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Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
Das Thema hat 766 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 01.08.2015 11:47:04 Gelesen: 257311# 42 @  
@ Lars Boettger [#41]

Lieber Lars,

ein wundervoller Brief, den jeder gerne hätte. Aber mit Nürnberg hatte er nichts zu tun - er lief von Bremen aus über Frankfurt am Main und Würzburg.

In Bayern war er über 1/2 bis 1 Loth schwer und damals galten noch die alten Gewichte, nicht die des Postvereins, daher waren die Tarife vom 1.12.1810 anzuwenden, so dass er 8 Kr. (einfach) plus 4 (je halbes Loth eine halbe Portostufe mehr) = 12 Kreuzer für Bayern kostete.

Wenn du dessen mal überdrüssig werden solltest, steht hier ein leeres Album für ihn bereit. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Lars Boettger Am: 01.08.2015 12:56:51 Gelesen: 257303# 43 @  
@ bayern klassisch [#42]

Lieber Ralph,

vielen Dank für die Korrektur! Die Stempel auf der Rückseite bzw. der Auslagenstempel sind nicht sonderlich klar abgeschlagen, von daher die Verwechslung von Würzburg und Nürnberg. Der Brief wird in mein Transatlantik-Exponat eingebaut - deshalb behalte ich ihn noch.

Beste Grüsse!

Lars
 
Fips002 Am: 01.08.2015 19:33:17 Gelesen: 257276# 44 @  
@ Lars Boettger [#39]

Lieber Lars,

Du schreibst, dass das Porto von New York nach Nürnberg mit 10 c ausgereicht hätte. Dieses stimmt aber nicht für diesen Brief von 1848.

Laut Vereinbarung vom Juni 1847 - Juli 1851 zwischen US-Freie Hansestadt Hamburg und Bremen betrug das See Porto 24 c plus Inland Porto 10 c, Entfernung Fort Wayne nach New York 648 Meilen. Gesamt, wie vermerkt, 34 Cents.

Laut Vereinbarung zwischen US-Bremen von 1853 war die Rate nach Bremen 10 c und nach einer Adresse über Bremen nach der deutsch-Österreichischen Post Union 15 c. Im Brief Nr.41 hast Du die Rate nach Bremen mit 34 c richtig angegeben.

Gruß Dieter
 
Lars Boettger Am: 01.08.2015 23:34:43 Gelesen: 257248# 45 @  
@ Fips002 [#44]

Lieber Dieter,

bitte lese Dir meinen Beitrag noch einmal genau durch.

Beste Grüsse!

Lars
 
Fips002 Am: 02.08.2015 16:27:28 Gelesen: 257205# 46 @  
@ Lars Boettger [#45]

Lieber Lars,

wie kannst Du mir die nach Deiner Meinung ausreichenden 10 c nach Bremen erklären? Die gültigen Gebühren habe ich angegeben. Eine andere Gebühr nach Bremen gibt es in diesem Zeitraum für einen einfachen Brief nicht.

Die 10 c wurden vom Postbeamten in New York durchgestrichen, weil diese Inlandgebühr zu der Seegebühr von 24 c vom Postbeamten addiert wurden und die Gesamtgebühr von 34 c nun vom Postbeamten auf den Brief vermerkt wurden.

Du schreibst, dass die Gebühr von 10 c auch für die Herout & de Handel Line und für die Cunard Line ausgereicht hätte. Beides stimmt aber nicht. Nach meinen Unterlagen bewegen sich die Gebühren für Schiffe der Herout & de Handel Line zwischen 10 und 18 decimes, 8 decimes = 15 Cents.

Der Brief wurde richtig am 21.August 1848 mit der "Herman" der Ocean Line abgeschickt um Porto zu sparen. Die "Herman" war das nächste Schiff, welches England nicht anlief.

Im Juli 1848 begann die von den Vereinigten Staaten eingeführte Retaliatory Rate (Vergeltungsrate), die sechs Monate dauerte. Die Seegebühr verdoppelte sich für die Briefe zwischen den Vereinigten Staaten und England in den sechs Monaten. In diesem Zeitraum fällt der gezeigte Brief.

