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Thema: Luxemburg: Zensurpost nach dem 2. Weltkrieg
hajo22 Am: 22.03.2013 13:50:37 Gelesen: 12942# 1 @  
In meiner Sammlung "Französische Zone" befinden sich 2 Belege, die nach Luxemburg liefen und dort zensiert wurden.

Dazu meine (bescheidenen) Fragen:

- Wo befand(en) sich die Zensurstelle(n)? Zentral oder regional (nach Kreisen) ausgerichtet?

- Welche und wie viele unterschiedlichen Zensurstempel und -streifen sind bekannt?

- Wie lange bestand eine (Auslands-)Briefzensur in Luxemburg (von wann bis wann)? Wurde auch Inlandspost kontrolliert?

- Wer waren die Kontrolleure? Luxemburger oder Alliierte Dienststellen?

- Gibt es Literatur zu diesem Thema? Ich erinnere mich irgendwann irgendwas über Luxemburger Zensuren gelesen zu haben. Habe aber keine Unterlagen mehr dazu (bedauerlicherweise).



1) Auslandspostkarte aus Trier 2 v. 18.12.46 frankiert mit 2x24 Pfg. Allgemeine Ausgabe Franz.Zone (richtiges Porto 45 Pfg., demnach mit 3 Pfg. überfrankiert)
Luxemburger Zensurstempel 23.Dez.1946 Controlé par....? Segmentstempel mit Krone Grand Duché de Luxembourg Contrôle (des Communications?) Leider undeutlich abgeschlagen



2) Auslandsbrief aus Bickendorf über Bitburg (Bezirk Trier) v. 31.10.46, frankiert mit 9x8 Pfg. Allgem.Ausg.FZ und 3 Pfg. Allgem. Ausg. FZ mit 75 Pfg. genau frankaturgerecht.

Ankunftsstempel: Walferdingen 9.11.46

Luxemburger Zensurstreifen: Grand Duché de Luxembourg/Contrôle des Communications Postales

Ich würde mich freuen, recht viele Informationen zu erhalten.

Schönen Tag.
Jochen
 
Mondorff Am: 22.03.2013 22:13:19 Gelesen: 12893# 2 @  
@ hajo22 [#1]

Hallo Jochen,

a) Die Zensurstelle wurde am 6.12.1944 unter der Leitung des CIC eröffnet; sie war im Hauptpostamt in Luxembourg-Ville untergebracht.
b) Es sind drei verschiedene Haupttypen der Zensurstempel bekannt. Alle in violetter Farbe.
c) Der gesuchte Text: CONTROLE PAR EXAMINATEUR
d) Die Zensurstelle wurde erst am 4.4.1947 aufgelöst. Bis zur deutschen Kapitulation wurde generell auch Inlandspost zensiert.
e) Wie viele verschiedene Verschluss-Streifen existieren ist mir augenblicklich nicht bekannt.



Schönen Gruß
DiDi
 
hajo22 Am: 22.03.2013 23:59:40 Gelesen: 12882# 3 @  
@ Mondorff [#2]

Danke für die Infos. Der Absender war wohl die luxemburgische Eisenbahn (chemins de fer? - verdeckt durch den Verschlußstreifen). Ein schöner Inlandszensurbrief (verständlich, da der Krieg ja noch nicht beendet war).

Ich bin mal gespannt, was es an Material bei der Leserschaft noch gibt. Die Zensuren sind vermutlich selten. Kleines Land, wenig Einwohner, massenhaft Zensurbelege wird es da nicht geben.

On verra.

Schönen Abend (eigentlich muß ich um die Zeit "gute Nacht" sagen). Für die nächsten Tage habe ich leider keine Zeit für die Philatelie.
Jochen
 
Mondorff Am: 23.03.2013 10:15:55 Gelesen: 12866# 4 @  
Salut Jochen,

ja, wie vermutet, der Absender war die Luxemburger Eisenbahn-Gesellschaft - CFL. Nach Kriegende war jeder private Briefverkehr verboten.

