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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 969 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 03.08.2017 17:03:04 Gelesen: 312092# 170 @  
@ Max78 [#169]

Hallo Max,

ich wollte dem besten Fahrpostler von allen den Vortritt lassen und du darfst mir glauben, dass die Rötel - 5 eine Manualnummer ist, unter der das Poststück bei der Aufgabepost erfasst wurde.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Magdeburger Am: 03.08.2017 17:14:54 Gelesen: 312087# 171 @  
@ Max78 [#169]

Hallo Max,

die 8 Kreuzer franco dürften schon passen - ohne Gewähr jetzt 6 Kreuzer Fahrposttaxe für den Brief + 2 Kreuzer Werttaxe - mit Bayern kenne ich mich nicht so gut aus.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Max78 Am: 03.08.2017 17:26:29 Gelesen: 312082# 172 @  
@ Magdeburger [#171]

Hallo Ralph und Magdeburger,

ohne Euch zwei wäre man hier aufgeschmissen (was nicht heissen soll, dass es nicht andere Sammler gibt, die sich sehr gut auskennen). Danke Euch für diese Informationen,

herzliche Grüße Max
 
bayern klassisch Am: 10.08.2017 16:12:33 Gelesen: 311626# 173 @  
Liebe Freunde,

die folgende Karte macht mir viel Freude, auch wenn ich manches noch nicht weiß und sie in rechtem Lichte darstellen kann. Aber vlt. klappt das ja mit eurer Hilfe ...



Am 25.10.1874 oder 1875 wurde in Pfarrkirchen eine gewöhnliche 2 Kr. Fernpostkarte mit der Anschrift:

An Herrn Erlanger in Ulm

aufgegeben. Das ist und war wahrlich nichts besonderes. Doch die Rückseite macht sie für mich interessant:

P.P! Depesche heute erhalten. Bezeichnetes Paket sandte ich bereits am 22/10 retour (Ulm) da keine Nachfrage geschah.

Ergebenst

Hauner

Posthalter

Offenbar muss jemand in Ulm ein Paket nach Pfarrkirchen abgesandt haben, über dessen Verbleib er keine Gewißheit hatte. Wir wissen nicht, wann das Paket in Ulm aufgegeben wurde, aber am 22.10 war die Frist (wie lange war die für ein Paket damals?) wohl abgelaufen und der Posthalter Hauner schickte es zurück nach Ulm mit dem amtlichen Hinweis "geschah keine Nachfrage". Ich meine, dass die Frist für gewöhnliche Pakete 1 Woche betrug, wenn sie nicht poste restante gestellt worden waren, aber das muss nicht stimmen.

Jedenfalls scheint das Paket von Pfarrkirchen nicht mehr in Ulm angekommen zu sein, sonst hätte man sich ja die Depesche sparen können, die nicht eben günstig war. Mit dieser Karte in der Hand konnte der Herr Erlanger jedoch zur Post in Ulm gehen und die Abfertigung eines kostenlosen Laufzettels (bzw. eines amtlichen Nachfrageschreibens) initiieren.

Gerne hätte ich die Depesche und den Laufzettel noch dazu gezeigt, aber dazu werde ich die Angebote in der Bucht wohl noch eine Weile gewissenhaft zu beobachten haben.

Im Netz habe ich zum Posthalter Hauner bzw. eben nicht über ihn folgendes heraus gefunden:

Verkauf und Entstehung der „Neuen Post“

Im Juni 1874 verkaufte die Witwe Josefa Kern den gesamten Besitz – Gasthaus „Zur Post“, das „Postgütl“ in Axöd, alle Pferde – an den Bierbräu Matthias Rechl, der von Neuötting zuzog. Er wurde Posthalter, allerdings nur für ein Jahr. Die rückläufige Entwicklung des Postgewerbes mochte Rechl veranlasst haben, nach so kurzer Zeit die Posthalterei – nicht sein Anwesen – seinem Nachbarn, dem Gastwirt Franz Rottenwöhrer, zu übergeben (heute Stadtplatz 24, Kaufhaus Maier).

