
@ Hermes65 (#2)

Hoffentlich bist du nicht zu sehr ins Schwitzen gekommen. Aber eine fundierte Basis schadet nie. Trotz allem Studium bitte nicht die Freude am Sammeln und an der Erweiterung deines Fachwissens vergessen. :-))
 
Holger Am: 22.08.2007 15:57:46 Gelesen: 21457# 4 @  
@ sudetenphilatelie [#1]

Vielen Dank für die ausführliche Schilderung :-)

Das versuche ich meinen Kunden schon seit Jahren klar zu machen ("Aber früher, da gab es doch ...").

Grüsse
Holger
 
camll.m. Am: 21.03.2013 14:19:19 Gelesen: 17531# 5 @  
Welche Schlussfolgerungen sind aus dieser Analyse zu ziehen? Soll der Sammler nur noch Raritäten ab € 5.000,00 kaufen, um gegebenenfalls auf preiswertere Stücke zu verzichten? Oder darf der Sammler auch komplettieren, obwohl dies naturgemäß auch den Erwerb von Standardware einschließt?

Sammler wollen komplettieren, vielleicht auch Postgeschichte dokumentieren, aber weitgehend ohne Renditeerwartung. Ein Investor mag dies anders sehen, ist aber eben kein Sammler.

Fazit: Derartige Artikel erwecken die Fehlvorstellung, mit einem Hobby wie der Philatelie lasse sich als Sammler irgendwie doch Geld verdienen, wenn man/frau sich nur geschickt genug anstellt. Das ist Unfug, bestenfalls gelingt die erfolgreiche Verlustminimierung.
 
Lars Boettger Am: 21.03.2013 15:57:53 Gelesen: 17504# 6 @  
@ camll.m. [#5]

5.000 €? So billig kommst Du aber nicht davon, wenn Du mit Deinen Marken einen Gewinn erzielen willst. Nimm den Betrag mal 10 und Du kommst in die Sphäre der "gehobenen Philatelie". Es geht mittlerweile um Unikate oder Marken, wo nur zwei oder drei Stück bekannt sind. Und wo die Nachfrage noch hoch genug ist - z.B. USA, England oder China.

Die Marken aus Kuffnuckistan interessieren dabei nicht, egal wie selten sie sind.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
chuck193 Am: 01.02.2017 20:08:23 Gelesen: 13240# 7 @  
@ Lars Böttger [#6]

Hallo Lars,

jeden Tag was Neues. Was ist gehobene Philatelie? Ich nehme an, dass es sich hier um Investoren und die Elite handelt. Hat mit der normalen Sammlerschaft nichts gemeinsam, zumal man solche Sachen wie Du beschriebst nie in einem Album findet.

Grüsse Chuck
 
olli0816 Am: 01.02.2017 20:49:32 Gelesen: 13206# 8 @  
Hallo Chuck,

durchaus alles irgendwie nachvollziehbar. Aber ich glaube, es gibt hier zwei wesentlich Gruppen zu unterscheiden. Die einen, die Sachanlagen wie Briefmarken, Münzen, Kunst was auch immer als Kapitalanlage sehen und dann eben viel Geld in diese Gebieten investieren. China vielleicht als Ausnahme, weil die zum einen gerne zocken (man sollte mal nach Macao reisen, dann sieht man es in Reinkultur) und zum anderen die Marken als Instrument zum Verstecken irgendwelcher illegaler Gelder verwenden. Für die trifft dein Artikel zu. Das sind diejenien, die Geld im Überfluß besitzen. Nicht umsonst gibts viele Chinesen, die gerne die Schlösser im Bordeaux kaufen und sich ne Karaokebar mit installieren lassen.

