Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Vorphilatelie: Porto bestimmen Italien > Niederlande
roteratte48 Am: 07.11.2014 11:30:22 Gelesen: 4889# 1 @  
Brief Rom - Arnheim 1854

Ein eindrucksvolles Bild von Taxvermerken auf einem Brief aus Rom 1854 - gelaufen nach Arnheim in Holland. Ich bin damit restlos überfordert - der Brief war acht Tage unterwegs, es gibt einen schwachen Ankunftsstempel Arnheim vom 1.4., und war am 31.3. in der Bahnpost Leipzig - Magdeburg. Wie war der Laufweg dorthin - und wie erklären sich die Taxvermerke?

Hoffnungsvoll und guter Hoffnung, Gruß - Rolf



Fehler korrigieren und Frage ergänzen: Das Jahr ist 1857(!) - und beim Weiterwühlen in der gleichen Kiste mit Altpapier fällt mir ein zweiter Brief der gleichen Korrespondenz in die Hände, nur wenige Tage früher. Verschickt am 19. März und in Arnheim angekommen wohl am 27.(?) März - und hier erscheint mir die Taxierung um einiges deutlicher - vielleicht ist das bei der Lösung hilfreich?

Ich fürchte, ich nerve, dennoch

Grüße ins Forum once again - Rolf


 
bayern klassisch Am: 07.11.2014 13:34:04 Gelesen: 4868# 2 @  
@ roteratte48 [#1]

Lieber Rolf,

eigentlich haben wir hier ein Innenverhältnis des ÖIPV (Österreichisch - Italienischer - Postverein) vor uns, was die Sendung von Rom (Kirchenstaat) nach Österreich angeht, und das Innenverhältnis des DÖPV (Deutsch - Österreichischer - Postverein) vor uns, was die Leitung von Österreich über Sachsen und Preußsen nach den Niederlanden angeht. Der Postvertrag der Niederlande mit Preußen vom 1.4.1851 griff hier auch, weil Österreich als DÖPV - Mitglied in diesen sofort eingestiegen war (aber nur als Transitland, aber das genau zu erklären würde den Rahmen weit sprengen und tut nichts zur Sache deiner beiden Briefe). Aber Preußen hatte mit dem Kirchenstaat den Austausch geschlossener Briefpakete vereinbart, so dass Österreich als Aufgabepost für den DÖPV außen vor blieb. Es rechneten somit nur ab: Der Kirchenstaat mit Preußen und Preußen mit den NL. Die Transitkosten (sog. innere Vereinstransite für Österreich und Sachsen) beglich Preußen aus seinen 3 Sgr. intern).

Zum oberen Brief: Der Kirchenstaat erhob mit 5 Bajocchi seine Impostazione. Diese war eine Bearbeitungsgebühr für Briefe, die nicht frankiert aufgegeben worden waren. Es war KEIN Porto!

Diese hatte Preußen später zu ersetzen und für den Postverein sein Porto als Vereinsaufgabepost zu notieren. Für den D-Ö Postverein kamen 8 Bajocchi = 3 Silbergroschen zum Einsatz, so dass wir 13 Bajocchi Porto bis zur Grenze Preußen - Arnhem hätten (die Verdoppelung auf 26 rechts war falsch, weil der Brief bis 1 Loth (15,625g) wog und damit noch einfach war.

Preußen reduzierte diese 13 Bajocchi in 5 1/4 Silbergroschen (immer in blauer Tinte!), die auch vorne mit Rötel nicht notwendigerweise oben links notiert worden waren.

Die Niederlande strich alles ab und verlangte vorne groß notiert 40 NL - Cents (zuerst wurden aber versehentlich 35 Cents notiert, aber weil die NL in 15g Schritten rechneten, sahen sie den Brief als über 15 - 30g schwer an und verdoppelten ihr Porto von 5 NL Cents auf 10 NL Cents), die 7 Silbergroschen entsprachen. Das NL - Porto warf man nie aus, sondern notierte immer gleich den Endbetrag, den der Empfänger zu berappen hatte.

Also: 2 3/4 Sgr. für die NL, für Preußen 3 Sgr. minus der inneren Vereinstransite für Sachsen (3 Silberpfennige und für Österreich mit 7 Silberpfennigen)und für den Kirchenstaat 5 Bajocchi (2 1/4 Sgr. = 5 Bajocchi).

Der untere Brief:

Gleiches Spiel: 5 Bajocchi für die Impostazione des Kirchenstaates (Leitung über Ferrara bzw. Bologna, das kann man nicht sicher sagen), 8 Bajocchi für die Aufgabepost im DÖPV = Preußen und 5 Bajocchi Porto für die NL, auch wenn das aufzuschlüsseln gar nicht nötig war.

Preußens Forderung an die NL waren daher wieder 13 Bajocchi, die in blauer, preußischer Tinte in 5 1/4 Sgr. reduziert wurden und auch hier addierte die NL - Post gleich ihr internes Porto auf 40 NL Cents.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
roteratte48 Am: 07.11.2014 14:32:34 Gelesen: 4856# 3 @  
@ bayern klassisch [#2]

Hallo Ralph,

von wem schon hätte eine solche Antwort kommen sollen - schön, Dich zu lesen und schön, daß Du 'nem alten Herrn mal wieder über die Straße geholfen hast. Ein "Taxsalat" wie auf dem oberen Brief wird mich auch weiterhin ins Ungemach stürzen - abba - dadefür hammer ja Dich. ;o)

Grüße, Dank en masse und schönes Wochenende!

olle Rolf
 
bayern klassisch Am: 07.11.2014 15:01:29 Gelesen: 4843# 4 @  
@ roteratte48 [#3]

Lieber Rolf,

manus manum lavat - du hilfst doch auch jedem hier, wenn du kannst und das finde ich prima. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.