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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 969 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 07.05.2017 14:21:34 Gelesen: 316834# 145 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen Portobrief von Augsburg, verschickt am 25.5.1849 vom Vater an seinen Sohn in München, Herrn Max Joseph Deuringer.

Der Vater wusste, dass sein Sohn als Deputierter des Landtags portofrei gestellt war und vermied zu frankieren (6 Kr.). Die Aufgabepost in Augsburg taxierte den Brief mit 6 Kr., jedoch strich diese Taxe München wieder ab, weil der Empfänger passiv portobefreit war und hier die bayer. Staatskasse für die Transportkosten aufkommen musste.

Für Graphologen: Der Absender, Johann Georg Deuringer [1], war ganz sicher höchstintelligent und ich schätze seinen IQ auf mind. 150 ff. Seine Schrift ist musterhültig für einen Hochbegabten aus dieser Zeit.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikisource.org/wiki/Johann_Georg_Deuringer
 
bayern klassisch Am: 19.05.2017 13:16:44 Gelesen: 316201# 146 @  
Liebe Freunde,

es gibt Briefe, die sind von außen so unscheinbar, dass man sie leicht übersehen könnte. Erst mit ihrer Öffnung und dem Lesen des Inhalts offenbaren sie sich uns. Solch einen möchte ich heute hier vorstellen.





Geschrieben in Nürnberg am 28. und 29.11.1870 müssen wir uns in die Zeit hinein versetzen: Der Krieg zwischen den deutschen Staaten und Frankreich hatte Ende Juli 1870 begonnen und seit dem 19.7.1870 gab es keine Postgrenze zwischen Bayern und Frankreich mehr, so dass die Briefe aus Bayern geschlossen nach München zu verschicken waren, wo sie abgestempelt und in geschlossenen Briefpaketen über die Schweiz nach Frankreich zu leiten waren. Mehrkosten entstanden den Korrespondenten hüben wie drüben nicht, weil die Transite von den beiden involvierten Postverwaltungen getragen wurden, wodurch die Schweiz ein paar Sondereinnahmen bekam, auf die in Friedenszeiten nicht zu rechnen war.

Eine Firma aus Nürnberg hätte nun bei Konformität mit den Verhältnissen 12 Kreuzer für bis 10g schwere Briefe frankieren müssen. Bayern wären 4,8 Kr. verblieben, abzüglich eines pauschalen Transits durch die Schweiz und Frankreich hätte 7,2 gutgeschrieben bekommen (ohne Transitschmälerung).

Statt dessen zog man es vor, den Brief, wie auch immer, im frankreichnahen Genf in der lieblichen Schweiz frankiert aufzugeben, was 30 Centimes (Rappen) kostete, denn auch für den Postvertrag Frankreichs mit der Schweiz war er einfach und wiegt heute noch 4g! Ausweislich der Siegelseite kam er auch schon einen Tag nach Absendung von Genf aus (2.12.1870) schon dort an.

Was im Genfer Stempel unten steht, vermag ich nicht zu interpretieren: SUCC - RIV lese ich da.

Ich kenne keine weiteren Brief, der diesem gleicht und der Gewinn betrug hier nur 3 Kreuzer, dafür aber hatte man viel Mühewaltung, denn von Nürnberg nach Genf waren es immerhin satte 750 km mit der Bahn zu fahren und das war schoon ein Stück, damals wie heute.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 19.05.2017 16:51:43 Gelesen: 316180# 147 @  
@ bayern klassisch [#146]

Hallo Ralph,

hier die Auflösung der Stempelinschrift:

SUCC. = Succursale = Zweigstelle
RIVE = Ufer, Gestade. Die Poststelle aktuell in der Nähe des linken Seeufers, beim Seeende, Seeabfluss

Gruss

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 19.05.2017 17:56:01 Gelesen: 316160# 148 @  
@ SH-Sammler [#147]

Hallo Hanspeter,

darauf wäre ich nie gekommen - vielen Dank und klasse, dass du das so schnell hast klären können.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 21.05.2017 07:48:24 Gelesen: 316045# 149 @  
Liebe Freunde,

ich wollte den zuerst in der Rubrik "Schöne Belege Bayern" zeigen, habe mich aber dann umentschieden. Nein, Schbaß ...