Man wählte also nicht den langsameren Weg, sondern allein um Porto zu sparen. Also kamen Schiffe der Cunard Line nicht in Frage, da sie nach Liverpool liefen und somit die doppelte Rate fällig geworden wäre.

Gruß Dieter
 
Lars Boettger Am: 02.08.2015 18:50:04 Gelesen: 257183# 47 @  
@ Fips002 [#46]

Lieber Dieter,

machen wir es gleich ganz genau:

10 Cents US-Inlandsporto reichen für die folgenden Versandwege aus:

- Segelschiff via Frankreich
- Herout & de Handel-Dampfer - bitte nenne mir Deine Quelle, nachdem für den französischen Dampfer ein erhöhtes Porto fällig wird - nach meinem Kenntnisstand ist auch das sog. "Freight Money" seit ein paar Jahren nicht mehr gerechnet worden. Aber die französische Dampferlinie fuhr zum Zeitpunkt der Briefaufgabe schon nicht mehr.

34 Cents US-Inland- + Seeporto via Bremen

Und ja, da hast Du recht und ich habe hier etwas gedanklich abgekürzt, 34 Cents Vorauszahlung w/ Retaliatory Rate mit Cunard-Dampfer (10 Cents Inlandsporto + 24 Cents Seetransport) ab 1.7.1848.

Beste Grüsse!

Lars
 
Fips002 Am: 03.08.2015 17:43:11 Gelesen: 257125# 48 @  
@ Lars Boettger [#47]

Lieber Lars,

es geht um den Brief vom Dampfschiff "Herman" von New York direkt nach Bremen. Das Gesamtporto, mit Inlandrate von 10 Cents, betrug 34 Cents. Das amerikanische See Porto von 24 c ( 9ggr.-11 sgr. -39/40x) für die Strecke New York - Bremen war niedriger als das englische Porto von 1sh6p (entspr. 12 ggr. oder 36 gro) für die gleiche Strecke im Transit über Liverpool/Cuxhaven. In den sechs Monaten der "Retaliatory Periode" verdoppelte sich das See Porto. Ein Brief über England nach Bremen hätte 59 Cents gekostet.

Die Engländer, die bis dahin den Postverkehr auf dem Nordatlantik beherrscht hatten, erkannten die amerikanische "packet-line" nicht an und belasteten die in England angelandeten Briefe, bei denen das See Porto bereits bezahlt war, nochmals mit dem britischen See Porto von 1sh (entsp. 24 gro oder US-Cent). Dieses Verhalten der Engländer führte dann zu dem sogenannten "Postkrieg" mit den USA.

Nun zu meinen Quellen aus denen Du die, von mir erwähnten, Raten entnehmen kannst.

- History of Letter Post Communication between the United States and Europe 1845 - 1875, by G.E.Hargest
- Understanding Transatlantic Mail, Volume 1, by Richard F.Winter
- The Transatlantic Mail, by Frank Staff
- United States Letter Rates to foreign Destinations, 1847 to GBU-UPU, by Charles J.Stames
- The Postage Rates of North Atlantic Mails (1635-1950)
- United Kingdom Letter Rates 1657-1900, Inland & Overseas, by C.Tabeart
- Postgeschichte und Altbriefkunde, Heft 160, Bremen Mail- der erste transatlantische Postvertrag 1847-1867, Amerika über Bremen
- Auktionskataloge: G.Russel, Saint Longis, Vente sur offres, 27.mais 2011
- Auktionskatalog: verschiedene Kataloge von Lugdunum Philatelie, Lyon
- Auktionskatalog: Schyler Rumsey Philatelie, San Francisco, 4.Febr.2013

Gruß Dieter
 
Lars Boettger Am: 03.08.2015 17:52:19 Gelesen: 257121# 49 @  
@ Fips002 [#547]

Lieber Dieter,

herzlichen Dank für die Quellennennung. Die habe ich auch alle (gelesen).

Beste Grüsse!

Lars
 
Fips002 Am: 13.08.2015 19:54:32 Gelesen: 256922# 50 @  
Von mir ein Brief aus Albany/Missouri nach Hof/Oberfranken.