Aus dem Gasthaus Rottenwöhrer wurde nun die „Neue Post“ zur Unterscheidung von der „Alten Post“ des Kern. Rottenwöhrer blieb Posthalter bis zu seinem Tod 1879. Die Post übernahm nun seine Witwe bis April 1881, dann deren Sohn Franz bis Februar 1884, dessen Witwe bis März 1886. Diese hatte schon im Dezember 1885 Johann Wagner geheiratet. Wagner blieb Posthalter 1886 bis 1899, somit bis zu seinem Tod. (Quelle: regio-wiki.pnp.de )

Die beiden hier genannten Namen passen allerdings gar nicht zu diesem Namen - weder Kern noch Rottenwöhrer kann es heißen. Wer weiß mehr als Wiki?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.08.2017 19:52:54 Gelesen: 310373# 174 @  
Liebe Freunde,

von ganz wenigen Korrespondenzen abgesehen, die per se nicht gerade Wühlkistenformat haben, sind mit eigenen Boten bestellte Briefe des Königreichs Bayern (Expressbriefe) bis 1847, als der Expressdienst normiert wurde, nicht gerade häufig.



Heute zeige ich einen Brief aus Günzburg vom 11.1.1843 an:

Seine Wohlgebohren dem Herrn Thomas Schulgraf Patrimonial Richter Dachau Haßlangkreit Aichach bei München vertatur

Er wurde mit 6 Kr. als Portobrief über 12 - 18 Meilen nach dem Reglement vom 1.1.1843 taxiert.

Er zeigt einen Präsentationsvermerk, wie er bei Briefen aus dieser Zeit unüblich war und ist, jedoch keine weiteren Stempel, wie es die Vorschrift war. Wir lesen: Praes(entirt) am 16te Januar 1843.

Des weiteren vermerkte eine andere Hand hinten: Befindet sich nunmehr in Haslangkreit bei Aichach - sicher ein Vermerk aus Dachau, wohin der Brief zuerst spediert worden war.

Haslangkreit hatte zum Zeitpunkt des Briefes ca. 300 Einwohner und somit keine Post - diese kam wohl erst viel später, denn gefunden habe ich in meinen Unterlagen und im Netz hierüber gar nichts.

Interessant ist aber in dem Zusammenhang der Vermerk oberhalb des Siegels mit Bleistift, also sicher kein postalischer, da Bleistiftgebrauch nicht gestattet war: Mathias Lechner Uhrmacher in Fridberg B. Eilbote 3 f 52 x.

Inhalt hat der Brief leider keinen mehr, aber die Datierung ist gesichert und 4 Hände auf einem Inlandsbrief muss man auch erst einmal nachweisen können.

Mir scheint, dass der Empfänger für den Brief tatsächlich 3 Gulden 52 Kreuzer (abzüglich 6 Kr. für die Post) an einen Eilboten bezahlt hat, obwohl die Entfernung von ca. 8 - 9 km nicht gerade riesig war. Auf der anderen Seite: Wer wollte es machen im kalten Januar des Jahres 1843?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 22.08.2017 08:07:26 Gelesen: 310351# 175 @  
@ bayern klassisch [#174]

Mir scheint, dass der Empfänger für den Brief tatsächlich 3 Gulden 52 Kreuzer (abzüglich 6 Kr. für die Post) an einen Eilboten bezahlt hat, obwohl die Entfernung von ca. 8 - 9 km nicht gerade riesig war. Auf der anderen Seite: Wer wollte es machen im kalten Januar des Jahres 1843?

Lieber Bayern Klassisch,

für die Wegstrecke von etwas 1,25 Meilen benötigte ein Fußbote ca. 1 Stunde, für hin und zurück also 2 Stunden.

Wenn er dafür fast 4 Gulden bekam, wäre es ein Wahnsinnsverdienst für diese Zeit. Grob könnte man sagen, wenn er jede Woche 1 Brief für diese Kosten zustellen würde, hätte er für 100 Stunden im Jahr 400 Gulden bekommen (Dafür geht man in dieser Zeit auch hinaus, wenn es sprichwörtlich "Mistgabeln regnen würde.").

Im Vergleich: In Magdeburg verdiente ein Briefträger zur gleichen Zeit ca. 250 Thaler im Jahr, ein Aushilfsbriefträger ca. 15 Sgr. pro Tag. Man kann davon ausgehen, dass die tägliche Arbeitszeit ca. 10-12 Stunden betrug. In der Woche wurde 5,5 Tage gearbeitet. Die Angestellten des Postamtes hatten also in der Woche einen ganzen und einen halben Tag frei.