Eine Ganzsache zu 3 Kreuzern auf Uffenheim wurde am 3.8.187? mit folgender, höchst interessanter Adresse beschriftet:

X X 20 Post restante Harburg Provinz Hannover f(ran)co

Nur bei poste restante gestellten Briefen war er erlaubt und möglich, den Empfänger zu anonymisieren, also weder Vor-, Nachname und Stand anzugeben. Was bei anderen Briefen Karl Müller, Schneidermeister zu Ulm war, war hier auf X X 20 reduziert worden.

Poste restante gestellte Sendungen musste 3 Monate lang bei der Abgabepost vorrätig gehalten werden. Zur Legitimation war bei gewöhnlicher Adressangabe die Vorlage des Passes und/oder das Mitführen eines ortsbekannten Honoratioren nötig, hier jedoch nicht. Jeder, der im August des Jahres 187? in Harburg an den Schalter gekommen wäre und nach Post "X X 20" gefragt hätte, hätte diesen Brief ausgeliefert bekommen, was z. B. den Vorteil hatte, daas man ihn auch problemlos abholen lassen konnte, ohne selbst auf die Post zu müssen.

Briefe mit Codes oder Chiffren gab es nur bei dem Postsonderdienst "poste restante" und auch da waren sie eher die Ausnahme, als die Regel.

Das allein konnte mich bewegen, dieses "Schmuckstück" zu erwerben und wer einen solchen Brief im Jahr schnappen kann, tut gut daran, es zu tun. Auch wenn er so aussieht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.05.2017 22:01:17 Gelesen: 315881# 150 @  
Liebe Freunde,

weil auch Kindersammlungen das Recht auf Ausbau haben, lief mir dieses Rosinchen zu:



Von der k. Güter-Expedition Rothenburg an (heute: ob) der Tauber an den Herrn Werkmeister Krämer daselbst, frankiert wie ein einfacher Ortsbrief mit 1 Kr. grün (Nr. 22, Attest liegt mir vor) vom 27.2.1874. Schön zu sehen ist die schwarze Einrahmung der rechten unteren Ecke, die zu umfalten und anzusiegeln war, weil es anderer, aufwändigerer Verschlüsse nicht bedurfte.

Aus dem Inhalt: An den dortigen Stadtmagistrag war 1 Waggon Sand (!) mit 200 Centnern Gewicht eingegangen, der gegen den Betrag von 10 Gulden und 39 Kr. (einer davon war das Franko!) innerhalb von 2 Tagen abgeholt werden musste (bei Vermeidung von Lagergeld, wenn über 48 Std. hinaus keine Verfügung über die Ware getroffen wurde).

Der Stadtmagistrat beauftragte dann den Fuhrmann Georg Michael Knausenberger von hier, die Sendung abzuholen. So geschehen am Folgetag, so dass wir davon ausgehen können, dass spätestens am 1.3.1874 der Sand vom Lager kam. Was eine Stadtverwaltung im Jahr 1874 mit 200 Zentnern Sand wollte, weiß ich jedoch leider nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.05.2017 16:25:24 Gelesen: 315821# 151 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Briefe aus dem badischen Lahr nach Dorfen in Bayern, der eigentlich einer badischen 9 Kreuzermarke bedurfte hätte. Statt dessen gab die Firma C. Trampler (nomen est omen?) den Brief nicht bei der badischen Post auf, wie es sich gehörte, sondern sandte ihn mit anderen auch an die Münchener Firma Pichler seel. Erben, einen gewohnheitsmäßigen Kuvertierer.





Am 14.10.1858 in Lahr, kam er am 17.10.1858 in München an und wurde von Pichler seel. Erben mit 3 Kr. korrekt als einfacher Brief (3,5g) nach Dorfen an die Firma Valentin Ziegler verschickt. Später dürfte Pichler seine Rechnung an Trampler geschickt haben, deren Summe auch diese 3 Kr. beinhaltete.

Wann er in Dorfen ankam, wissen wir nicht - wohl am selben Tag noch.

So hat die badische Post 9 Kr. verloren, die Bayerische aber 3 Kr. gewonnen - auch mal nett zu sehen.