Für lebenswichtige Einrichtungen wie zum Beispiel

- Banken
- Eisenbahn, Transportunternehmen
- staatliche und kommunale Behörden (Finanzamt)
- Gesundheitseinrichtungen

gab es Ausnahmen.

Ich werde jetzt 'mal die mir zugänglichen Verschluss-Streifen einscannen und vorstellen. Ein Artikel von mir dazu wurde vor Jahren im MB der BELUX vorgestellt - ist bei mir jetzt jedoch nicht mehr vorhanden.

Freundlichen Gruß
DiDi
 
Mondorff Am: 24.03.2013 00:02:46 Gelesen: 12824# 5 @  
Verschluss-Streifen konnte ich bisher nur einer Schrifttype heraus filtern.

Hier nun aber die Haupttypen der Zensurstempel:



Typ I, mit spitzem Schild



Typ II, mit flacherem Schild



Typ III.1, mit N° und Sign.



Typ III.2, nur mit N°.

Typ III ist im allgemeinen nur auf Post nach Luxemburg zu finden.

Und hier ein Retourbrief mit den Typen I und II zusammen auf einem Umschlag.



Freundliche Grüße
DiDi
 
hajo22 Am: 25.03.2013 11:59:23 Gelesen: 12795# 6 @  
@ Mondorff [#5]

Hallo Didi,

vielen Dank für die umfassenden Infos. Der Zensur(Kontroll)-Stempel auf meiner Postkarte entspricht Type III. Leider nicht vollständig abgeschlagen, aber für meine Begriffe durchaus noch sammelwürdig.

Nochmals besten Dank. Neben den 2 gezeigten Belegen habe ich leider keine weiteren Luxemburger Zensurstücke.

Schönen Tag und weiterhin alles Gute.
Jochen
 
Mondorff Am: 06.06.2013 23:29:03 Gelesen: 12455# 7 @  
Hallo zusammen,

die Luxemburger Zensur der Briefpost nach Deutschland wurden mit dem 7.4.1947 eingestellt:



In dieser, in französischer Sprache verfassten, Postinstruktion wird mitgeteilt, dass die Postzensur nach Deutschland eingestellt ist. Alliierte Dienststellen in Deutschland jedoch noch mit Zensur befasst wären.

Der hier vorgestellte Beleg mit US-Zensur aus Frankfurt/Main stammt vom 1. Juli 1947.



Wie lange wurde den Post aus Luxemburg in den verschiedenen Zonen Deutschlands noch zensiert?

Mit Dank für die Antwort
DiDi
 
hajo22 Am: 07.06.2013 08:29:05 Gelesen: 12441# 8 @  
@ Mondorff [#7]

Wann wurde die Zensur in D nach 1945 eingestellt?

Diese Frage kann vermutlich nicht beantwortet werden. Der Prozeß der Beendigung der alliierten Zensur in Deutschland war in den einzelnen Zonen und Gebieten fließend.

Im Gegensatz zu Luxemburg war Deutschland nach dem Krieg kein souveräner Staat mehr. Erst im Mai 1955 wurde die Bundesrepublik souverän. Vorher hatten die "Hohen Kommissare" noch das Sagen bzw. Mitsagen. In Berlin die Kommandeure der einzelnen Sektoren. Dazu kommt noch das abgetrennte Saarland, die neuen russischen Gebiete in Ostpreussen, die besetzten polnischen Gebiete sowie die Sowjetzone (spätere DDR).

Kurzes Fazit:

Einstellung der Zensur in der französischen Zone: Unbekannt (vermutlich erst bei Gründung der Bundesrepublik 1949).

Amerikanische und britische Zone: Abgeschafft angeblich 1948 (fließend), es gibt britisch zensierte Briefe noch 1953.

Sowjetzone: Russische Zensur (zunächst "stumme" Zensur) abgeschafft im August 1950 und ersetzt durch die Postzensur des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR ("stumme Zensur", Beendigung unbekannt).