Der Brief wurde am 08.September 1873 in Albany aufgegeben und nach New York befördert. Von New York. 10.09.1873 mit dem Schiff des Norddeutschen Lloyd "Kronprinz Friedrich Wilhelm", über Southampton 24.09.73, nach Bremen 27.09.73 befördert. Von dort mit der Bahn nach Hof, Eingang 28.09.1873 (Stempel auf der Rückseite).

Die Postgebühr für die direkte Route von New York nach Bremen betrug 6 Cents.

Gruß Dieter


 
bayern klassisch Am: 21.11.2015 13:19:34 Gelesen: 255797# 51 @  
Liebe Freunde,

der hier gezeigte Brief war Anlass, in Kiefersfelden nachzufragen, ob dort noch heute jemand die tatsächlichen Verhältnisse der kaiserlich königlichen Hüttenverwaltung in Kiefer kennen würde.

Tatsächlich konnte ich jemanden bei der Stadtverwaltung für meine Anfrage gewinnen, der einen alteingesessenen Kiefersfeldener befragen konnte und die Antwort dieses Kenners möchte ich euch nicht vorenthalten:

"Die K. K. Hütten- und Hammerverwaltung Kiefer bei Kuftstein in Bayern war ein österreichisches Werk auf bayerischem Boden. Es wurde um 1700 aus dem Zillertal nach Kiefersfelden verlegt, da nur so die im österreichischen Thierseetal reichlich vorhandenen Holzvorkommen problemlos genutzt werden konnten. Das Eisenhammerwerk befand sich im Ortsteil Kiefer, heute der Bereich zwischen dem Werkkanal und dem Kieferbach.

Das Eisenwerk wurde schließlich 1871 wegen fehlender Rentabilität geschlossen. Als Folge des gewonnenen Krieges 1870/71 gegen Frankreich kamen Elsaß und Deutsch - Lothringen zum Reich und die dortigen Eisenwerke produzierten deutlich günstiger, als das Werk in Kiefersfelden, obwohl der dort produzierte Stahl eine hervorragende Qualität besaß.

1882 wurden die leer stehenden Fabrikationsanlagen des Eisenhammerwerkes von einem Augsburger Konsortium aufgekauft, das dort im April 1883 die Marmor - Industrie Kiefersfelden gründete."



Zurück zum Brief - er wurde in Lausanne (CH) am 27.8.1868, also 4 Tage vor dem neuen Postvertrag Bayerns mit der Schweiz vom 1.9.1868, geschrieben und in Folge des Altvertrags richtig mit 50 Rappen (15 Kr.) frankiert. Das Weiterfranko für Deutschland wurde mit 9 Kr. vorderseitig ausgewiesen (kein Nachporto!). Da man diese 9 Kr. aber hätte in Deutschland für ein Nachporto halten können, wurde es von der württembergischen Bahnpost gestrichen (blauer Kreidestift damals wie üblich).Da er mit der Bahnpost Lausanne - Bern(e) schnell befördert wurde, ging es zuerst über den Bodensee, ehe er in Friedrichshafen der württembergischen Bahnpost übergeben wurde. Diese kassierte 9 Kr. als Aufgabepost im Postverein, obwohl es diesen längst nicht mehr gab, aber der Altvertrag sah dies noch so vor - glückliches Württemberg.

Hatte der Absender noch vermerkt "Kiefer bei Kufstein in Bayern", so war das etwas problematisch, denn Kufstein in Bayern lag schon damals in Österreich, aber die involvierten Postler wussten offenbar, was man in der Romandie gemeint hatte. Am 29.8.1868 kam er schließlich in Kiefersfelden an und wurde der österreichischen Hütten- und Hammerverwaltung zugestellt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
briefmarkenwirbler24 Am: 21.11.2015 13:22:39 Gelesen: 255796# 52 @  
@ bayern klassisch [#51]

Hallo Ralph,

ein ganz toller Brief ! Ich frage mich immer wieder wo du solche Schmankerl ausgräbst :DD!

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 21.11.2015 14:39:04 Gelesen: 255786# 53 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#52]

Hallo Kevin,

danke! Das Ausgraben machen die Auktionatoren für mich - ich entdecke dann nur noch in den Katalogen diese Stücke und versuche, mit dem, was mir das Finanzamt lässt, das ein oder andere Stück an Land zu ziehen und hier zu präsentieren.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 30.12.2015 10:21:08 Gelesen: 255121# 54 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Strasbourg vom 23.5.1829 nach Landau in der Pfalz. Frankreich stempelte 67 STRASBOURG (Departementsnummer) und C.F.1.R. für Correspondance Francaise Premier Rayon.