Herzallerliebst, auch wenn es sich natürlich um ein tragisches Ereignis handelte, ist der innen eingebunden Zettel von einer Brandkatastrophe 2 Tage vor Absendung des Briefes, wie ich es selten gesehen habe (obwohl das 19. Jahrhundert an Katastrophen und Unglücken sehr reich ist).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 02.06.2017 17:10:25 Gelesen: 315418# 152 @  
Liebe Freunde,

aus schwieriger Zeit zeige ich heute einen Brief aus Kaiserslautern vom 10.6.1809, der an Herrn Schuler, kaiserlicher Notar in Wolfstein (Pfalz) gerichtet war.



Die Entfernung Kaiserslautern - Wolfstein betrug gut 23 km, jedoch hatte man zwar in Kaiserslautern längst eine franz. Post, nicht jedoch in Wolfstein nördlich davon (ab 1840 erst eine simple Briefsammlung, später eine Postexpedition).

Die Frage war nur: Wie den wichtigen Brief (Erbschaftsangelegenheit) zu Herrn Schuler bringen? Nun, die Antwort liefert die Vorderseite, wenngleich nur bedingt präzise, notierte der Absender doch "par occ:" also "par occasion",a lso durch Gelegenheit. Im Klartext bedeutete dies, dass er seinen Brief nicht der Postverwaltung aufgab, sondern wartete, bis ein Privater, der in dieser Richtung unterwegs war, ihn mitnehmen würde.

Der Absender, Carl Brüning, hatte es also nicht eilig, was wieder einmal zeigt, dass auch wichtige Briefe nicht immer gleichzeitig eilige Briefe waren! Dass er damit gegen den Postzwang Frankreichs verstieß, ist die eine Sache. Briefe aus der Pfalz in der Franzosenzeit mit derartigen Vermerken sind relativ häufig, absolut in Zahlen gemessen jedoch eher selten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.06.2017 20:32:08 Gelesen: 314567# 153 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich ein kleines Schmankerl, das ich günstig (danke dafür!) bekommen konnte:



Geschrieben in Würzburg, wurde es als Ortsbrief in Mainz für nur 1 Kreuzer Franko als Ortsbrief aufgegeben und war somit weit weniger kostenintensiv, als bei regulärer Postaufgabe in Würzburg, denn von dort nach Mainz waren es 124 km Luftlinie, also über 10 bis 20 Meilen, wofür man hätte mit 6 Kreuzern frankieren müssen. Bei 5 Kr. Ersparnis konnte man schon mal so frech sein und seinen grünen, bayerischen Absenderstempel vorne anbringen.

Zu den Daten: 7.5.1866 in Würzburg verfasst, 8.5. in Mainz aufgegeben und am Folgetag dort zugestellt.

Keine Orgie in grün, aber doch ganz nett, wie ich finde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.06.2017 12:27:54 Gelesen: 314545# 154 @  
Liebe Freunde,

zur Abwechslung mal ein Irrläufer Richtung Front des Krieges 1870/71: In Würzburg am 7.8.1870, also noch recht früh im Krieg, frankierte jemand mit 3 Kr. an "Herrn Privatdozenten Dr. med. M. J. Rossbach bayerischer Arzt des Würzburger Hilfsvereins Weissenburg Feldpost".



Er war also nicht an einen Frontsoldaten gerichtet, sondern einen Arzt des früh gegründeten Hilfsvereins, weswegen er frankiert werden musste (Briefe an Soldaten waren portobefreit).

Wie mehrere begleitende Tetxte, mal mit Bleistift "Ungenügende Adresse", mehrfrach in blauer Kreide "wo? ret(our) Würzburg" und sogar "restante" bezeugen, wusste man nicht wirklich bei der Post und Feldpost, wohin man das Kuvert zu leiten hatte. Auch dürfte "Weissenburg" weniger das bayerische Örtchen gewesen sein, sondern eher das franzsösiche Wissembourg (pfälzisch aber Weißenburg geheißen), was man in Unterfranken aber nicht sicher wußte.

Leider habe ich zu der Person Michael Joseph Rossbach (oder Roßbach) wenig Sinnhebendes im Netz gefunden, wie leider zu erwarten war. Wer da etwas ergooglen sollte, darf es gerne hier einstellen. Danke dafür!



