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Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
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Gernesammler Am: 19.01.2016 09:35:32 Gelesen: 247706# 69 @  
Hallo Sammlerfreunde,

hier ein Brief von 1823,dieser Brief ist aus einer sehr umfangreichen Korrespondenz, die nach Wien gerichtet war. Die Adresse lautet:

Vom Königlich Bayerischen Kreis- und Stadtgericht München

An den wohllöblichen Magistrat der Kaiserlich Königlich Oesterreichischen Haupt- und Residenz - Stadt Wien.

Nro E (Numero der Expedition = Geschäftsnummer von München) 451.
2097 in rot war die Geschäftsnummer der Behörde in Wien.
er. 15. Jenner 823 = erhalten den 15. Januar 1823 - Vermerk der Empfängerbehörde in Wien.

Der Aufgabestempel ist ein häufiger Zweizeiler, der sehr oft kopfstehend abgeschlagen wurde.

Siegelseitig: 9 Kr. bezahlte der Absender bis zur Ö - Grenze.
14 Kr. Conventionsmünze (CM) zahlte die Behörde in Wien, die links neben "Wien" als typische Ligatur vermerkt wurden.
Die 3 Kr. CM - Rötel hinten war der Botenlohn dort von der Hauptpost bis zum Empfänger.
Ohne die Hilfe von Ralph hätte ich dies nicht gewusst.

Gruß Rainer






 
bayern klassisch Am: 12.02.2016 17:03:28 Gelesen: 247168# 70 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen portofreien Dienstbrief, dessen Laufweg mich interessierte.

Geschrieben in Bozen am 8.2.1854 lief er nach Kempten, wo er am 11.2.1854 ankam.



Siegelseitig sehen wir die Transitstempel von Innsbruck 10.2. und Reutte vom 10.2.. Zuvor hätte ich gedacht, er wäre via Mittenwald nach Kempten geleitet worden. Aber von Reutte sagte mir mal ein Auktionator in Österreich und ein Bayernsammler, gäbe es keine Transite zwischen Österreich und Bayern, weil Reutte de facto nur von Bayern angelaufen werden konnte. Dies ist aber offensichtlich falsch, wie man hier sieht.

Den Terminus "Im übert(ragenen) Wirkungskreis" ist hier erklärt:

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwj82-XrzPLKAhUDiSwKHYojCGkQFgglMAE&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2F%25C3%259Cbertragener_Wirkungskreis&usg=AFQjCNEvDsAY4lLKOg0d2LkSR5COvZzrqA&sig2=rdMMy5uGAqvt1cfSrB75yA

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.02.2016 12:01:32 Gelesen: 246950# 71 @  
Liebe Freunde,

heute darf ich einen ganz besonderen Brief zeigen, auch wenn der prima vista eher wenig spektakulär daher zu kommen scheint.

Geschrieben in Senden (Schwaben, bei Neu-Ulm) am 13.7.1864, wurde er mit folgender, hochinteressanter Adresse aufgegeben:



"Wohlgeboren Herrn Alois Fink z. Hermansberg in Sulzberg b. Bregenz Postablage in Aach bei Oberstaufen".

Wenn man nicht gerade im Allgäu oder Vorarlberg wohnt oder aufgewachsen ist, sind das zuerst einmal "böhmische Dörfer". Aber wenn man sich die Mühe macht und eine Karte fertigt, sieht man, wo die Orte gelegen sind und wie man sich das in Senden damals vorgestellt hat.



Siegelseitig sehen wir nur einen Stempel von Oberstaufen am 14.7.1864. Von Senden nach Oberstaufen waren es 11 Meilen, so dass die verklebten 3 Kr. hierfür innerbayerisch ausreichten.



Aber der Empfänger wohnte ja nicht in Aach bei Oberstaufen, direkt an der österreichischen Grenze, sondern in Sulzberg und das lag ca. 1,5 km hinter der bayer. Grenze in Österreich. Bei einem Versand nach Österreich galten aber die Postvereinsentfernungen bis 10 und über 10 bis 20 Meilen, so dass wir hier eigentlich einen Postvereinsbrief über 10 bis 20 Meilen vor uns haben, der ein Franko von 6 Kreuzern erfordert hätte.