Im britischen Sektor von Berlin wurde Zivilpost noch 1953 zensiert. Als dies bekannt wurde, ging ein Sturm der Entrüstung durch die Presse. Die späte britische Zensur war gleichfalls eine "stumme" Zensur (geöffneter Brief, Verschluß durch neutralen Streifen, kein Hinweis auf Zensur). Später wurde auf solche Verschlußstreifen kurze Zeit "Ostverschluß" gestempelt. Von Berlin-Sammlern sehr gesucht (extrem selten erhalten geblieben).

Dazu Literatur:

- Curt Paul, in: Der Sammlerdienst Coburg, Sonderdruck (ohne Jahr, vermutlich 1956) "Zensurstempel, -streifen und -zettel in Deutschland und Österreich ab 1945"
- Strobel/Walch, Handbuch und Katalog im Eigenverlag "Sowjetische regionale Postzensur in Deutschland 1945 bis 1950".

Viele Grüße
Jochen
 
Mondorff Am: 07.06.2013 13:38:52 Gelesen: 12417# 9 @  
@ hajo22 [#8]

Salut Jochen,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ein Steinchen mehr im Mosaik.

Freundlichen Gruß
DiDi
 
zockerpeppi Am: 21.07.2013 21:32:03 Gelesen: 12272# 10 @  
Hallo ihr Lieben.

Ich möchte euch einen Beleg aus Tutzing am Starnberger See nach Wiltz Luxemburg an die Simon Brauerei zeigen.



Stempel vom 17.12.46. Auffallend der rote US Civil Censorship Munich Stempel und dem zu Folge der Luxemburger Stempel CONTROLE PAR EXAMINATEUR 2. JAN 1947

@+
Lulu
 
hajo22 Am: 22.07.2013 11:28:51 Gelesen: 12249# 11 @  
@ zockerpeppi [#10]

Schöner Brief mit Doppelzensur, wobei der amerikanische Maschinenzensurstempel (es gibt davon verschiedene Typen) lediglich die Vorlage des Briefes bei der Zensurstelle belegt, eine tatsächlich vorgenommene Zensur jedoch nicht (also nur Durchlaufzensur).

Regelmäßig anzutreffen auf Auslandsbriefen im südlichen Bereich der amerikanischen Besatzungszone (Bayern).

Hier ein Beispiel mit rein amerikanischer "Doppelzensur" (erst Durchlaufstempel, dann doch zensiert) aus Starnberg v. 8.10.1946 nach New York (Bf. über 20 gr.) mit 1 RM frankiert.



Viele Grüße
Jochen
 
Mondorff Am: 12.07.2017 19:01:47 Gelesen: 8907# 12 @  
Auch um unserem Thema wieder etwas Leben einzuhauchen - nach fast vier Jahren.

Von einem aufmerksamen Forum-Mitglied bekam ich heute diese Karte:



Versand am 8.5.1946 ab Aachen und versehen mit violettem US (?)-Zensurstempel und dem gleichfalls violettem Stempel der Luxemburger Zensurstelle (die erst mit dem 7.4.1947 eingestellt wurde) mit aptiertem nachverwendeten Ankunftstempel, ... MONDORF vom 21.5.1946.

Der Originaltext des Stempels war, von 1941 bis 1944 BAD MONDORF.

Privatkorrespondenz aus oder nach Deutschland war erst ab dem 2.4.1946 wieder zugelassen.

Freundlichen Gruß
DiDi
 
GSFreak Am: 12.07.2017 19:42:39 Gelesen: 8899# 13 @  
@ Mondorff [#12]

Hallo DiDi,

mit der Nummer 19228 ist das ein britischer Zensurstempel.

Gruß Ulrich
 
Mondorff Am: 12.07.2017 19:52:58 Gelesen: 8897# 14 @  
@ GSFreak [#13]

Vielen Dank Ulrich,

ich war im Zweifel, weil Aachen doch zur britischen Zone gehörte.

Gruß DiDi
 
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