Fest steht, dass der Brief am 19.9.1870, also fast 1,5 Monate später, wieder in Würzburg einschlug - die Zustellung war offensichtlich missglückt; glülcklicherweise konnte die dortige Post das Siegel deuten und das Kuvert seinem Absender retournieren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 15.06.2017 19:43:15 Gelesen: 314516# 155 @  
@ bayern klassisch [#154]

Hallo Ralph,

unter diesem Link [1] findest Du etwas zu dem Privatdozenten Dr.med. M.J.Rossbach im Netz ist auch dieses Buch das er geschrieben hat abgebildet.

Gruß Rainer

[1] https://books.google.de/books?id=4JdjY7g04swC&pg=PA158&lpg=PA158&dq=M.+J.+Rossbach++%E2%80%9ELehrbuch+der+physikalischen+Heilmethoden%22+aus+dem+Jahre+1882&source=bl&ots=sVeC6UCYIU&sig=vd8Z4lQIM3_j0MwzfqwHCGc1EjE&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwitheqlssDUAhUkLcAKHS4yADcQ6AEIJTAA
 
bayern klassisch Am: 15.06.2017 19:52:04 Gelesen: 314514# 156 @  
@ Gernesammler [#155]

Hallo Rainer,

vielen Dank für den Link - verwunderlich, dass sie einen solchen Arzt damals nicht gefunden haben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 20.06.2017 18:21:00 Gelesen: 314302# 157 @  
Liebe Freunde,

heute ein sehr günstiger Brief, der mir aus der Bucht (eBay) zukam:



Am 21.4.1851 in München geschrieben, wurde er recommandirt und (war nicht vorgeschrieben damals!) mit 9 Kr. für Bayern (über 1/2 bis 1 Münchener Loth) und 6 Kr. für Württemberg (gleiches Gewicht) frankiert.

Kosten also: Aufgabepost 4 Kr. für Reco, Bayern 9 Kr. für den Brief und Taxis in Württemberg 6 Kr. für den Brief - in summa ergo ein 19 Kreuzer - Brief. Hier muss man, gerade wegen der Taxen 6 Kreuzer und 9 Kreuzer wissen, wie Bayern sein Franko und das Weiterfranko für fremde Post notiert hat, sonst kann das in die Hose gehen.

Lustig zu sehen, dass ihn Württemberg (Ulm oder Stuttgart?) hinten mit einer Reconummer versah, was ich so bisher noch nicht gewärtigen konnte. Kam das häufiger vor?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.06.2017 16:53:04 Gelesen: 313836# 158 @  
Liebe Freunde,

mit dem Regulativ vom 1.7.1850 gültig war Bayern sehr auf die Eigenheiten des frischen DÖPV eingeschworen worden. Einiges wurde von vorher übernommen, anderes modifiziert. Was man aber vergessen hatte, war die Verbilligung des Frankos/Portos von Briefen mit anhängenden Muster ohne Wert. Daher war es bis 30.6.1858 auch egal, ob man ein Muster in den Brief einlegte, oder anhing - es wurde nur das Konglomerat zusammen gewogen und taxiert (bis 4 Loth Briefpost, darüber Fahrpost).



Hier ein Beispiel aus München vom 31.7.1852 an die Firma Gebr. Krämer in St. Ingbert in der Rheinpfalz, der mit "Muster ohne Werth" tituliert wurde. Wie alle gewöhnlichen Briefe in die Pfalz kostete er 6 Kreuzer bis 1 Loth, so dass wir annehmen dürfen, dass das Muster nicht allzu schwer gewesen sein konnte.

Über Baden und Württemberg lief er noch nicht, sondern über Bayern bis Unterfranken, dann mit der Kutsche ab Schweinfurt nach Frankfurt am Main, nun wieder südlich Richtung Mannheim/Ludwigshafen, wie uns die Siegelseite zeigt (Ludwigshafen, 3.8.1852). Schon ein Tag später war er per Pfälzischen Bahnpost in Sankt Ingbert. Gar nicht mal so unflott!

Ab dem 1.7.1858 galt auch im inneren Verkehr von Bayern die Regelung des DÖPV, dass einfache Briefe mit Muster zusammen je 2 Loth nur das einfache Franko/Porto kosten. Dann nahm ihre Zahl auch stark zu, weil diese Regelung einfach verbraucherfreundlicher waren, als die alte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.07.2017 14:18:34 Gelesen: 313379# 159 @  
Liebe Freunde,

zwei ähnliche Briefe, könnte man meinen, zeige ich heute.