Durch die Ablage in Aach (und wie kam der Brief von der letzten bayer. Poststelle Oberstaufen nach Aach?) tangierte er aber kein österreichisches Territorium. Die Post in Senden oder Oberstaufen hat "Postablage in Aach" mit Rötel unterstrichen, um eine spätere Nachtaxierung zu vermeiden (dann hätte man 3 Kr. Porto und 3 Kr. Zuschlag = 6 Kr. vom Empfänger nacherheben müssen).

Auch wenn der Brief an den Rändern suboptimal daher kommt, bin ich sehr froh, ihn hier zeigen zu können und zumindest die Marke mit 4 Schnittlinien als Nr. 9b und der vorzüglich gemittete Mühlradstempel 223 von Senden, der nicht gerade häufig ist, helfen darüber schnell hinweg.

Bei solchen kleinen Besonderheiten aus alter Zeit zwischen meiner Heimat Bayern und meiner geographischen Liebe Österreich geht mir das Herz auf, auch wenn der Brief nur wenig wert ist und für kleine Münze erstanden wurde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.02.2016 16:29:03 Gelesen: 246782# 72 @  
Liebe Freunde,

ein Brief mit 3 kleinen Besonderheiten erfreute mich sehr: Absender war das Kreis- und Landgericht Nürnberg am 18.02.1837, Empfänger der Magistrat der Stadt Wien.



Links unten lesen wir: "E(x) O(ffico) Portofreyer Justizgegenstand, hierorts Kgl (= Königliche) Dienstsache mit Beilagen".

Der Brief lief kostenlos in Bayern und Österreich, was m. E. nicht häufig ist, weil Österreich gerne dergleichen Briefe ab der Grenze taxierte.



Dieser kam am 24.2.1837 in Wien an und erhielt den für Portobriefe vorgesehenen schwarzen Ankunftsstempel, ehe man bemerkte, dass er portofrei zu lassen war und dann den roten Stempel bekommen musste. Die rote Tintennummer vorn war die Registriernummer von Wien, das Datum der Ankunft wurde unter der Adresse "Wien" vermerkt.

Mittig sehen wir eine "P" - Paraphe von Österreich für portofreie Briefe.



Der Inhalt ist auch nicht ohne - der Betreff lautet: Wieserner Maria Marg(aretha) Paraplümacherstocher (ein Paraplü war ein Schirm) dahier wider Gebhardt Wilhelm, Handelsmanns- und Wirthssohn dahier, dermalen zu Wien, Schwängerungs- und Alimentenklage betr.(effend).

Da hatte wohl der Wirthssohn das holde Fräulein Wieserner geschwängert und sich dann abgemacht nach Wien, wo er als Kellner in der Vorstadt Maria Hülf in der Blauen Glocke verdingte in der Hoffnung, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Dem war aber nicht so.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.02.2016 10:00:59 Gelesen: 246497# 73 @  
Liebe Freunde,

weil eine anständige Bayern - Österreich bzw. Bayern - Frankreich - Sammlung auch unterfrankierte Briefe im Transit zeigen können sollte, war ein nettes Auktionshaus bemüht, mir diesen Brief zukommen zu lassen.



Frankiert in Wien am 16.3.1869 dachte der Absender wohl, er könnte mit nur 15 Neukreuzern nach Asnieres bei Paris ein Kuvert abgehen lassen, was aber nicht so war. Die Aufgabepost erkannte 10 Neukreuzer zu wenig und stempelte INSUFFISAMENT AFFRANCHIE für ungenügende Freimachung.

Österreich durfte dergleichen Briefe nicht nachtaxieren, so dass Frankreich (Paris) ihn manuell mit 5 Decimes Nachtaxe belegte, also ca. dem Doppelten der fehlenden 10 Neukreuzer. Warum Paris und nicht der Zielort Asnieres? Weil der Stempel AUTR.(iche) - STRASBOURG 3 18.03.1869 den Kartenschluß Wien - Paris belegt und das 1. französische Postamt die Auslandskorrespondenz (nach-)zutaxieren hatte.



