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Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
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bayern klassisch Am: 15.10.2015 16:36:08 Gelesen: 251361# 44 @  
Liebe Freunde,

sieht simpel aus, aber bei genauerer Betrachtung offenbart er sich als kleiner Schatz.



Geschrieben wurde er von der Firma Johann Schubert in Wien am 20.6.1860. Empfänger war die Firma Vallaster & Leibinger in Feldkirch (Vorarlbert). Prinzipiell hätten wir also einen rein innerösterreichischen Brief vor uns, der hierfür mit 9x CM (= 11x rheinisch) zu frankieren gewesen wäre (bis 1 Loth über 20 Meilen Inland).

Aber das war dem Absender zu teuer. Statt dessen kuvertierte er ihn nach Lindau an die bekannte Adresse Spengelin & Co, wo man auch seinen Firmenstempel siegelseitig abschlug.

Mit Spengelin hatte man offenbar ein Abkommen, dass dieser die Wiener Briefe zuerst einmal auf seine Kosten frankierte und dann weiter schickte, immer unter der Voraussetzung, dass es von Lindau günstiger sein musste, als von Wien aus.

Das traf hier zu - von Lindau nach Bregenz war es ein Postvereinsbrief bis 10 Meilen, für den nur 3x rheinisch zu frankieren waren. Diese hat Spengelin später sicher von seinem Wiener Spezi erstattet bekommen.

Gebührenteilung ursprünglich: 9x CM für Österreich, abzüglich für den Transit quer durch Bayern bis Bregenz von ca. 1,5x CM = 7,5x CM für Österreich und knapp 2x rh. für Bayern.

Gebührenaufteilung durch Verstoß gegen das österreichische Postgesetz: 3x rh. für Bayern, für Österreich nichts.

Am 4.7.1860 wurde er in Lindau aufgegeben und am selben Tag nach Bregenz verbracht und in Feldkirch zugestellt. Diese Aktion hat den Absender nicht 11x rh. gekostet, sondern nur 3x rh., aber 14 Tage vom Schreiben bis zur Zustellung waren auch nicht jedermanns Sache - hier wird man es, typisch für Wien, auch nicht sehr eilig gehabt haben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.10.2015 08:37:51 Gelesen: 251304# 45 @  
Liebe Freunde,



heute mal etwas "Harmloses" - simpler Brief aus Augsburg mit violetten Zweikreisstempeln vom 9.12.1871 auf blauem Briefpapier mit roter Marke und grünem Absenderstempel der Firma Erzberger & Söhne (also eine waschechte 4 - Farben - Frankatur) nach Egg bei Bregenz (es gab auch ein Egg bei Zürich, da musste man also aufpassen) über den lokalen Paketschluss Oberstaufen. Leider hat man den Ankunftsstempel vergessen, aber das ging damals schon locker an einem Tag, im Gegensatz zu heute.

Beachtenswert schien mir ein Schaden am Klischee über dem "E" von BAYERN zu sein, welchen man nicht oft sieht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.10.2015 13:28:44 Gelesen: 251213# 46 @  
Liebe Freunde,

eine meiner (zahlreichen) phil. Eigenarten ist das Zusammentragen von Briefen innerbayerisch aus der Epochen vom 1.7.1849 bis zum 31.10.1849, also der Phase, als das neue Reglement für die Marken galt, es aber noch keine Marken gab.



Nun ist es mir dank der segensreichen Erfindung der Bucht gelungen, einen Brief von Augsburg zur Kreuzhütte vom 18.8.1849 zu finden. Er wurde bis 1 Loth (einfach) mit 6x für Briefe über 12 Meilen korrekt taxiert, wenn man ihn denn in Waldmünchen ablud, so wie hier. Den Rest machte dann der Bote dort, der seine Kosten nicht aufs Porto addierte, ihn aber nach Österreich trug.