Der große Teil kann sich so etwas gar nicht leisten. Natürlich sind viele Sammler schwach, weil sie sich gerne die Katalogwerte zusammenrechnen und dann sagen, ihre Sammlung ist xxxxx Michel EURO wert. Aber der Großteil der Sammlungen, die ich bisher gesehen habe, sind finanziell heute nicht der Rede wert. Es ist ja z.T. tatsächlich unglaublich, was man alles an Material bekommt, wenn man für 300 EURO auf einer Auktion irgend eine kleine Standardsammlung ersteigert. Das ist natürlich dem Preisverfall geschuldet, wie wohl fast jeder hier weiß. Viele haben Sammlungsgebiete, die nie irgend etwas wert werden, selbst wenn sie sich ganz toll spezialiesieren. Die Blumendauerserie vom Bund mit allen Varianten (was auch immer das ist) oder in einem Nachbarforum, wo sie Plattenfehler der DDR unabhängig vom Michel suchen, erfassen und dann als CD anderen Sammlern für kleines Geld zur Verfügung stellen? Vergiss es.

Briefmarken sind für mich als Investitionsobjekt total nutzlos. Wenn ich investiere, nehme ich die normalen Vehikel wie Aktien, ETFs, REITs was auch immer in dieser Richtung. Die Papiere habe ich alle innerhalb eines Tages flüssig, falls es sein muß und die Sachen bringen auch noch laufende Erträge.

Was habe ich den bei Briefmarken? Die Dinger verursachen Kosten für die Lagerung, wenn es seltene sind, vielleicht ein Bankschließfach (wieder Kosten), evtl. unsachgemäße Lagerung oder Diebstahl sind wieder Verluste, bin ich nicht vorsichtig oder mein Nachwuchs kommt an die Marken ran und die spielen Post, na dann Hallelujah. Dazu der ständige Preisdruck, der sich in Zukunft nicht ändern wird. Außer die Chinesen entdecken, dass es auch Marken außerhalb Chinas gibt. Aber die unterscheiden z.T. noch nicht mal postfrisch mit ungebraucht ohne Gummi oder gestempelt, weil reine Geldversteckinstrumente und das Nebensächlichkeiten sind, die denen nicht weiter wichtig sind.

Bei Briefmarkensammeln agiere ich, wie wenn ich zum Essen gehe, in den Urlaub fahre oder aufs Oktoberfest: Das Geld ausgeben macht Spaß, aber es ist für mich danach nonexistent. Mir ist durchaus bewusst, falls ich noch 20 oder 30 Jahre es machen sollte, dass ich bei einem evtl. Verkauf wesentlich weniger bekommen würde. Aber seien wir mal ehrlich: Was will ich mit der ganzen Kohle noch, wenn ich 85 Jahre bin? Das Pflegeheim bezahlen? Mitnehmen in ein Altersheim kann man große Sammlungen sowieso nicht. Und großartig mit Geld kann man auch nicht mehr viel machen, außer das Heim finanzieren. Oder hast Du schon mal einen 90jährigen in einem Porsche 911 finanziert durch den Verkauf deiner Briefmarkensammlung über die Leopoldstraße fahren sehen mit einer blonden Chicca daneben sitzend, die die aktuelle Freundin ist?

Fazit: Briefmarken und Geldanlage ist nur im extreme hohen Preissegment interessant, aber mit hohem Risiko. Aber ein hochriskanter Pennystock (kleinpreisige Aktie für die Nichtbörsianer) aus Absurdistan wird wohl mehr Chancen haben, auch wenn sie sehr gering sind.

Von daher, sammeln und Spaß haben. Mehr nicht. Damit macht man alles richtig.

Viele Grüße
Oliver
 
chuck193 Am: 02.02.2017 00:37:33 Gelesen: 13151# 9 @  
@ olli0816 [#8]

Hi Oliver,

Für die trifft dein Artikel zu. Das sind diejenien, die Geld im Überfluß besitzen

Ganz verstehe ich diesen Satz auf mich bezogen nicht. Ich sammel nicht, um damit Geld zu machen. Verkaufen liegt mir nicht. Die Sammlung von meinem Grossvater wird ständig weiter ausgebaut. Es ist und bleibt ein Hobby.