Wer an der Echtheit des Stücks zweifeln sollte, für den habe ich den Befund des mir bis dato unbekannten Prüfers Arnold Goller beigefügt, der wohl bis auf "AFFRANGIE" alles richtig gemacht haben dürfte (und auch dieses Wort wäre hier im Forum nachzulesen gewesen, ein kleiner Tipp für postgeschichtlich interessierte BPP).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 28.02.2016 11:38:37 Gelesen: 246492# 74 @  
@ bayern klassisch [#73]

Hallo Ralph,

Arnold Goller ist ein Kärntner Briefmarkenhändler ("Marken Goller KEG"), Gerichtssachverständiger [1] und Prüfer.

Lg, harald

[1] http://www.sdgliste.justiz.gv.at/edikte/sv/svliste.nsf/a/W818777!OpenDocument
 
bayern klassisch Am: 28.02.2016 13:47:10 Gelesen: 246472# 75 @  
@ bignell [#74]

Hallo Harald,

vielen Dank - 4 Fachgebiete, wow, dagegen bin ich nur ein kleines Licht.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 28.02.2016 14:08:56 Gelesen: 246470# 76 @  
@ bayern klassisch [#75]

Hallo Ralph,

ich glaube nicht, dass Du Grund dazu hast Dein Licht unter den Scheffel zu stellen ;)

Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 28.02.2016 16:25:43 Gelesen: 246462# 77 @  
@ bignell [#76]

Hallo Harald,

ich versuche mich mein ganzes Leben lang an Bayern und habe Wissenslücken zuhauf; 4 große Gebiete (Bayern ist auch ein großes!) würde ich mir nie zutrauen, ganz ehrlich. Respekt, wenn einer das kann - Daumen hoch!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 03.03.2016 16:17:00 Gelesen: 246309# 78 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen grenzfrankierten Brief vom 13.3.1842 aus Wien nach Regensburg an das Verlagshaus Manz. Der Absender zahlte 14 Kreuzer Conventionsmünze (CM) bis vor Passau. Daher stempelte die Aufgabepost in Wien alles korrekt in roter Farbe, der Farbe der Frankatur damals (schwarz war die Farbe des Unbezahlten, des Portos also). Franco und Grenze deuteten darauf hin.

Vorderseitig sollte der Diagonalstrich, der eher zu einem senkrechten Strich verkam, dies verdeutlichen.

Bayern notierte 6 Kreuzer rheinisch für sich ab Passau bis Regensburg, die nur sehr schludrig angeschrieben wurden, wie so oft damals.

Am 17.3.1842 kam er an und wurde zugestellt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.03.2016 08:21:41 Gelesen: 246281# 79 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen Portobrief aus Wien vom 12.1.1843 nach Nürnberg, der von der Aufgabepost mit schwarzem Aufgabestempel versehen wurde, um gleich zu dokumentieren, dass es sich um einen unfrankierten Brief handelte.

Aber der O.B.C. = Oesterreichisch - Bayerische - Correspondenz Stempel dürfte nicht aus Wien stammen, denn er zeigt eine andere Zusammensetzung. Es ist immer wieder interessant zu sehen, dass selbst die größten Städte hüben wie drüben diese Vertragsstempel abzugschlagen vergaßen und andere, grenznäher gelegene Poststationen mit ihren O.B.C. - Stempeln aushelfen mussten. Dabei hatte doch Österreich nur für diese Poststellen O.B.C. - Stempel angeschafft, die auch in regem Postaustausch mit Bayern standen und es so hätten wissen müssen.

Das Porto von 15 Kr. rheinisch war halbscheidig zu teilen (= 12 Kr. Conventionsmünze, also für jeden 6 Kr. CM), bzw. im Verrechnungswege der Generalrechnung quartaliter zu saldieren.



Schon 3 Tage später war er in Nürnberg und wurde ausgetragen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.03.2016 09:31:24 Gelesen: 246244# 80 @  
Liebe Freunde,

ein nettes Auktionshaus war bereit, mit dieses Rosinchen anzudienen: Geschrieben in Innsbruck am 3.12.1832 nach Tittmoning, wurde der Brief siegelseitig mit 8 Kr. CM frankiert bis zur bayer. Grenze. Ab dieser kamen 3 Kr. rh. für Bayern hinzu.



Siegelseitig ist der m. E. seltene Stempel Contr. für "controllirt" zu sehen, der in Österreich (wo da?) angebracht wurde.