Nur die Abschläge von Augsburg (soll rot sein) und Waldmünchen (war blau und blieb es auch lange in die Markenzeit hinein) hätten etwas besser ausfallen können.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 20.10.2015 17:28:39 Gelesen: 251191# 47 @  
Hallo Sammlerfreunde,

ich habe hier diesen Brief aus Straubing der vom Landgericht Straubing versendet wurde nach Klosterneuburg bei Wien am 17.1.1836. Rechts ist RS für Regierungssache geschrieben, aber auch durchgestrichen, welches Porto wurde für diesen Brief aufgerufen, in Rötel gezeichnet sind 16 (CM?), wer bekam wie viel ?

Rückseitig ist der Ankunftsstempel von Wien abgeschlagen 25.1. und ein leider unleserliches Papiersiegel.

Gruß Rainer




 
bayern klassisch Am: 20.10.2015 18:13:20 Gelesen: 251183# 48 @  
@ Gernesammler [#47]

Hallo Rainer,

ein Brief aus sehr umfangreicher Korrespondenz des Gerichts in Wien, der als R. S. in Bayern portofrei war.

In Österreich war er aber portopflichtig und wurde mit 16 Kreuzer Conventionsmünze (CM) taxiert, was ca. 19 rheinischen Kreuzern entsprach (19,2 um präzise zu sein).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 20.10.2015 18:24:09 Gelesen: 251178# 49 @  
@ bayern klassisch [#48]

Hallo Ralph,

danke für die schnelle und wie immer präzise Antwort.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 21.10.2015 13:11:46 Gelesen: 251147# 50 @  
Liebe Freunde,

beim Auktionshaus Gärtner war ich heute telefonisch erfolgreich, ging mir doch dieses Schmankerl zum Schnäppchenpreis ins Netz:



Aus Württemberg stammend (Schmidfelden) wurde er für dortigen Verhältnisse mit 3 Kr. als Postvereinsbrief der 1. Gewichts- und Entfernungsstufe korrekt frankiert nach Dornbirn im Vorarlberg (Österreich).

Er wurde aber nicht in Württemberg, sondern in Lindau aufgegeben. Es versteht sich von selbst, dass württembergische Marken bei einer Postaufgabe in Bayern keine Frankaturkraft erlangen konnten. Daher hätte das dortige Postamt wie folgt vorgehen müssen:

Unter/neben der Marke war der Vermerk "ungültig", auch "ungiltig" anzubringen und den Brief als unfrankierten Portobrief aus Bayern nach Österreich zu taxieren.

Weil die Zielpost in Österreich lag, hätte man 5 Neukreuzer Porto und 5 Neukreuzer Portozuschlag = 10 Neukreuzer taxieren müssen.

All das ist nicht passiert - man "sah über die Fremdmarke" leicht hinweg, stempelte sie sehr ansehnlich (danke nochmals dafür, lieber Lindauer!) und ließ den Brief unbeanstandet abgehen.

Österreich hatte hier auch nichts zu fordern, denn für die Berechnung des korrekten Frankos bzw. Portos war im DÖPV allein die Aufgabepost verantwortlich - hier Lindau. Daher wurde er völlig zurecht untaxiert dem Empfänger übergeben.

Der Brief passt nicht nur perfekt in meine Contraventions - Sammlung (Bayern hatte hier 6 Kr. verschenkt), sondern auch in meine kleine Bayern - Österreich - Spezialsammlung; und wenn man ihn mir rechtzeitig zuschickt, baue ich ihn noch bis Mittwoch nächster Woche in die 5 Rahmen = 60 Seiten ein, die ich in Sindelfingen ausstellen darf.

Ich hoffe, euch gefällt der Brief so gut wie mir. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
briefmarkenwirbler24 Am: 22.10.2015 11:37:08 Gelesen: 251102# 51 @  
@ bayern klassisch [#50]

Hallo Ralph,

da hast du ja wieder ein tolles Schmankerl erstehen können :)!

Ist dir auch ein Brief bekannt, der mit einer österreichischen Marke in Bayern aufgegeben wurde und nach Württemberg adressiert ist? :p

Gäbe sicherlich eine tolle Seite!

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 22.10.2015 13:23:49 Gelesen: 251089# 52 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#51]

Hallo Kevin,

nein, ist mir nicht bekannt - die meisten (das bitte ich aber sehr, sehr relativ zu nehmen) Fremdentwertungen liefen von A nach B mit jeweils der "falschen" Marke auf dem Brief.