Bayern erkannte für Frankreich 8 Kr. an und addierte für sich 4 Kr., so dass der Empfänger total 12 Kr. zahlen musste.

Wenn jemand den Inhalt summarisch übersetzen könnte, wäre ich entzückt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 03.01.2016 19:35:06 Gelesen: 254937# 55 @  
Liebe Freunde,

den folgenden Brief vom 11.3.1867 aus Lippstadt in Preußen nach Immenstadt verstehen ich hinsichtlich seiner Taxen gar nicht.



Im Postverein waren Portobriefe in der Währung der Abgabepost = Kreuzer zu taxieren. Demzufolge hätte man 12 Kr. notierten müssen, die auch vorhanden sind (12 x - das "x" für Kreuzer ist etwas flüchtig geschrieben).

Oben sehe ich 3 6/12, was nur 3 6/12 Silbergroschen bedeuten kann. Aber warum bei einem Portobrief nach Bayern, wo Groschen nie Währung waren, eine Silbergroschen - Taxe notieren?

Dazu sind die 12 Kr. gestrichen worden, was während des Postlaufs nicht passieren durfte und was nach dem Postlauf nur vom Absender hätte vorgenommen werden können, für den es ja egal war, was auf dem Brief stand, weil er den Betrag ja längst bezahlt haben musste, sonst hätte er ihn gar nicht erst ausgehändigt bekommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 04.01.2016 11:45:54 Gelesen: 254906# 56 @  
@ bayern klassisch [#55]

Lieber Bayern Klassisch,

vielleicht hatte der Postbeamte einen "schlechten Tag" - bei Thurn und Taxis ist es ja bekannt, dass die Währungen verwechselt wurden.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 04.01.2016 13:14:30 Gelesen: 254893# 57 @  
@ Magdeburger [#56]

Lieber Magdeburger,

das ist ja immer möglich, aber bei einem Preußen erwarte ich wohl zurecht höchste Akkuratesse im Umgang mit Portobriefen, denn da wollte Preußen von Bayern ja Geld sehen und 3 1/2 Sgr. waren nie in der Höhe ein Porto im Postverein, das ging nur auf ganze Kreuzer bzw. Groschen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.02.2016 09:58:49 Gelesen: 253728# 58 @  
Liebe Freunde,

aus einer Mini - Korrespondenz abgegriffen zeige ich 2 Briefe aus Le Biot (angeblich der Ort in Frankreich, wo man sich schon immer sehr gesund ernährt hat) vom 7.1.1865 und einen aus Albi vom 13.4.1868 an die Firma Helmensdorfer & Compagnie ("Cie") in Lindau ("Lac de Constance" = Bodensee).



In Le Biot frankierte man die für einen Brief bis 10g notwendigen 40 Centimes mit 2 Marken zu 20 Centimes, während man später in Albi für uns Sammler etwas großzügiger war und 2 Marken à 10 Centimes und nur eine à 20 Centimes frankierte.

Der Absender Francois Namus in Le Biot blieb mir nach Netzrecherche leider unbekannt, während ich zum Absender Leon Talabot aus Saut Du Tarn bei Albi folgendes ergoogled habe (und ganz stolz auf diese einmalige Leistung bin):

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwi0gvSBhZrLAhUiQJoKHa2UAjkQFggcMAA&url=https%3A%2F%2Ffr.wikipedia.org%2Fwiki%2FSaut_du_Tarn&usg=AFQjCNGVWlYVEy81HBMECCcExl8eb0F5iw&sig2=VklNYRvpNvu1-MeFNUTODA&bvm=bv.115339255,d.bGs

Zum Empfänger glaube ich dies richtig gefunden zu haben (2. Großtat heute):

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjBt7XqhZrLAhVmYZoKHRgwCTUQFggdMAA&url=http%3A%2F%2Fhttp://www.helmensdorfer-pfannen.de%2F&usg=AFQjCNGeFPNXOrz3lDOOVANKmMxOvQj_Mg&sig2=PflbCwlJvDQ3RF2csCav5w

1864 gegründet könnte ja passen, wenn man sich das Datum der Briefe anschaut und so häufig dürfte dieser Firmenname nicht in Lindau gewesen sein.