In Magdeburg bekam also ein Briefträger bei etwa 55-60 Wochenstunden knapp 5 Thaler, was 8 Gulden 45 Kreuzer entsprach. Ein Aushilfsbriefträger kam bei gleicher Leistung etwa bei 60 Prozent an - und das auch bei jedem Wetter.
Auch ist zu beachten, dass gerade im Winterhalbjahr, also ab Oktober das Postaufkommen deutlich höher war, als im anderen Halbjahr.

Summa summarum: Ich bin mir sicher, dass dies kein Express-Lohn für nur einen Brief sein kann. Eventuell gibt auch eine andere Erklärung, was nicht mit einem Eilboten zu tun hat.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 22.08.2017 09:30:00 Gelesen: 310339# 176 @  
@ Magdeburger [#175]

Lieber Ulf,

ich kenne einige Fälle, die weisen, sogar in den 1860-er Jahren noch, vergleichbare Botenlöhne aus, als mehrere Gulden für einen Brief.

Ich kenne die örtlichen Gegebenheiten nicht, würde es aber von der Höhe her nicht ausschließen, dass sich da einer sehr gut hat bezahlen lassen. Möglich wäre auch eine "Nachtschicht".

Geregelt wurden die Expressen ja ausschließlich zwischen der Abgabepost, dem Empfänger und dem Expressen selbst. Die Abgabepost hatte nur schriftliche Anweisung zu erhalten, wem sie die Post zu geben hatte. Der Expresse hatte die Pflicht zu fragen, ob Post für seinen Kunden da ist - der Kunde hatte die Pflicht, den Expressen für seine Tätigkeiten zu entlohnen.

Deine finanziellen Aufzählungen sind interessant und treffen so oder ähnlich für alle Bediensteten in ganz Altdeutschland zu, mal ein paar Groschen mehr, oder weniger.

Möglich wäre das Zusammentreffen von Brief- und Fahrpost und wegen dieser Beschwernis ein so hohes Expressbestellgeld; ein 20 Pfund schweres Paket und ein paar Briefe vielleicht und eine uns nicht mehr bekannte Regelung könnte diesen hohen Betrag wahrscheinlicher werden lassen.

Auch wenn wir es wohl nie mehr heraus finden werden - ich finde es toll, dass es diese Vermerke gibt und das wir uns heute über 170 Jahre später noch unsere Gedanken machen können.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 26.08.2017 13:15:11 Gelesen: 310172# 177 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief mit Fragen und wenigen Antworten. Verfasst wurde er am 30.5.1839 in München von den Gebrüdern Ma?? und gerichtet war er an die Gebrüder Wittmann in Oberhaunstadt bei Ingolstadt, mithin eine Entfernung von ca. 74 km. Das Franko bzw. Porto für ihn (unter 1/2 Loth) hätte also 4 Kreuzer gekostet.



Jedoch wollte man ihn nicht der Post übergeben, ging es doch im Inhalt um einen strittigen Betrag von satten 3.560 Gulden, also ca. 110.000 Euro. In dem Brief selbst ist nie die Rede von einer Zustellung - ich gehe davon aus, dass ein Jemand oder eine Jemandin ihn für ein gewisses Entgelt nach dorthin verbracht und zugestellt hat - vlt. gegen Unterschrift.

Der Empfänger notierte unten links innen: "Beantwortet den 12. Juni 1839, daß wir in einem Monate Zahlung leisten werden. Gebrüd. Wittmann".

Wenigstens so sollte dieses Problem aus der Welt geschafft worden sein, hoffe ich.

Da er verschlossen war, ist davon auszugehen, dass er mit der Post hätte transportiert werden müssen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 29.08.2017 23:36:43 Gelesen: 310054# 178 @  
@ bayern klassisch [#177]

Katalog Bayern Kreuzerausgaben "Die Sammlung Pegnitz" schon erhalten und Sparschwein befragt?

hajo22
 
bayern klassisch Am: 30.08.2017 06:19:08 Gelesen: 310022# 179 @  
@ hajo22 [#178]

Hallo hajo22,

habe alles im Netz bei Köhler gesehen und ca. 100 Briefe als interessant empfunden - ich fürchte, das wird mein lokales Sparschwein weit überfordern. :-)

Vielleicht hat die Gattin Glück und gewinnt vorher den Jackpot, sonst wird es bei 3 oder 4 günstigen bleiben müssen, leider!