Der kleine Brief aus Regensburg vom 5.4.1824 wurde an Herrn Staats- Minister Grafen von Rechberg in München verschickt. Da der Absender nicht frankierte, notierte die Aufgabepost 6 Kr. für den einfachen Brief über 12 - 18 Meilen. Dann aber stellte man fest, dass der Empfänger portofrei gestellt war und man musste die 6 Kr. wieder abstreichen, weil der Herr Minister in seinem Amt keine Gebühren bezahlt hätte.

Aloys war der Adressat: https://de.wikipedia.org/wiki/Aloys_von_Rechberg



Ähnlich wirkt ein Brief aus München vom 22.5.1831 an Herrn Willibald Grafen von Rechberg in Donzdorf über Ulm und Geislingen. Dort wurden von der Aufgabepost 6 Kr. bis zur württembergischen Grenze notiert, zu denen Württemberg 3 Kr. für sich addierte und so auf total 9 Kr. Porto kam.

Willibald Graf von Rechberg und Rothenlöwen war weder in Bayern, noch in Württemberg portofrei gestellt, daher war die Portoforderung gerechtfertigt und der Herr Graf (nicht Yoster!) hat sie auch sehr wohl bezahlt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.07.2017 15:10:45 Gelesen: 313369# 160 @  
Liebe Freunde,

heute ein kleiner Nachschlag zu diesem spannenden Thema - geschrieben in Ulm am 29.11.1860 von der Firma Regensteiner & Sternberger, Wein- und Cigarrenhandlung, an Herrn Kaufmann Ottmar Stamm in Neuburg an der Donau.



Die Entfernung von Ulm nach Neuburg an der Kammel beträgt 29 km, die Entfernung von Neu-Ulm bis dorthin mithin 28 km.

Bei ordinairer Aufgabe in Ulm wäre es somit ein Brief bis 10 Meilen (75 km) gewesen, der ein Franko von 3 Kr. nach sich gezogen hätte.

Jetzt aber in Neu-Ulm am 2.12.1860 (man brauchte also 3 Tage, um genügend Post nach Bayern zusammen zu bringen, damit sich die Überschreitung der Donau lohnte!) reichten 3 Kr. sogar bis 12 Meilen aus (90 km), wodurch es gar nicht hinsichtlich der Postgebühr notwendig war, die Donau zu überschreiten. Es werden also andere Poststücke gewesen sein, die dort aufzugeben Geld sparten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.07.2017 13:02:47 Gelesen: 312572# 161 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Hamburg vom 17.3.1860 an Herrn Kohnstamm in München, der dort am 20.3. aufgegeben wurde. Der Brief trägt den Vermerk "p.E.", also per Einschluß. Absender war R. Bernhauer in Hamburg, der eine Lieferung nach München nicht voll bezahlt bekommen hatte und eigentlich konziliant sein wollte. Doch hatte der Münchner nur 6 Thaler Nachzahlung angeboten, während der Absender auf die volle Bezahlung der Rechnung von 51 Thalern bestand und gleichzeitig wissen ließ, dass er zur Durchsetzung seiner Interessen juristigen Beistand annehmen würde.



Ich nehme an, dass er den Brief einem Anwalt in München schickte, jedoch eingepackt in einen größeren Brief. Der Jurist las seinen Brief und gab diesen verschlossen für 1 Kr. als Ortsbrief in München zur Post. Den Kreuzer dürfte er in jedem Fall wieder gesehen haben, egal wie die Sache dann ausging.

Ein frankierter Brief aus Hamburg nach Bayern war 1860 der Taxispost aufzugeben, die, was die postalische Versorgung der Hansestadt anging, für die Destination Bayern zuständig war. Ein solcher Brief hätte 3 Silbergroschen, die paritätisch 10,5 Kreuzer entsprachen, gekostet. Gezahlt hätte man in Hamburg aber wohl eher in Hamburgischen Schilling Courant und das waren deren 4 damals.

Eine Ersparnis von 90% dürfte aber nicht sooo schlecht gewesen sein, denke ich..