Nun zu den Leitwegen, die ja immer von besonderem Interesse sind:



1. Brief: Le Biot 7.1.1865 - Thonon 7.1.1865 28 km südlich des Genfer Sees bis an den Genfer See. Thonon - Paris 8.1.1865 bei nur 650 km im Januar in den Alpen - wie immer meinen größten Respekt an die Franzosen. Paris - Strasbourg 8.1.1865 (wenn sich mein Respekt für die Franzosen noch steigern ließe, wäre das jetzt der Fall - unglaubliche Leistung!). Neu - Ulm 9.11865 (man sieht hier sehr schön, ich konnte es noch nie beweisen, jetzt schon, die Leitung geschlossen über Badens und Württembergs Bahnpost, die in Ulm endete und nach der Übergabe des Postsacks in Neu-Ulm wurden alle ausländischen Poststücke eingangsgestempelt in Bayern - ein großes Dankeschön der Post). Lindau 9.1.1865, dank der bayerischen Bahnpost alles noch am selben Tag - phantastisch.

Sieht man sich den Lauf des Briefes an, fragt man sich zweierlei:

1. Warum nicht, da der Brief doch nur kurz hinter der Schweizergrenze in Thonon war, einfach der Schweiz übergeben, von wo aus es nach Lindau nur 390 km bis Lindau im Bodensee waren? Nun, das ging nicht, denn der PV Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1858 sah dergleichen nicht vor und die Schweiz ließ keinen (offenen und geschlossenen) Transit durch ihr Territorium zu. Hätte sie es zugelassen, hätte sie sicher 6 Kr. (20 Rappen oder 2 Decimes) Transitporto verlangt.

2. Warum leitete ihn die vorzügliche französische Post vom Genfer See via Paris (Nordfrankreich) wieder in den Südosten nach Strasbourg? Ein Umweg von ca. 750 km? Nun, Frankreich war ein Zentralstaat und die Post ins Ausland, wenn sie nicht dirket kartiert werden musste (Elsaß, Lothringen) musste halt immer nach Paris gekarrt werden, ehe sie von dort aus weiter geleitet wurde und das können wir an diesem unscheinbaren Brief wundervoll nachvollziehen.

Kommen wir zum 2. Brief und seinem Laufweg:



Albi (Südfrankreich, nordöstlich von Toulouse) 13.4.1868 - per Bahnpost Bordeaux - Paris 14.4.1868. Dann aber (war er in Paris, oder hat man ihn erst gar nicht dorthin geschickt, sondern ihn gleich der Bahnpost Paris - Strasbourg am selben Tag übermacht?) Richtung Strasbourg, wo er wohl auch am 14.4.1868 angekommen sein dürfte, ehe er am 16.4.1868 in Lindau einschlug. Wegen des Wegfalls des DÖPV zum 1.1.1868 war das Stempeln und Verrechnen der inneren Postvereinstransite für Baden und Württemberg nicht mehr notwendig - eine Stempelung damit obsolet, wie sich hier schön zeigen lässt.

So können (mich) auch simple Briefe erfreuen, wenn man sich mit ihnen ein wenig näher befasst.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.03.2016 08:33:25 Gelesen: 253571# 59 @  
Liebe Freunde,



ein bar frankierter Brief aus Londons Lombard Street wurde am 15.1.1874 mit 3 Pence = 9 Kr. an Oscar Dürr in Lindau "Germany" aufgegeben. Da hätte ich jetzt eher "Bavaria" erwartet, aber die Post damals war schlau und beförderte ihn sofort in das richtige Lindau, wie der Eingangsstempel vom 17.1.1874 belegt.

Meine Frage ist: Wie wurden die 3 Pence zwischen den Postverwaltungen aufgeteilt? Umgekehrt hätte Bayern 1 Penny behalten und 2 abgeführt. Aber wie war es anders herum?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.03.2016 08:44:21 Gelesen: 253568# 60 @  
Liebe Freunde,

über die "Qualitäten" Augsburgs muss man nichts sagen - gewissen Taxierungen sind dort abgegeben worden, die Bayern viel Geld gekostet haben.