Liebe Grüsse von bayern klassisch,
der sich aber alle anschauen wird, weil fast vor der Haustür die Auktion stattfindet
 
bayern klassisch Am: 09.09.2017 09:54:26 Gelesen: 309422# 180 @  
Liebe Freunde,

eine eingeschriebene Armensache (Arm - Sache Gegen Recepisse) vom 30.3.1838 an den Armenpflegschaftsrath zu Berg K. Landgerichts Kastel (Castell) kann ich zeigen, der portofrei abspediert wurde, obwohl sicher die Absenderbehörde nicht benannte und auch keine Expeditionsnummer angab - damit war eine Portofreiheit amtlich verwirkt und die Aufgabepost hätte ein Porto ansetzen müssen und auch die 4 Kr. für die Recogebühr verlangen müssen (vom Absender!).



All das ist hier unterblieben, warum auch immer. Er wurde unter der lfd. Nr. 88 im Reco - Manual eingetragen und mit dem Rötelkreuz versehen, dem alten Zeichen der Recommandation.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.09.2017 10:17:49 Gelesen: 309416# 181 @  
Liebe Freunde,

Absender dieses Dienstbriefes war das Postamt Passau am 1.12.1844 und Adressat das Oberpostamt in Regensburg. Der Inhalt muss wichtig gewesen sein, denn man stempelte CHARGÉ, wenn auch eher etwas nachlässig. Aber wer immer in Passau den Brief geschrieben hatte - er zog keinen Postschein dafür, sonst wäre eine Reco - Nummer zu notieren gewesen.



Der Brief lief somit auch nicht in der begleitenden Briefkarte unter den recommandirten Briefen, sondern lediglich unter den portofreien Dienstbriefen mit.

Dergleichen Fälle kenne ich einige - wenn man sie unerkannt schnappen kann, macht man sicher nichts falsch (zum Preis einer Pizza usw.).

Auf den Abschlag eines Ankunftsstempels hat man bei der Hauptbriefpostexpedition Regensburg jedenfalls auch schon mal verzichtet. Ts, ts, ts ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.09.2017 10:33:25 Gelesen: 309411# 182 @  
Liebe Freunde,

bei der Adressierung von Briefen, waren sie dienstlicher Natur, oder eher privater Art, sollte der Ort des Empfängers genau bezeichnet sein. Es gab jedoch in Bayern Persönlichkeiten, die von ihrem Ort den Namen hatten, oder deren Familie dem Ort den Namen gab, je nachdem.



Wir kennen z. B. die Korrespondenz den Freiherrn von Würzburg, wobei die meisten Briefe an diesen liefen und sich das Wort "Würzburg" stets zweifach auf der Adresse befindet.

Auch kennen wir, nicht erst von Schiller, die Pappenheimer, insbesonders den erlauchten Grafen von Pappenheim, welcher in Pappenheim oft zu ruhen gedachte.

Der Dienstbrief von Ansbach datiert vom 15.9.1833 und zeigt als Absender: "Von Kgl. Rgg d. Rztkr K. d. I.", womit der Laie nun aber auch gar nichts anfangen kann. Aber diese Abkürzung machte Sinn, wenn man 100 Briefe mit ihr am Tag schreiben konnte, ohne Überstunden machen zu müssen! Ausgeschrieben lautete sie: Von der Königlichen Regierung des Rezatkreises, Kammer des Inneren", womit die Behördichkeit des Dienstbriefes klar war.

Die Anschrift war auch optimal sparsam gehalten: "An Seiner Erlaucht den Herrn Grafen von Pappenheim". Eine Ortsangabe ließ man bewußt weg und schrieb Pappenheim als Zielort, nicht als Nachname!

Was für ein Pech aber auch, dass unsere Erlaucht und gräfliche Gnaden just bei der Ankunft des Briefes nicht mehr zu Hause in Pappenheim weilte, sondern abgereist war nach München, wo ihn dringliche Geschäfte erwarteten.

Die Post in Pappenheim (Feuser Stempel 2689-3, recht selten!) hatte den Brief schon ausgegeben, nahm ihn aber mit korrigiertem Namen = korrigierter Adresse wieder entgegen und stempelte artig Pappenheim R. 3. Aufgabe (unter Benutzung des alten Rayonstempels, den sie 1830 als Ersatz für den noch älteren Rayonstempel von 1802 hatten anfertigen lassen in dem Irrglauben, dass es noch Rayons zu Frankreich gäbe, was natürlich Humbug war).