Alternativ hätte er auch viele Briefe am 17.3.1860 an zahlreiche bayerische Kunden verschickt haben können, das wissen wir leider heute nicht mehr, aber auch oder gerade in diesem Fall wäre die Ersparnis absolut, nicht relativ, noch eine weit höhere gewesen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 26.07.2017 11:08:18 Gelesen: 312351# 162 @  
Liebe Freunde,

kurz vor Oldenburg noch ein Schmankerl an Land gezogen:

Allgemein sind Briefe mit dem Vermerk "mit Briefen de. XXX" sehr selten und kaum einmal anzutreffen. Daher freute es mich umso mehr, dass ich einen sehr ansehnlichen aus meiner Heimat, der Rheinpfalz, ergattern konnte.





Geschrieben in Frankeneck bei Neustadt an der Haardt, erhielt er den Aufgabestempel von Lanbrecht-GR (Grevenhausen) und einen unleserlichen Mühlradstempel der 2. Verteilung (sollte also der gM 265 sein. Da er vom 30.7.1861 datiert, kam die 5. Platte der 3 Kr. blau zum Einsatz - sogar als Randstück, immerhin.

Adressiert war unser Faltbrief an: "Herrn Mündler mit Briefen der Kühle-schen Maschinenfabrik Frankenthal". Am Folgetag kam er an.

Absender war Heinrich Gossler in Frankeneck:

Liebe Freunde,

allgemein sind Briefe mit dem Vermerk "mit Briefen de. XXX" sehr selten und kaum einmal anzutreffen. Daher freute es mich umso mehr, dass ich einen sehr ansehnlichen aus meiner Heimat, der Rheinpfalz, ergattern konnte.

Geschrieben in Frankeneck bei Neustadt an der Haardt, erhielt er den Aufgabestempel von Lanbrecht-GR (Grevenhausen) und einen unleserlichen Mühlradstempel der 2. Verteilung (sollte also der gM 265 sein. Da er vom 30.7.1861 datiert, kam die 5. Platte der 3 Kr. blau zum Einsatz - sogar als Randstück, immerhin.

Adressiert war unser Faltbrief an: "Herrn Mündler mit Briefen der Kühle-schen Maschinenfabrik Frankenthal". Am Folgetag kam er an.

Absender war Heinrich Gossler in Frankeneck.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
wuerttemberger Am: 26.07.2017 13:25:32 Gelesen: 312333# 163 @  
Ich habe hier nichts zum Erklären aber etwas zum Zeigen.

Es handelt sich um einen Brief, der nach Nürnberg gerichtet war und als Chargebrief laufen sollte. Eine postalische Bearbeitung ist äußerlich nicht erkennbar, aber ein deutlicher "Fettfleck" ist sichtbar.



Auch auf der Rückseite sieht man diesen Fleck durchschlagen und man kann schon eine quadratische Form erahnen.



Faltet man den Umschlag auseinander, so sieht man zwei 6 Kreuzer braun mit Siegelwachs befestigt.



Da stockt einem der Atem und man vermutet vielleicht zwei 4I, aber bei näherer Betrachtung erfolgt Entwarnung es sind nur zwei schmalrandige 4II.



Warum die Marken in dem Brief mit Siegellack befestigt wurden kann ich mir nicht erklären.

Gruß

wuerttemberger
 
bayern klassisch Am: 26.07.2017 14:21:27 Gelesen: 312327# 164 @  
@ wuerttemberger [#163]

Lieber wuerttemberger,

ein ganz außergewöhnlicher Brief, den wir heute, mangels Inhalt, wohl nicht mehr klären könnten.

Eine Interpretation von mir: Der Absender hatte vom Empfänger vorher Geld bekommen für einen recommandirten Brief nach Nürnberg von einem Ort über 12 Meilen von Nürnberg entfernt. Das waren 6 Kreuzer für den einfachen Brief und 6 Kreuzer für die Recommandation.

So hatte er ihn auch beschriftet, aber es kam vlt. jemand vorbei, der ihm die kostenlose Mitnahme nach Nürnberg anbot. Um nicht als schuldig dazustehen, klebte er für den Empfänger die 12 Kr. ein - nur benötigte dieser sie offenbare nicht, warum auch immer.

Ich kenne eine Reihe von vergleichbaren Briefen, die leider fast alle ohne Inhalt sind und daher auch interpretiert werden müssen.