Ein weiterer Brief aus Land A mit Stempel von Land B nach Land C, der glatt durchlief, ist mir nicht bekannt.

Es gibt aber den sog. "Südstaatenbrief" mit einer 3 Kr. Baden- und einer 3 Kr. Württembergmarke, der in Würzburg (Bayern) zur Post kam, die Marken erhielten 2 Mühlradstempel offen 598 von dort und der ins Taxisgebiet lief - aber mit 9 Kr. nachtaxiert wurde. Das ist natürlich der beste AD - Brief mit Fremdentwertung überhaupt - leider gehört er nicht mir, weil ich mir damals ein Auto kaufte, statt seiner. Vlt. keine gute Investition, das mit dem Wagen ...

Allgemein sind sog. Dreistaatenbriefe wie meiner äußerst selten und wenn, dann wurden sie nachtaxiert, wie es die Regel war und was jeder Postler wusste. Aber dann wäre es ja keine bayerische Contravention gewesen, weswegen ich ihn hauptsächlich gekauft habe.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 22.10.2015 18:32:00 Gelesen: 251066# 53 @  
@ bayern klassisch [#52]

Hallo Ralph,

guck mal: [1]



"Österreich, 1858, B.P. (=Bahn-Post), bayrischer offener Mühlradstempel, ab 1856 verwendet, 15 IIa, Markenbild nach links gerückt, R!, Befund Ferchenbauer als vollzähniges seltenes P!"

ist zwar kein Beleg, erfüllt aber immerhin zwei von drei Kriterien.

Lg, harald

[1] http://www.briefmarkenauktion.at/fabm_detail.php?aid=151345
 
bayern klassisch Am: 22.10.2015 19:13:13 Gelesen: 251057# 54 @  
@ bignell [#53]

Hallo Harald,

wenn man dazu noch den Brief hätte.

Vermutlich in Österreich in den Zug nach Passau geworfen und dort erst bei der Übernahme der bayerischen Bahnpost entwertet. Aber beweisen lässt sich das nicht wirklich.

Danke fürs heraus suchen!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 27.10.2015 22:41:31 Gelesen: 250907# 55 @  
Hallo,

damit ich auch mal was hierzu beitrage, porto- und stempelfrei:





Luitpold Karl Joseph Wilhelm von Bayern (* 12. März 1821 in Würzburg; † 12. Dezember 1912 in München), Prinzregent des Königreiches Bayern [1]
Brief an Erzbischof Kardinal Lev Baronu Skrbenský z Hriste [2] (die Sonderzeichen bei Hriste hab ich weggelassen, das sieht dann leider hier so aus: Høíštì)

Falls ich bei nachstehender Transkription Fehler gemacht habe, bitte korrigieren, bei Sütterlin bin ich nicht so auf Zack.

Danke, harald

Umschlag:

Dem Hochwürdigsten Herrn
Lev von Skrbensky
Kardinal und Erzbischof von Prag.

Brief:

Hochwürdigster Herr Kardinal! Mit wahrem Vergnügen habe Ich die Glückwünsche entgegengenommen, welche Mir Eurer Eminenz aus Anlaß des heiligen Weihnachtsfestes dargebracht haben. Indem Ich dafür Meinen besten Dank ausdrücke, wünsche Ich, daß der Allmächtige Eurer Eminenz mit dauerndem Wohlergehen segnen möge und erneuern die Versicherung vollkommener Hochachtung, mit welcher Ich bin
München, den 28 Januar 1911.
Eurer Eminenz
gutwilligster
Luitpold
Prinz von Bayern.

An den Herrn Kardinal
Lev von Skrbensky

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Luitpold_von_Bayern
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Skrbensk%C3%BD_von_H%C5%99%C3%AD%C5%A1t%C4%9B
 
bayern klassisch Am: 14.11.2015 17:29:05 Gelesen: 250647# 56 @  
Liebe Freunde,

wohl kein Vermittlungsbrief, aber immerhin einer, der in Lindau im Bodensee am 7.1.1842 geschrieben wurde und der nach Pest (= Budapest heute) lief. Durch die elegante Umgehung des bayerischen Grenzfrankozwangs bis zur Ö - Grenze, konnte man sich etwas Geld sparen.