Jetzt fehlt mir nur noch ein Bayernbrief nach Österreich, der einen Controllstempel zeigt, dann wäre die Seite fertig.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.03.2016 09:39:52 Gelesen: 246240# 81 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine Rosine, die man nicht jeden Tag findet, daher war ich sehr froh, sie schießen zu können. :-)



Ein eingeschriebener Brief des "Central Bureau der k. k. privilegierten Kaiserin Elisabeth - Bahn) wurde mit der Adresse "Seiner Wohlgeboren Ferdinand Wertheimer P. T. in Ranshofen Bayern bei Braunau recommandirt" aufgegeben. Man zahlte 15 Neukreuzer für Briefe nach Österreich oder in den Postverein über 20 Meilen und siegelseitig 10 Neukreuzer für die Recommandation.

Die Entwertung nahm das Filialpostamt Westbahnhof Wien am 15.6.1864 vorne wie hinten vor. Am Folgetag traf der Brief in Nürnberg (warum?) ein, wo er natürlich nicht zugestellt werden konnte, denn ein Ranshofen bei Braunau war von Nürnberg ein paar Hundert Kilometer entfernt. Daher unterließ man es, großartige Vermerke auf dem Brief zu hinterlassen, notierte nur "retour" und "keins in Bayern" und sandte ihn, noch immer unter Recommandation, nach Wien zurück.

Dort lief er am 17.6. bei der Hauptpost ein, die die vorderen Marken und die Recomarke abstempelte und den Brief nach Erkenntnis, wohin er gehörte, sofort nach Braunau am Inn weiter spedierte. Am 18.6.1864 kam er wohlbehalten in Braunau an und wurde wohl von einem Boten dort Herrn Wertheimer nach Ranshofen gebracht.

Hier ist schön zu sehen, dass auch 3 Strecken unter Recommandation abgedeckt waren, auch wenn nur eine 10 Nkr. Marke dafür bezahlt worden war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 20.03.2016 16:15:56 Gelesen: 245855# 82 @  
Hallo Sammlerfreunde,

möchte hier einen Brief zeigen der am 28.11.1871 von Augsburg in Schwaben über Kufstein nach dem 19,7 Meilen entfernten St.Johann in Tirol spediert wurde.

Der Brief war als Rechnungsbrief von den Gebrüdern Framel in Augsburg an einen Herrn Berger in St.Johann gerichtet, mich würde hier interessieren was das Wort vor Jamaica und Java bedeutet, ging es hier um Rum oder Zigarren. Verklebt für den Brief mit einfachem Gewicht wurde hier eine Bayern Nr.23 und gestempelt wurde am Bahnhof Augsburg mit Halbkreisstempel.

Gruß Rainer




 
Magdeburger Am: 20.03.2016 17:02:44 Gelesen: 245850# 83 @  
@ Gernesammler [#82]

Hallo Rainer,

davor steht Ballen.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Gernesammler Am: 20.03.2016 17:07:50 Gelesen: 245847# 84 @  
@ Magdeburger [#83]

Hallo Ulf,

dankeschön, dann lag ich ja komplett falsch mit der Ware, war wohl ein Wunschdenken.

Gruß Rainer
 
Filigrana Am: 20.03.2016 19:39:51 Gelesen: 245824# 85 @  
Hallo Rainer, was hast du gegen Ballen?

Es sind Baumwollballen – genannt nach dem Ursprungsgebieten, wo sie angebaut wurden, von denen gab es mehrere Sorten, was viel an Preis ausmachte.

Deutsche Länder hatten keine Kolonien, aber einen großen Handel mit Baumwolle im 19. Jahrhundert. Baumwolle gehörte zu den Luxuswaren wie Seide. Hier wurde viel produziert.

LG A
 
Gernesammler Am: 21.03.2016 19:38:42 Gelesen: 245774# 86 @  
@ Filigrana [#85]

Hallo Adriana,

gegen Ballen gar nichts, ich hatte mich bloß von Java und Jamaica verleiten lassen, anders zu denken, dabei aber komplett übersehen, dass dies ja Länder waren, in denen Baumwolle angebaut wurde.