Danke fürs Zeigen dieses Ausnahmestücks.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 26.07.2017 14:22:31 Gelesen: 312326# 165 @  
Liebe Freunde,

der hier ist sicher nicht perfekt - aber er kam aus dem schwäbischen Raum (Heilbronn) und wurde innerhalb Bayerns für nur 3 Kr. von München nach Schwabmünchen am 28.10.1864 aufgegeben.



Von Heilbronn aus wären es 155 km gewesen, was gerade so über 20 Meilen gewesen wären und damit 9 Kr. Franko bedeutete. Aber der Brief lief ja deutlich über Schwabmünchen hinaus nach München und dann wieder Richtung Augsburg/Schwabmünchen retour. Auch ganz nett.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 31.07.2017 19:56:48 Gelesen: 312029# 166 @  
Liebe Freunde,

vlt. kein klassischer Postbetrug, aber in Halle an der Saale schrieb man am 4.5.1871 einen Brief, den man einen Tag später in München mit 3 Kr. frankiert aufgab. Sicher war dies nicht der einzige Briefe von dort, aber das muss Spekulation bleiben.



Jedenfalls war er an J. J. (JayJay) Mayer in Nördlingen gerichtet und dafür passten 3 Kr. perfekt. Von Halle an der Saale (Preußen / NDP) hätte es aber auch nur einen Groschen gekostet, der paritätisch 3,5 Kr. wert war. Ersparnis also 1/2 Kreuzer - nicht eben viel.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Max78 Am: 02.08.2017 23:30:21 Gelesen: 311880# 167 @  
Und auch hier gleich mehrere Fragen zur Portobestimmung. Würzburg nach Weisendorf bei Erlangen 1855:



Am Anfang war's nicht leicht den Text zu verstehen, bis ich geschnallt habe, dass die "räumliche Trennung" in linke und rechte Spalte gar nicht existiert. Somit lautet die Anschrift: An Herrn Huth Freiherrlich von Guttenberg'scher Verwalter Wohlgeboren / in Weisendorf bei Erlangen, links unten wahrscheinlich der Vermerk frei gegen Schein / mit 5 Gulden 24 Kreuzer baar. Oben links eventuell die Nummer der Sendung und das Datum 10.12.1855, das man beim noch rudimentär erkennbaren Zweizeiler Würzburg IV nur erahnen kann. Sind die roten 5 das Gesamtporto? Wäre doch zu wenig, oder? Und was bedeutet die 8 zwischen frei und gegen? Die 4 1/4 drüber dürften loth (Gewicht) sein.

Für die, welche sich für Siegel interessieren noch eine kleine Basteleinlage. Die Rangkrone deutet auf Grafenstand, die Symbole eventuell auf die Familie Abensberg, was aber nicht stimmen muss. ;-)

mit Dank im Voraus und Grüßen Max


 
Magdeburger Am: 03.08.2017 14:51:03 Gelesen: 311807# 168 @  
@ Max78 [#167]

Hallo Max,

dass dies ein Wertbrief ist, dürftest du ja schon wissen. 4 1/4 Loth ist das Gewicht, wie du schon geschrieben hast - Inhalt waren 5 Gulden 24 Kreuzer - die 8 Kreuzer ist das Franco für diesen Brief und die rote 5 ist eine Kartierungsnummer.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Max78 Am: 03.08.2017 16:42:46 Gelesen: 311784# 169 @  
Danke Dir Ulf!

An einen Wertbrief hatte ich gedacht, mir sind aber die genauen Begrifflichkeiten zu solchen Belegen aus jener Zeit nicht bekannt und ich wußte nicht, ob man damals schon von einem Wertbrief sprach. Mit den 8 Kreuzern macht Sinn, obwohl mir das Porto immer noch wenig vorkommt (auch wenn die Entfernung unter 12 Meilen war, schließlich sind es ja 4 1/2 Loth mit "Zusatzleistung"). Ich kenne mich mit Bayern einfach zu wenig aus, dachte immer, die Rötel wurden für die Portoberechnung verwendet. Aber auch hier glaube ich Deiner Aussage, dass es sich um die Kartierungsnummer handelt.

mit Dank und Grüßen Max
 

Das Thema hat 969 Beiträge:
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