Er wird dann wohl auch ein paar Tage später in München zugestellt worden sein - auch wenn man nun lesen könnte, dass der Empfänger der Graf von München war - und so einen gab es nun wirklich nicht, weder in Pappenheim, noch sonstwo.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.09.2017 12:23:25 Gelesen: 309146# 183 @  
Liebe Freunde,

ein Brief, der innerhalb Bayerns nichts so recht dahin wollte, wohin er doch gehörte, ist einer aus Augsburg, der am 4.5.1861 oder 1862 (ich meine eine Platte 5 zu erkennen) um 07.00 Uhr früh an Herrn Anton Walcher in Heinrichshofen bei Landsberg gerichtet war.





Der Zielort Heinrichshofen war ohne Post - in seiner Nähe lag das bedeutendere Egling bei Landsberg am Lech (gab auch eines zum Amt Wolfratshausen), welches erst 1893 eine Postexpedition erhielt, so dass Heinrichshofen bis dahin alleinfalls eine Landgemeinde ohne direkte Postversorgung war (von Moorenweis / Mohrenweis, das erst im November 1860 eine eigene Postexpedition bekam).

Zurück zur Ausgangslage: Augsburg hatte ihn streng nach Süden Richtung Buchloe geschickt, wo er natürlich noch am selben Tag ankam. Dort war man mit ihm aber nicht zufrieden und sandte ihn weiter nach Landsberg am Lech, wo er ebenfalls noch am selben Tag (4.5.) ankam. Landsberg hätte ihn jetzt einfach nach Moorenweis/Mohrenweis nach Norden schicken könnten, sandte ihn aber weiter nach Fürstenfeldbruck, wo er jetzt schon am 5.5. ankam. Da war er natürlich weit weg von seinem Zielort, so dass man ihn umgehend mit dem Vermerk "Morenweis" nach dorthin spedierte, wo er am 5.5. auch ankam.

Ab 1.10.1860 gab es ja das Landpostbotensystem im rechtsrheinischen Bayern, so dass ich davon ausgehen, dass Heinrichshofen noch im Landbestellbezirk von Moorenweis/Mohrenweis lag und der Brief endlich am Folgetag unserem Anton Walcher zugestellt werden konnte.

In Anbetracht der Tatsache, dass Heinrichshofen von Augsburg nur schlappe 19 Kilometer Luftlinie (!!) entfernt lag, die im Einzeltransit erfolgten Umspedierungen aber ein Vielfaches dieser Entfernung entsprachen, darf man sich nicht wundern, wenn 2 Tage für den Transport benötigt wurden.

Eigentlich war der Brief Beifang - aber jetzt wird er in eine meiner Mini - Sammlungen verbaut, denn so schlecht sieht er gar nicht mal aus und auch seine Hintergrundgeschichte ist nicht zu verachten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.09.2017 12:55:15 Gelesen: 309139# 184 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Franko - Zettel (FZ) aus Frankenthal in der Pfalz nach Le Havre vom 9.5.1860. Was war ein FZ? Nun, wenn ein Absender etwas postalisches zu erledigen hatte, aber auch die Post sich nicht sicher war, welche Kosten insgesamt zu zahlen waren, aber dem Empfänger die Sendung garantiert ohne Kosten zugestellt werden sollte, dann konnte er mit seiner Postsendung (in der Regel Fahrpost) einen behördlichen FZ mit abgehen lassen, in welchem alle Postverwaltungen ihre Auslagen zu notieren hatten und der dann nach Übergabe des Poststücks an seinen Empfänger wieder zurück geschickt wurde, wo er im Austausch zu dem ausgegebenen Postschein dem Absender gegen Bezahlung aller Kosten ausgehändigt wurde.



Absender war hier das Bürgermeisteramt in Lambsheim bei Frankenthal. Verschickt wurde eine Rolle (Geld) an das bayerische Konsulat in (Le) Havre mit 120 Franken. Die Rechnung für diesen Wertversand sehen wir rechts notiert:
Porto für Bayern 19 Kreuzer, bis Paris 56 Kreuzer und nach Le Havre 56 Kreuzer = 2 Gulden 6 Kreuzer.