Immerhin verlangte man in Pest 14 Kreuzer CM vom Empfänger, was ihn als einfachen Brief ausweist.

Die Ersparnis auf Seite des Absenders, er hätte ja frankieren müssen, hing vom Postlauf ab - hier war zwischen 3 Kr. bei direkter Leitung Richtung Bregenz bis über 8, 10 und 12 Kreuzern alles möglich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 17.11.2015 19:32:09 Gelesen: 250559# 57 @  
Hallo Sammlerfreunde,

hier ein Brief aus Regensburg versendet am 20.9.1831 nach Steyr, leider kann ich nicht viel entziffern, wer der Empfänger war.

Das Porto 10 Kreuzer für den Brief, wovon 4 Kreuzer für Bayern waren und 6 Kreuzer an Österreich gingen.

Was hat aber das Rötel auf der Rückseite zu bedeuten?

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 17.11.2015 19:37:55 Gelesen: 250558# 58 @  
@ Gernesammler [#57]

Hallo Rainer,

ein hübscher Brief - aber mit dem Porto/Franko liegst du etwas daneben.

Bis zum 30.9.1842 [1] bestand zwischen beiden Ländern auf Wunsch Österreichs ein Grenzfrankozwang, so dass vorne niemals die Summe beider Gebührenteile notiert sein kann.

Bayern notierte auf der Siegelseite in schwarzer Tinte sein Franko bis zur Grenze bei Passau mit 6 Kreuzer rheinisch.

Aber der Grenze kamen 10 Kreuzer Conventionsmünze bis zum Zielort dazu.

Siegelseitig, weil es noch keine Ankunftsstempel gab, notierte man das Datum der Ankunft in Steyr, also den 23/9/1831 (der Brief war also 3 Tage unterwegs und das lag in der Norm).

Schön, dass du hier mit so hübschen Briefen mitmachst. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph

[1] Datum redaktionell geändert, siehe Beitrag [#60]
 
Gernesammler Am: 17.11.2015 20:12:47 Gelesen: 250553# 59 @  
@ bayern klassisch [#58]

Hallo Ralph,

danke für die Zustimmung zu dem netten Brief und ich habe hoffentlich wieder etwas dazu gelernt.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 18.11.2015 06:30:06 Gelesen: 250534# 60 @  
@ Gernesammler [#59]

Hallo Rainer,

wir sind alle Lernende, denn so einfach ist die Postgeschichte des 19. Jahrhunderts nicht gerade.

Bitte bei [#58] merken (weil ich es leider nicht mehr korrigieren kann): Tippfehler, es muss heißen 30.9.1842, nicht 20.9.1842. Ich bitte um Entschuldigung.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 24.11.2015 14:29:51 Gelesen: 250376# 61 @  
Liebe Freunde,

nichts Besonderes, aber doch insgesamt ganz hübsch. Am 3.7.1863 und am 28.10.1863 waren die offenen Mühlradstempel von Stockheim noch recht frisch, da die Expedition erst am 1.3.1863 ins Leben gerufen wurde.



Der frühere brauchte nur einen Tag bis Prag, der spätere deren 2. Vlt. war auch das Wetter Ende Oktober 1863 einfach nur schlecht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 24.11.2015 15:05:16 Gelesen: 250368# 62 @  
@ bayern klassisch [#61]

Lieber Bayern Klassisch,

es ist ja schade, dass keine Uhrzeit im Stempel vorgesehen war. Der Unterschied von einem Tag Laufzeit kann schlicht einfach daran liegen, dass ein Brief in den Morgenstunden, der andere am späten Abend aufgegeben wurde.

Jedenfalls ist es ein interessantes Pärchen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 24.11.2015 16:30:13 Gelesen: 250362# 63 @  
@ Magdeburger [#62]

Lieber Magdeburger,

das kann natürlich auch sein - aber es war sicher ein lokaler Paketschluss und die Zeiten können sich auch auf einer kurzen Zeitskala geändert haben.