Gruß Rainer
 
Gernesammler Am: 29.06.2016 20:12:49 Gelesen: 242947# 87 @  
Hallo Sammlerfreunde,

möchte diesen Brief aus Regensburg vom 21.10.1833 nach Wien zeigen, dieser wurde versendet vom Königlisch Bayrischen ..... Gericht nach Wien an den Magistrat von K: K: ...Stadt Wien in bürgerlichen .....

Wurde der Brief bis zur Grenze portofrei spediert (was hat es mit dem 1/10 unten mitte auf sich), ab Grenze bis Wien fielen dann 12 Kreuzer an die zu bezahlen waren.

Vorderseitig ist der Stempel von Regensburg (Winkler Typ8 a) abgeschlagen sowie ein Charge Stempel, auf der Rückseite ist der Ankunfts-Ausgabestempel von Wien am 25.10.

Gruß Rainer








 
bayern klassisch Am: 29.06.2016 20:28:24 Gelesen: 242944# 88 @  
@ Gernesammler [#87]

Hallo Rainer,

ein feiner Brief - hätte ich auch genommen. :-)

Die Absenderbehörde war das Kreis- und Stadtgericht Regensburg. Diese musste 12 Kreuzer rheinisch, siehe Siegelseite, bis zur Grenze bezahlen, weil es kein Dienstbrief in reinen Staatsangelegenheiten war. Es war somit ein Brief der 5. Gewichtsstufe, der bei einem halben Münchener Loth 4 Kreuzer rheinisch kostete und je weiteres halbes Loth um 50% dessen progressierte, also 6 Kr., 8 Kr., 10 Kr. und 12 Kr.

Empfänger war der Magistrat der k. und k. Haupt- und Residenzstadt Wien (in bürgerlichen Rechtsangelegenheiten). Österreichs Post verlangte 1f10, also 1 Florin 10 Conventionskreuzer (Kr. CM). Nach der Anzahl der Poststationen war das Maximum in Österreich auf 14 Kr. CM festgesetzt worden, somit bei 100% Progression je halbes Wiener Loth 28, 42, 56 und 70 Kr. CM. 70 Kr. CM waren genau 1 Florin (Gulden) 10 Kreuzer CM.

Briefe der 5. Gewichtsstufe sind nicht häufig, eingeschrieben sowieso nicht, weil der Absender noch 4 Kr. rheinisch für die Recommandation zahlen musste.

Addiert man alles zusammen, haben wir in rh. Kreuzern gerechnet: 4 + 12 + 84 = 100 = 1 Gulden 40 Kreuzer (1 Kr. CM war 1,2 Kr. rheinisch wert).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 01.07.2016 19:16:09 Gelesen: 242856# 89 @  
@ bayern klassisch [#88]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung des Briefes und das so etwas nicht so oft ist, hört sich doch gut an.

Also alles richtig gemacht ;-).

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 03.08.2016 17:15:14 Gelesen: 242180# 90 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen Brief aus Nürnberg vom 24.2.1857 über Wien am 27.2.1857 nach Semlin (heute: Zemun), heute ein Stadtteil von Belgrad in Serbien. Es war der vorgeschobenste Posten der k. u. k. Monarchie und auch das Ende des Postvereins.

Der Absender des 1 bis unter 2 Loth schweren Briefes frankierte 18 Kreuzer und wünschte die Recommandation, die weitere 6 Kr. kostete - ergo haben wir hier einen Postvereinsbrief von 24 Kr. Franko vorliegen.

Da er am 24.2. 13.00 bis 14.00 Uhr aufgegeben wurde, scheint eine Leitung über Bodenbach wahrscheinlich zu sein, da er bereits am 27.2. in Wien eintraf und er über 850 km zurück zu legen hatte. Von Wien aus dauerte es dann bis zum 2.3., also weitere 3 Tage, bis er in Semlin war (650 km Laufweg).