Da der Absender eine bayerische Behörde war, hatte man regelmäßig vor der Absendung der Sendung von einen Depositum abgesehen; hätte ein Privater das gleiche Verfahren gewählt, hätte die Aufgabepost einen Betrag, der ihr angemessen erschien, von ihm als Depositum einbehalten und den Rest, so es einen gab, bei Abgabe des FZ wieder erstattet. Die Höhe des Depostiums war auf dem Postschein der Fahrpost selbst zu vermerken.

Der Grund der Hinsendung von 120 Franken (1 Franken war 28,5 Kreuzer wert, also eine Sendung im Wert von 2.850 Kreuzern = 57 Gulden (plus Auslagen von 2 Gulden 6 Kr.) dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit darin zu suchen sein, dass in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Gemeinden für ihre Bürger verantwortlich waren, wenn diese in Not gerieten.

Offenbar war ein Auswanderungswilliger Mensch aus Lambsheim im Rahmen seiner Reise nach Le Havre finanziell notleidend geworden und benötigte dringend für seine weitere Reise die übermachten 120 Franken, da Mittellose niemals auswandern konnten (auch wenn sich in Laienkreisen genau diese Variante immer wieder verfolgen läßt).

Nach Rücklauf des FZ dürfte die Gemeinde Lambsheim dann von den Angehörigen des Auswandernden den Betrag von 59 Gulden und 6 Kr. zurück gefordert haben, auch wenn das sicher kein leichtes Unterfangen war, denn viele Auswanderer schieden nicht eben unter den angenehmsten Verhältnissen von ihren Angehörigen und in der Regel kamen diese auch nie wieder in die Heimat zurück, so dass man in solchen Fällen getrost den Betrag, den man auslegte, abschreiben konnte.

Aus der Pfalz kenne ich eine Handvoll FZ nach Frankreich (alle nach Le Havre). Ich freue mich sehr, endlich selbst einen besitzen zu dürfen, zumal das Thema Auswanderung, auch wenn es belegseitig nicht intoniert ist, eines der interessantesten ist, welches die (Post-)Geschichte zu bieten hat.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.09.2017 12:50:09 Gelesen: 308959# 185 @  
Liebe Freunde,



von Landau in der Pfalz nach Hechingen [1] in Hohenzollern (Preussen unter taxischer Postregie) wird man wenig finden - außer dem kenne ich gar keinen anderen. Der Dienstbrief von 1847 wurde portofrei belassen, obwohl keine Expeditions-Nummer angegeben worden war, wie es die Vorschrift war und auf seiner weiteren Reise hat das natürlich auch keinen mehr gestört.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Hechingen
 
bayern klassisch Am: 20.09.2017 15:25:17 Gelesen: 308728# 186 @  
Liebe Freunde,



nichts Berühmtes, aber doch ganz nett und lustig anzusehen: R.S. des Landgerichts Weiden mit Fingerhutstempel vom 3.11.1847 an das Landgericht in Nürnberg. Dort am Folgetag zuerst vorderseitig gestempelt, ehe man seinen Fauxpas bemerkte und siegelseitig nachstempelte, wie es die Vorschrift war. Um zu vermeiden, dass man Nürnberg als erneute Postaufgabe ansah, musste man mit seiner typische blau-wässrigen Tinte annullieren. Zum Preis einer Pizza konnte ich den nicht liegen lassen, auch wenn die Pizza hier etwas größer war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.10.2017 11:21:46 Gelesen: 307280# 187 @  
Liebe Freunde,

ein Brief des k. Oberstaatsanwalts bei dem k. Appellationsgerichte von Schwabn und Neuburg in Neuburg an der Donau lief an die K. Regierung von Mittelfranken Kammer des Inneren nach Augsburg. am 9.5.1855.



Da wundert sich der Laie und knobelt der Fachmann, wieso eine Behörde für Mittelfranken im schwäbischen Augsburg residieren soll.

Tatsächlich kam der Brief am Folgetag am Bahnhof Augsburg (Siegelseite) an, wurde auch in die Stadt zum Filialpostamt (das mit dem Zweikreisstempel) weiter geleitet, dort jedoch der offensichtliche Anschriftenfehler bemerkt, Augsburg gestrichen und Ansbach vermerkt, wo man tatsächlich für mittelfränkische Belange örtliche zuständig war. Als Zeichen der erneuten Postaufgabe (wer hatte ihn denn entgegen genommen?) stempelte die Stadt jetzt Aufgabe und leitete ihn am selben Tag weiter, wo er scheinbar noch am selben Tag ankam!