Danke für dein Lob - hat man wirklich nicht jeden Tag, ein solches Pärchen zu bekommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 26.11.2015 13:59:58 Gelesen: 250281# 64 @  
Liebe Freunde,

nach meiner Beobachtung sind Briefe hin wie her mit Mustern, waren sie nun inliegend, oder anhängend, Seltenheiten und ich bin froh, diesen Brief hier zeigen zu können, den mir die Bucht bescherte.



Allerdings hatte man seinerzeit doch etwas Probleme, was die treffenden Tarifierung des Poststücks anging und erkennen mehrere Brüche und eine Summe an Conventionskreuzern, die der Empfänger des Portobriefes mit 2 (ehemals) inliegenden Baumwollmustern in Pest zu zahlen hatte.

Von Schauenstein trug jemand den am 3.12.1844 geschriebenen Brief ca. 8 km (bei sicher nicht sehr erquicklichen Witterungsverhältnissen) nach Münchberg, wo er am 4.12.1844 aufgegeben wurde. Die Zustellung (Siegelseite blank) erfolgte am 10.12.1844 in Pest - 6 Tage waren gar nicht mal so übel für diese eisenbahntransportlose Zeit.

Traut sich jemand an die Erklärung der Taxen ran?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.12.2015 11:51:49 Gelesen: 249957# 65 @  
@ bayern klassisch [#64]

Liebe Freunde,

dann sind die Taxen doch etwas verwirrender, als ich gedacht habe. Nun zur Auflösung:

Während Bayern und Österreich ab dem 1.10.1842 ein einheitliches Postgebilde darstellten, auch mit einer gemeinsamen Taxe bzw. einem gemeinsamem Franko, verlangte Bayern relativ frech für gewisse Briefe Bayerns in gewissen Gebiete Österreichs einen Zuschlag von 4 Kreuzer, der nur Bayern allein zustand.

So verhielt es sich auch hier:

Ursprünglich hatte die Aufgabepost 16 Kreuzer Gemeinschaftsporto und 8 Kreuzer bayerisches Zuschlagsporto = 24 Kreuzer notiert, was aber falsch war. Richtig war für einfache Briefe 12 Kr. Gemeinschaftsporto und 4 Kreuzer bayerisches Zuschlagsporto.

Da der Brief über 1/2 bis 1 Münchener (und auch Wiener) Loth wog, waren diese Gebühren mit dem Faktor 1,5 zu multiplizieren, so dass aus 12 Kr. 18 Kr. und aus 4 Kr. 6 Kr. wurden, die zusammen gefasst aber auch nur 24 Kreuzer Conventionsmünze ergaben.

Aber man durfte sie auf den Briefen eigentlich nicht zusammen fassen, weil sonst hälftig zu teilen gewesen wäre, was hier falsch war, weil nur die 18 Kr. das Gemeinschaftsporto darstellten und die 6 Kr. CM allein in die bayer. Postkasse flossen.

Gar nicht so einfach, aber auch gar nicht so schwer.

Nun aber zu meinem jüngsten Baby, das ich nach vielen Jahren der Suche endlich hier begrüßen durfte:



Geschrieben im wunderschönen Wien am 8.3.1862 und an Doktor Anton Ruland in Würzburg gerichtet, ging ein einfaches Kuvert auf die Reise, das prompt am Folgetag (!) in Würzburg einschlug.

Wäre man reiner Bayernsammler, ohne Ahnung internationaler Postverhältnisse und deren Vorschriften, würde man diesen Brief allein anhand der Bewertung von Marke(n), Stempel(n) usw. preislich adjustieren. Jedoch wäre das hier ein grober Fehler.