Schöne Grüsse,

Chuck
 
olli0816 Am: 02.02.2017 09:01:00 Gelesen: 13092# 10 @  
Hallo Chuck,

damit warst nicht Du persönlich gemeint, sondern die Kaufgruppe, die Briefmarken als Kapitalanlage oder Geldspeicher erwerben.

War vielleicht etwas unklar ausgedrückt.

Viele Grüße
Oliver
 
Lars Boettger Am: 02.02.2017 15:30:46 Gelesen: 13013# 11 @  
@ chuck193 [#7]

Wenn ein Bill Gross [1] Anfang der Nullerjahre für (lass mich nicht lügen) etwa 7-8 Millionen Pfund englische Raritäten bei einer Auktion kauft, dann ist das für mich "gehobene Philatelie". Wobei ich hier "gehoben" nur im Sinne von "teuer" verstehen will. Nicht, dass Bill Gross kein Philatelist ist. Aber er hat das notwendige Kleingeld und auch den Mut / Instinkt, eine günstige Gelegenheit zu erkennen. Dazu gibt es auch einen Artikel von ihm, in dem er seine Gründe für den Kauf darlegt.

Anders ausgedrückt - mir fehlt für so etwas das notwendige Kleingeld. Etwa 10 Jahre später hat Bill Gross die Marken für ca. 20 Millionen verkauft und das Geld an "Ärzte ohne Grenzen" gespendet. Ich bin auch der Ansicht, dass diese Stücke ihren Wert halten werden.

Beste Grüße!

Lars

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/William_H._Gross
 
chuck193 Am: 02.02.2017 20:13:30 Gelesen: 12927# 12 @  
@ Lars Böttger [#11]

Hi Lars,

im normalen Leben, geht es oft nach "it's not what you know, but who you know".

Ansonsten sind alle Menschen aus dem selben Material gemacht, Reichtum hin, Reichtum her. Look at Trump.

Briefmarken sammeln soll Spass machen. Nicht für Geld machen.

Schöne Grüsse,

Chuck
 
Lars Boettger Am: 04.02.2017 09:44:21 Gelesen: 12800# 13 @  
@ chuck193 [#7]

Ich habe mal zwei Artikel über Bill Gross gefunden:

http://www.forbes.com/forbes/2010/1011/rich-list-10-passions-pursuits-bill-gross-stamp-collecting.html

Leider wird auch in dem folgenden Artikel nur wenig über den Ansatz von Bill Gross gesprochen:

http://www.thestampblog.com/bill-gross.html

So wie ich ihn verstehe, sieht Bill Gross langfristig einen Aufwärtstrend in seltenen Briefmarken. Wenn sich jetzt einige Gebiete langfristig unterdurchschnittlich entwickeln, dann investiert er. Wenn diese Gebiete dann einen Aufschwung erleben, verkauft er wieder.

Diese Strategie funktioniert m.M. nach nur bei Gebieten, die von ausreichend Sammlern gepflegt werden. Bei kleinen Ländern kann so etwas riskant werden, da hier oft nur wenige Sammler die Preise hoch halten. Sollten diese Sammler - aus welchen Gründen auch immer - als Nachfragen ausfallen, dann sinken die Preise oft dramatisch.

Der Ansatz von Bill Gross ist nicht verkehrt. Man sollte sich immer bewusst machen, ob sein Gebiet gerade "in" ist, noch nicht "en vogue" ist oder so langsam aus der Mode kommt.

Beste Grüße!

Lars
 
Baber Am: 09.08.2018 14:18:12 Gelesen: 9467# 14 @  
Bei den heutigen Sparzinsen von fast gegen 0 können Briefmarken als Portoware eine (kleine) Kapitalanlage sein.

Beispiel die Marken Österreichs ohne Nennwert für Inland und Europa von 2012. Sie kosteten zum Ausgabezeitpunkt 62 Cent für den Inlandsbrief bzw. 70 Cent für Standardbrief Ausland.