Alles in allem halte ich im Jahr 1857 einen Laufweg von total ca. 1.500 km in 6 Tagen für sehr gut.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.08.2016 15:48:16 Gelesen: 242153# 91 @  
Liebe Freunde,

dass folgender Brief jetzt noch erhalten ist, grenzt an ein Wunder, denn er kam heute per Einschreiben hier an (Einwurf) und war seitlich ganz aufgerissen worden, in der Hoffnung etwas Lohnendes zu finden. Leider musste der potentielle Dieb feststellen, dass kein Barscheck über ein Vermögen, sondern nur ein alter Brief mit unleserlicher Adresse Inhalt des Einschreibens war, so dass er ihn wohl zurücksteckte und mit der anderen Post zustellen ließ.





Ich darf vorstellen: Der 1. Brief aus Unterfranken via Bodenbach nach Österreich. Geschrieben am 31.1.1855 im wunderschönen Würzburg, korrekt frankiert mit 9 Kr. über 20 Meilen bis 1 Loth, lief er an Herrn Josef Jesser, einen Wirthschaftsrath in Wien in der Schottengasse W: 102. Über Bodenbach - 1.2.1855, also pfeilschnell - ging es nach Wien, wo er am 3.2.1855 einschlug. Das war, insbesonders bei den winterlichen Verhältnissen damals, sicher eine sehr gute Zeit.

Danke, Dieb, dass du mir den gelassen hast. Und Glück gehabt, dass ich deinen Frevel (Bruch des Postgeheimnisses ist eine Straftat) nicht mitangesehen habe, sonst hätte die Post heute einen weniger in ihren Reihen ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 22.09.2016 14:44:40 Gelesen: 241306# 92 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief mit "Muster ohne Werth" von Pest (heute: Budapest) vom 3.12.1847 über Augsburg nach Kaufbeuren.



Nach der Gebührentabelle/Reduktionstabelle des Vertrages vom 1.10.1842 zwischen Bayern und Österreich kosteten einfache Briefe aus Ö nach BY 12 Kreuzer (x) Conventionsmünze (CM) bzw. 15x rheinisch bis 1/2 Wiener bzw. Münchener Loth und progressierten je halbes Loth um 50% der eben genannten Taxen.

Demnach kostete ein über 1/2 bis 1 Loth schwerer Brief 18x CM bzw. 22x rheinisch, jedoch über 1 bis 1 1/2 Loth schwer kostete er 24x CM bzw. 29x rheinisch und somit eben nicht die zuerst notierten 30x rheinisch.

Ausweislich des Inhalts waren 2 Kleemuster beigeschlossen, die ob ihrer Struktur nicht anhängbar waren, sondern im Inneren des Briefes den Transport überdauerten. Daher war der Brief mit den beiden Kleemustern nicht nach dem § 7b taxiert worden, in dem festgehalten wurde, dass nur Briefe mit anhängenden Mustern für den 1/2 Loth überschießenden Teil mit einem Drittel der gewöhnlichen Gebühr taxiert werden, wenn der Brief selbst einfach (bis 1/2 Loth) bleibt.

In diesem Fall wäre der Brief mit 30x rheinisch über 1 1/2 bis 2 Loth schwer denkbar und hätte dann 15x rheinisch + 7 1/2x plus 7 1/2x = 30x rheinisch gekostet.



Wenn mir jemand sagen könnte, was unter "2 Klee Muster ???" steht, wäre ich entzückt.

Alles nicht so einfach bei diesem doch so einfachen Postvertrag ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Max78 Am: 22.09.2016 16:02:25 Gelesen: 241296# 93 @  
Hallo Ralph,

was Deinen Beitrag im Thema "Bayern Briefe" betrifft: keine Chance, da fehlt mir das philatelistische Wissen :-).

Hier könnte folgendes in Frage kommen. Bei der Internetsuche bin ich bei Eingabe Johann G. Halbauer auf folgendes gestoßen (Pesther Tageblatt 20. April 1841):



Somit dürfte Kleemuster absolut richtig sein. Nun ist es so, dass die Pflanzen damals andere Betitelungen (im Latein) als heute hatten. Da ich das erste Wort als Flores lese und das zweite als fints oder fines hab ich da mal geschaut. Hier ein Ausschnitt von "Arends volkstümliche Namen der Heilkräuter, Drogen, ...":



Es fand sich zwar nicht die 100-prozentige Übereinstimmung, aber ich gehe trotzdem davon aus, dass es sich um die Gattung des Kleemusters handelt.

herzliche Grüße Max
 

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