In Österreich bestand mit Ausgabe der Marken die Pflicht, im Falle der gewünschen Einschreibung eines Poststücks die dafür treffende Sondergebühr von 6 Kr. CM (bis 31.10.1858 ) bzw. dem Äquivalent von 10 Neukreuzer ab 1.11.1858 siegelseitig zu kleben. Demzufolge waren Ö - Recobriefe mit einer Marke für das tarifmäßige Franko vorne, mit der Recogebühr aber hinten zu bekleben. In 99,99% aller Fälle wurde das auch so gemacht, weil bei Recobriefen ja immer die Aufgabe im Postlokal zu erfolgen hatte und die Post dort natürlich ihre ureigensten Vorschriften kannte.

Aber was machte man, wenn der Absender in Unkenntnis dieser speziell österreichischen Usance das Franko UND die Recogebühr schon vorderseitig verklebt hatte? Eine Marke abziehen und hinten wieder zu befestigen war weder der Marke selbst, noch der Unbeschadetheit des Briefkuverts, noch dem zügigen Dienstesablauf zuzumuten und so kam es hin und wieder, wie es kommen musste - man nahm dergleichen Kuverts und Briefe zähneknirschend an und entwertete die frontseitig geklebten Marken.

Hier waren das für einfache, über 20 Meilen laufenden Briefe im Postverein 15 Nkr. und 10 Nkr. für die Recommandation. Zur Sicherheit schlug man hinten aber nochmals seinen roten (in Österreich DIE Farbe für Franko bzw. Chargé) Stempel "RECOMMANDIRT WIEN" ab und hoffte, dass Bayern jetzt nichts falsch machen würde.

Eine Reco - Nummer für den Schein, der ja in allen Fällen gezogen werden musste, ist nirgendwo vermerkt. Auch auf der Vorderseite war "recommandirt" als Teil der Adresse vorgeschrieben, finden wir diesen Pflichtvermerk nicht.

Ob Bayern ihn anhand der Briefkarte als recommandirt behandelt und ausgegeben hat, wissen wir nicht, hoffen es aber.

Nach Jahren der Suche bin ich daher sehr, sehr froh, einen solchen Brief mit vorderseitigem Gesamtfranko nach Bayern zeigen zu können und schlecht, finde ich, sieht er ja auch nicht gerade aus.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 13.12.2015 15:56:57 Gelesen: 249923# 66 @  
Hallo Sammlerfreunde,

hier ein Brief aus Triest (von 1382 bis 1918 gehörte Triest zu Österreich, heute Italien/Venetien). Dieser wurde 1822 an die Herren Venino in Würzburg gesendet.
Bezahlen musste man für diesen Brief 24 Kreuzer Conventionsmünze und ab Grenze zu Bayern bis Würzburg nochmals 14 Kreuzer rheinisch.

Gruß Rainer




 
bayern klassisch Am: 13.12.2015 16:31:41 Gelesen: 249919# 67 @  
@ Gernesammler [#66]

Hallo Rainer,

nicht ganz. Der Absender zahlte wegen des Grenzfrankozwangs bis zu Grenze 14 Kr. CM über 12 Poststationen bis 1/2 Loth und Venino zahlte 24 Kr. von Passau bis Würzburg.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 09.01.2016 14:56:40 Gelesen: 249489# 68 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine Seltenheit - einen Expressbrief aus Würzburg vom 21.9.1862 über Wien nach Pesth.



Der Absender hatte zu zahlen: 9 Kr. Franko (bei expressen Briefen herrschte Frankozwang), 6 Kr. Chargégebühr (ebenso Chargézwang – diese 6 Kr. flossen in die Kasse der Aufgabepost) und 11 Kr. Expressgebühr für den in Pesth sofort zustellenden Boten (die Expressgebühr im Ausland betrug 15 Nkr., die nur postalisch 9 Kr. rh. entsprachen; weil der Bote in Pesth jedoch paritätisch abzufinden war, mussten hier 11 Kr. rh. bezahlt werden, die paritätisch 15 Nkr. gleich kamen). Diese waren in der begleitenden Briefkarte als Weiterfranko der Abgabepost zu vergüten. Der Absender hatte also für seinen Brief 26 Kr. rh. frankiert. Dies ist der einzige mit bekannte Expressbrief der Gebührenperiode 1.10.1860 – 31.12.1867 ins Ausland.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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