Nach 6 Jahren decken sie das Inlandsporto von 80 Cent bzw. 90 Cent für das Europaporto ab. Eine Verzinsung von fast 30 % in 6 Jahren. Wer hat das auf dem Sparbuch erreicht?

Gruß
Bernd
 
Vernian Am: 09.08.2018 16:18:51 Gelesen: 9419# 15 @  
@ Baber [#14]

Das ist in anderen Ländern oftmals sogar noch besser. Da mit wenigen Ausnahmen alle französischen Briefmarken ab der Nr. 1 Frankaturgültig sind muß man nur mal schauen wann die ersten "Permanent" - Werte erschienen sind - und wann die 30% getoppt werden.

Wie weit die MiNr. 2557 von 1986, mit Kennbuchstabe "A" und zur Ausgabe für 1,90 FF zu haben, wie auch die weiteren späteren Werte B, C, D (bis 1991) weiterhin dem Wert einer bestimmten Frankaturstufe entsprechen oder nicht weiß ich nicht. Spätestens aber die MiNr. 2945 ohne Wertangabe galt und gilt als "valeur permanente" (also Dauerwert) für Standardbriefe innerhalb Frankreichs, dieser wurde 1993 bei Ausgabe für 2,50 FF verkauft - dies entspricht in Euro bei 1 FRF = 0,152449 EUR = 0,3811225 €. Das Porto für einen Standardbrief Inland beträgt heute aktuell 0,80 €, d. h. über 50%, allerdings in 25 Jahren - womit Österreich NICHT getoppt wird. Aber schaun wir doch mal weiter:

Nehmen wir die ebenfalls 2012 verausgabte MiNr. 5635 - 20g Lettre verte, zur Ausgabe 0,58 € teuer (wie weit im vorhergehenden Vergleich jetzt die MiNr. 5634 20g Ecopli für 0,56 € gewählt werden müsste weiß ich nicht - derartige Beförderungsunterscheidungen gab es damals noch nicht) - damit liegt Frankreich im gleichen Zeitraum wie vom Vorschreiber angegeben gegenüber Österreich um 4 Cent im Plus.

Ich denke das lässt sich durchaus noch toppen - in Frankreich und vielleicht auch anderswo. Viele Länder verausgaben seit langem sogenannte dauerhaft gültige Ausgaben ohne Wertangabe, und die Portosteigerungen sind vielleicht in einem anderen Land noch stärker gewesen ?

Wäre doch eine Rätselfrage: Welcher Permanentwert welchen Landes kann den höchsten Wertzuwachs verzeichnen?

Gruß

Vernian
 
Nachtreter Am: 09.08.2018 17:25:07 Gelesen: 9369# 16 @  
Warum so weit schweifen:

Bei der letzten Porto-Erhöhung der Deutschen Post konnte man mit den SB-Einschreiben (Produktmarke) auch eine "Rendite" von über 15% erzielen. Die konkreten Zahlen: Erhöhung von 2,15 € auf 2,50 € am 01.01.2016. Mit den anderen Kombinationsmöglichkeiten ist das natürlich auch gegangen (z.B. Einschreiben-Rückschein), diese Produktmarken werden aber nur über die EFiliale angeboten.

Auch bei der angedachten Erhöhung des Paket-/Päckchen-Portos (01.01.2019 ?) wäre so etwas denkbar - auch hier gibt es entsprechende Produktmarken.

Falls jetzt einige mäkeln, es seien keine "reinen" Briefmarken - das gestehe ich jedem zu, ABER: rechtzeitig damit eindecken, dann kann man zumindest einen Teil der Porto-Erhöhung "abfangen".