Hier scheint mir wieder so ein Fall vorzuliegen: Geschrieben in Langres am 21.8.1845 im 3. Rayon zu Bayern (C.F.3.R.) lief er über Strasbourg und Augsburg nach München. Da München keinen eigenen Kartenschluss mit Strasbourg hatte, war Augsburg als 1. bayerische Post gefordert, die fremden und eigenen Taxierungen vorzunehmen.

Wie wir an allen hier gezeigten Briefen aus dem 3. Rayon Frankreichs gesehen haben, wenn sie einfachen Gewichts waren, wie hier, wurden 20 Kr. für diesen Teil angesetzt und 18 Kr. für die Strecke ab Kehl bis München.

Hier hatte man auch tatsächlich 20 Kr. zuerst notiert und darauf seinen Auslagestempel abgeschlagen, dann aber mit 14 Kr. (?) korrigiert. In Folge dessen musste auch das Gesamtporto von 38 Kr. (bekam eins ausgewischt) auf völlig falsche 32 Kr. reduziert werden. Bayern gingen also mal wieder 6 Kr. "dank" Augsburg verloren.



Wie es richtig war, zeigt ein Brief aus Lyon vom 30.8.1831, der unter den gleichen Kriterien 20 Kr. für Frankreich im Auslagestempel Augsburgs zeigt, zu denen das Inlandsporto bis München mit 18 Kr. korrekt addiert wurde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 04.03.2016 12:34:13 Gelesen: 253555# 61 @  
Liebe Sammelfreunde,

ein Beleg, den ich mal wieder für Euro bekommen habe:



Er stammt vom 07.12.1864 aus Magdeburg mit richtig 3 Sgr. frankiert und lief nach Straubing. Meine Frage, was bedeutet die römische III im Stempel von Straubing? Ist es die 3. Ausgabetour?

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 04.03.2016 12:45:26 Gelesen: 253554# 62 @  
@ Magdeburger [#61]

Lieber Magdeburger,

für wenig Geld darf man solche Briefe immer mitnehmen. :-)

Die III bedeutete, dass der Ankunftsstmepel um 15.00 Uhr auf den Brief kam. Eigentlich sollten die römischen (alten) Zahlen für den Vormittag gelten und die neuen (arabischen) Zahlen für den Nachmittag, also gewissermaßen "chronologisch" verabfolgt werden.

Aber daran haben sich nicht alle gehalten, wie man sieht, denn Straubing hatte sicher um 3 Uhr morgens keinen da, der die Briefpost ankunftstempelt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.04.2016 15:56:33 Gelesen: 252901# 63 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen hübschen Standard, wenn ich das so sagen darf: London East Central vom 25.11.1864 via Calais (26.11.) und Paris (26.11.) und Bahnpost Paris - Strasbourg (26.11.) nach Nürnberg, wo es mit 6d korrekt frankiert am 28.11. ankam.

Die blaue 2d Marke mutet hinsichtlich ihrer Farbe auch heute noch eigentümlich an - fast eine "stahlblaue", wenn man die bayerische Farbenlehre versteht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 03.04.2016 08:05:54 Gelesen: 252821# 64 @  
Liebe Freunde,

wem England - Bayern zu banal ist, der wird hier vlt. mit seine Augenbraue lüpfen, denn Briefe aus Brasilien nach Bayern sind und waren schon damals in der Kreuzerzeit handverlesen.



Hier einer aus Rio de Janeiro vom 25.1.1861 via Frankreich (22.2.1861 Bordeaux - Paris - Strasbourg) nach Nürnberg (24.2.1861), der nach dem Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1858 30 Kreuzer kostete, dafür aber nur bis 7,5g leicht sein musste, was dieser genau war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.04.2016 08:32:32 Gelesen: 252415# 65 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief hat leider keinen Inhalt, aber das soll mich nicht abhalten, ihn zu beschreiben.



In Strausstown Pa (Pennsylvania) geschrieben, war er gerichtet war er an "Herrn Abraham Jonson Bürgermeister in Dirmstein Kanton Grünstadt Rheinkreis Bayern Deutschland" und versehen mit dem Vermerk "Paquetboot Newyork über Havre de Grace". Hier ein Link [1] zu dieser Großstadt, die 2010 satte 342 Einwohner hatte!

