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Thema: Barrenmünzen als Geldanlage
wajdz Am: 14.03.2014 18:30:30 Gelesen: 11645# 1 @  
In der heutigen Tagespost dieser Anreiz zur Flucht in die Sachwerte. Das Eiffelturm-Motiv zum 125jahrigen Jubiläum auf einer BARRENMÜNZE (diese Wortschöpfung habe ich heute zum ersten Mal gelesen. Ein schönes Beispiel für die Kreativität der Werbetexter). Jedenfalls passt dieser Beleg zum Thema.



MfG wajdz
 
DL8AAM Am: 14.03.2014 20:38:09 Gelesen: 11633# 2 @  
@ wajdz [#1]

Barrenmünzen sind nichts neues. ;-) Und im Prinzip auch keine neuere Wortschöpfung der Werbetexter, sondern ein numismatischer Terminus für Zahlungsmittel bzw. Münzen in Barrenform.

Das hat (hatte) den Vorteil, dass man Edelmetalle statt zum höheren Edelmetall- zum niedrigerem Münzverkaufssteuersätzen (bzw. unter Umständen sogar umsatzsteuerfrei) - da diese im Ausgabeland echte gesetzliche Zahlungsmittel sind - aber als Kapitalanlagemünzen [1] vertreiben kann. Ein echtes Steuersparmodell.

Zu ähnlichen Zwecken gibts es auch diese gut geldportemonnaieausfüllenden "1 Kilomünzen", d.h. Silbermünzen im Gewicht zu genau einem Kilo, die theoretisch im Ausgabeland zum aufgerägten Nennwert im Laden ausgeben können. Australien glänzt hier mal 2014 wieder mit "1 Kilo für 20$-Ladeneinkaufswert", die u.a. bei [2] aktuell immer noch umsatzsteuerfrei für 550-600 € angeboten werden. Ich dachte hier sollte sich was zum 01.01.2014 geändert haben, siehe [3].

Hier eine Abbildung einer Barrenmünzen zu 1000 Franc aus der Republik Kongo aus 1997 (also wirklich nichts neues) - mit sogar zum Thema passenden Motiv. ;-)

[4]

Gruß
Thomas

[1]: http://de.wikipedia.org/wiki/Anlagem%C3%BCnze
[2]: http://www.auragentum.de/de/Silbermuenzen/1kg-Silbermuenzen/1-Kilogramm-Silber-Australien-Lunar-II-Pferd-2014.html
[4]: http://www.steuerrat24.de/dynasite.cfm?dsmid=103621&dspaid=1015125
[3]: http://www.muenzauktion.com/kaufmann/item.php5?id=13692
 
wajdz Am: 14.03.2014 21:32:44 Gelesen: 11628# 3 @  
@ DL8AAM [#2]

Vielen Dank für die ausführliche Erläuterung des Begriffs BARRENMÜNZE, den ich nach wie vor für eine originelle Wortschöpfung halte und den ich nun meinem Wortschatz hinzugefügt habe. Grund für den Beitrag war ja eigentlich das Eiffelturm-Motiv der Infopost und auch die Prägung auf der Barrenmünze.

Nun habe ich mich nochmal mit dem Infoschreiben befasst und bin auf die tatsächliche Größe gestoßen. Die Abbildung in der Größe 46 x 81 mm vermittelt das Gefühl einer lohnenden Investition, während die realen 10,5 x 18,72 mm bei einem Gewicht von 2,5 g, bei denen das Motiv nur unter der Lupe zu erkennen ist, den Kaufanreiz wieder deutlich dämpfen. Jedenfalls bei mir.

Wer weiß, ob ich für dieses Wort nochmal Verwendung haben werde.

MfG wajdz
 
Marcel Am: 16.03.2014 15:27:28 Gelesen: 11580# 4 @  
@ wajdz [#1]

Hallo Jürgen!

Barren aus Metall dienten schon in der Antike als Zahlungsmittel. Zu den ältesten gehören die mykenischen Talente aus Bronze (ca. 1450-1200 v. Chr.). Die Talente sind die oberste Gewichtseinheit der Antike bei den Griechen und auch Römern.

Das Aes signatum (gezeichnetes Erz) zählen ebenso zu den Barren, waren aber nicht immer von einheitlichem Gewicht. Hier waren die Voraussetzung für dessen Zahlungsverkehr Kenntnisse im Gewichtssystem und der Waage. Hierbei handelt es sich um mittelitalisches Barrengeld (ca. 400-300 v.Chr.) - Quaderförmig mit einfachen Motiven zw. 1000 und 1850 g - vielfach in Stücke zerschlagen.
Das Aes signatum bildet den Übergang vom Aes rude (rohes Erz - auch Rohkupfer) zum Aes grave (Schwererz - auch gegossenes Kupfer).

In der späteren römischen Zeit finden sich makierte silberne Barren. Auch die ersten russischen Geldformen leiten sich vom Barren ab. Der Grivna wurde in Form von Silberbarren als Großgeld vom 13. bis 14. Jh benutzt und wurde verdrängt durch den Grivenka (Gewichtseinheit für Edelmetalle und Waren) und Rubel (hatte ursprünglich die Form eines Silberbarrens mit einem Gewicht von ca.200g und einem Feingehalt von 850/1000).

Eine häufige Verwendung der Barrenmünzen finden sich im Großraum China durch den Sycee Silber - Handelsbarren meist bootsförmig gegossen (auch Silberschuh genannt). Man kennt Sycee Silber von 1/10 TZael (3,778 g) bis zu 100 Tael - diese wurden stets bei Großgeschäften und als Kapitalanlage benutzt. Sie erschienen als zirkulierende Währung im 19. Jh. und blieben im Umlauf bis Anfang des 20. Jh bevor sie wegen ihres Sammlerwertes den Wert des Silbers überstiegen.

Tael ist die alte Währung und Maßeinheit in Silber und da sind 0,72 Tael =1 Yuan (1889 eingeführt).

Das Tael wird heute noch als Gewichtseinheit mit Werten zwischen 37,4 und 37,8 g in manchen südostasiatischen Ländern verwendet.

Die Barren (also auch Barrenmünzen) dienen heute oft als Deckung von Währungen und werden in den Tresoren der Münzstätten und Staatsbanken aufbewahrt und sind als offizielle Zahlungsmittel nicht mehr gebräuchlich. Sie dienen lediglich zur Kapitalgewinnung.

schöne Grüße
Marcel
 
bayern klassisch Am: 16.03.2014 15:33:37 Gelesen: 11572# 5 @  
@ wajdz [#1]

Meines Erachtens gibt es diese Kombination, weil Barren und Münzen unterschiedlich besteuert werden (keine MWSt, vergünstigte MWSt mit 7% oder volle MWSt mit 19%), daher macht das Sinn. Ob es einem gefällt, ist etwas anderes.

Der Terminus "Flucht in die Sachwerte" ist übrigens ein wahrer - wer keine Sachwerte hat, wird bald gar nichts mehr haben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Marcel Am: 16.03.2014 15:51:04 Gelesen: 11566# 6 @  
@ bayern klassisch [#5]

Barren und Münzen unterschiedlich besteuert werden

Das macht Sinn, soweit habe ich es noch nicht betrachtet. Ich wollte ja auch lediglich sagen, das es die Barren (ob als Barren oder Barrenmünze) schon ewig und Dreizeiten in unterschiedlichsten Varianten gibt. Damals als Zahlungsmittel bei Großgeschäften heute eben als Anlage für Sammlerzwecke, und was in den Banken rumschlummert eben als Deckung.

schöne Grüße
Marcel
 
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