Viele Grüße

Nachtreter
 
drmoeller_neuss Am: 09.08.2018 17:52:34 Gelesen: 9348# 17 @  
Es ist zwar off-topic, aber es geht bei der Deutschen Bahn auch:

Hier ist die Bahn immer pünktlich: Regelmässig im Dezember werden die Fahrpreise und die Preise für BahnCards erhöht. Wer vor diesem Termin kauft, kauft zum alten Preis, selbst wenn die Fahrkarten oder die BahnCard erst nach der Erhöhung gültig sein sollen.

Zum Beispiel habe ich meine BahnCard mit Gültigkeit ab dem 15. März 2018 bereits am 8. Dezember 2017 gekauft. Ich habe der Deutschen Bahn einen Kredit gegeben, aber zu einem Jahreszins von über zehn Prozent, das bringen nicht einmal Griechenland-Anleihen.

Das gleiche gilt natürlich auch für Baumarkt- und sonstige Gutscheine. Häufig lautet das Angebot auf einen 50-EUR Gutschein, und man bekommt noch einen 10 EUR-Gutschein dazu. Irgendetwas braucht man in drei Jahren immer vom Elektronik- und Baumarkt.

Um den Kreis zur Philatelie zu schliessen: Das einsparte Geld lässt sich wieder gut für Briefmarken anlegen. :)
 
doktorstamp Am: 09.08.2018 19:31:37 Gelesen: 9293# 18 @  
Der Aufbau sehr gehobener Sammlungen ist nur mit Einsatz von viel Kapital möglich.

Geld ist für jedes Hobby von Nöten. Weitaus wichtiger ist aber Wissen, in vielen Fällen ersetzt das Wissen das nötige Kleingeld.

Spezialisierung. Ein Vordruckalbum zu kaufen, die Marken mühselig zusammentragen und im Katalog abhaken ist bei weitem keine Spezialisierung, und führt beim Verkauf wie oft auf dieser und anderen Seiten zu lesen ist, zu bitteren Enttäuschungen.

Farbnuancen selber zu bestimmen anhand einer Gespe Marken um die Prüfkosten zu ersparen. Seid mal ganz ehrlich; wer hat sich eine Vergleichssammlung zugelegt. Alle Marken geprüft, bei einer Veräußerung desselben gibt es keine „Wenn und Aber“. Gleiches gilt für Stempelabschläge.

Postgeschichtliche Sammlungen erzielen fast immer gutes Geld, aber hier ist auf die Versendungsart zu achten. Standard verschickte Postkarten und Briefen mit gängigen Marken freigemacht sind nicht gesucht, es sei denn die Destinationen sind ausgefallen., oder sie unterlaufen eine Zensur, es gibt vielerlei was ein Poststück befallen kann. Man muss es nur auswerten können. Dies wiederum erfordert Wissen.

Viele von Euch sind in der Lage schnell über die Grenze zu fahren um einen Tauschtag in fremden Ländern zu besuchen. Wer macht das? Wenn ich das vorschlage höre ich oft; ist mir zu weit, es ist mir zu umständlich, oder ich kann die Sprache nicht.

Man spricht hier von einer Gehobenen Sammlerschaft, damit ist eine Elite gemeint. Diese Elite ist keine geschlossene Gesellschaft, und wenn sie auch gut bemittelt sind, sind es Menschen wie Du und ich. Nur wer macht sich die Mühe sie anzusprechen? Ich darf sagen; einzig und allein erwarten sie meist von unbekannten einen Wissensgrad, und nicht unbedingt philatelistisch.

Dem was Gerhard hier geschrieben hat stimme ich zu, nur hat man zwischen den Zeilen zu lesen.

Fazit Geld ist wichtig, viel wichtiger ist Wissen.

Um Enttäuschungen zu entgehen spezialisieren, Wissen aneignen.

Das erwählte Sammelgebiet sein eigen machen.

Anstatt im stillen Kammerlein zu sitzen geht auf die Messen.

Oft auf Messen habe ich meine besten Käufe am letzten Nachmittag gemacht.

mfG

Nigel
 
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