Man wünschte also die Versendung mit einer französischen Linie, was für die Pfalzbriefe aus den Staaten damals, wir reden hier vom 20. März 1846, üblich war. Oben rechts stehen die bezahlten 12 1/2 Cents (endlich habe ich mal einen Brief mit Bruch - Cents nach Bayern, es hat ja nur 25 Jahre gedauert!) und "Paid", weil bis zum Ausschiffungshafen in Frankreich frankiert wurde.

Nach "Understanding Transatlantic Mail Vol. 1" von "Dick" Winter fiel er damit in die Periode 20.1.1846 bis 2.7.1848. Leider passt kein Schiff bzw. keine Linie, die mir bekannt ist, zu diesen Daten, denn er kam ausweislich des roten Stempels "OUTRE MER LE HAVRE" dort am 26.4.1846 an.

Siegelseitig könnte es sich um einen schwachen Abschlag des blauen Paris - Stempels handeln, aber das ist unsicher. Die Schwarze Notierung kann ich aber aus Farbe, Form und Duktus eindeutig Homburg zuordnen. 1 f 6 = 1 Gulden 6 Kreuzer hatte man Frankreich gut geschrieben und 18 Kr. wollte man für Bayern von Forbach nach Grünstadt kassieren, zusammen also 1 Gulden 24 Kr..

Wie man auf 18 Kr. kommt, ist mir schleierhaft, denn von Forbach bis Grünstadt waren es 100 km, also über 12 bis 18 Meilen, so dass ein einfacher Brief bis 8,75g für Bayern 6 Kr. gekostet hätte. Bis 1 Loth 9 Kr., bis 1,5 Loth 12 Kr., bis 2 Loth 15 Kr. und über 2 bis 1 1/2 Loth 18 Kr.. Aber wog der so viel?

1 Gulden 6 Kr. für Frankreich entsprachen aber aus Le Havre, dem 4. Rayon, 22 Kr. je 7,5g - hier also über 15 bis 22,5g 66 Kr. = 1 Gulden 6 Kr.. In Anbetracht des Portos für die Pfalz lägen wir dann aber im Bereich von bis 1 Loth bzw. bis 1 1/2 Loth, also bei 9 Kr. oder 12 Kr.. Evtl. hat man hier pauschal 3 Kr. Transit für Preußen gerechnet pro halbes Loth, weil er ja von Forbach über Saarbrücken (Preußen) ins pfälzische Homburg lief. Dann wäre bei über 1 bis 1 1/2 Loth tatsächlich ein 18 Kr. Porto dabei heraus gekommen, aber das ist vorerst noch Spekulation (aber ich bin dran).

Hochinteressant ist die Siegelseite mit 1 f 24 und 4 gleich 1 f 28 Kr., wodurch belegt wird, dass der Kantonsbote hier 4 Kr. für seinen Gang von Grünstadt nach Dirmstein bekommen hatte. Üblich waren 2 Kr., ohne Verdoppelung weges des Gewichts, aber wer weiß, wie man das dort ausgehandelt hatte ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Strausstown,_Pennsylvania
 
bayern klassisch Am: 19.04.2016 15:26:17 Gelesen: 252352# 66 @  
Liebe Freunde,

ein Teilfrankobrief aus bekannter Korrespondenz lief von Genua ("Genova") "via Milano" (über Mailand) nach Lindau im Bodensee am 14.4.1853 mit Teilfranko von 4 Decimi = 12 Kr. rheinisch bis zur Postgrenze des DÖPV. Ab da 9 Kr. als Postvereinsbrief über 20 Meilen und 3 Kr. für den geschlossenen Transit Mailand - Lindau = 12 Kr. vom Empfänger. 3 Tage brauchte er dafür und das war eine gute Zeit (Schweizer eben!).



Von diesen Briefen sollte es eigentlich viele Dutzend geben, aber ich habe in den letzten 35 Jahren keine 5 Stück gesehen und vlt. hat ein Schweiz - Sammler hier noch einen zu zeigen, den ich nicht kenne?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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