Unten links lesen wir den Insinuationsvermerk der Absenderbehörde: Ins. d. neunten Mai 1855.

Der Brief passt hier in 4 Sammlungen (Besonderheiten bei Dienstbriefen, Insinuationen, weitergeleitete Briefe und Contraventionen beim Absender) und ich knoble noch, wohin er final wandern wird.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.10.2017 11:34:09 Gelesen: 307278# 188 @  
Liebe Freunde,

eine J.P.S. = Justiz - Partei - Sache war immer kostenpflichtig, die vom Landgericht Werneck an den Notar Förster in Schweinfurt vom 8.8.1865 auch.



Der 1.8.1865 stellte ja eine Zäsur in der bayer. Postgeschichte dar, denn erstmals (!) wurde das ganze Land rechts und links des Rheins als ein Postgebiet angesehen, was zuvor nicht der Fall war, indem man unabhängig von Auf- und Abgabepost jeden einfachen Brief mit einem Franko von 3 Kreuzer festsetzte (6 Kr. Porto) und alle Briefe über 1 bis 15 Loth mit nur noch 6 Kr. Franko (12 Kr. Porto) tarifierte.

Das zeigt sich hier sehr gut am 8. Tag dieses neuen Regulativs, mit dem ja praktisch alle Briefe günstiger wurden, teils ganz erheblich sogar.

9 Tage vor diesem Datum im Regulativzeitraum 1.7.1858 bis 31.7.1865 hätte ein Brief nach der Entfernung (bis 12 und über 12 Meilen, bzw. der Pfalz) und je Loth abgerechnet werden müssen, was schon nicht immer so einfach war.
Von Werneck bis Schweinfurt waren es nur 12 Kilometer, so dass ein einfacher Portobrief 6 Kr. gekostet hätte. Mit jedem Loth mehr hätte sich dieses Porto verdoppelt bis hin zu 16 Loth, so dass wir im Extremfall auch Briefe mit 16 x 6 = 96 Kreuzern gehabt haben dürften (noch nie gesehen).

Dieser hier war sehr schwer, blieb jedoch mit 12 Kr. weit unter dem, was kurz zuvor noch möglich gewesen wäre.

Warum der Brief einzeln nach Waigoldshausen (9.8.) geschickt wurde, weiß ich aber auch nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.10.2017 18:31:57 Gelesen: 307232# 189 @  
@ bayern klassisch



Ein Brief des k. Oberstaatsanwalts bei dem k. Appellationsgerichte von Schwaben und Neuburg in Neuburg an der Donau lief an die K. Regierung von Mittelfranken Kammer des Inneresn nach Augsburg. am 9.5.1855.

Da wundert sich der Laie und knobelt der Fachmann, wieso eine Behörde für Mittelfranken im schwäbischen Augsburg residieren soll.

Tatsächlich kam der Brief am Folgetag am Bahnhof Augsburg (Siegelseite) an, wurde auch in die Stadt zum Filialpostamt (das mit dem Zweikreisstempel) weiter geleitet, dort jedoch der offensichtliche Anschriftenfehler bemerkt, Augsburg gestrichen und Ansbach vermerkt, wo man tatsächlich für mittelfränkische Belange örtliche zuständig war. Als Zeichen der erneuten Postaufgabe (wer hatte ihn denn entgegen genommen?) stempelte die Stadt jetzt Aufgabe und leitete ihn am selben Tag weiter, wo er scheinbar noch am selben Tag ankam!

Unten links lesen wir den Insinuationsvermerk der Absenderbehörde: Ins. d. neunten Mai 1855.

Der Brief passt hier in 4 Sammlungen (Besonderheiten bei Dienstbriefen, Insinuationen, weitergeleitete Briefe und Contraventionen beim Absender) und ich knoble noch, wohin er final wandern wird.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.10.2017 16:30:55 Gelesen: 306927# 190 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Dienstbrief des Stadtmagistrats Dinkelsbühl vom 23.12.1836 an den Stadtmagistrat Wassertrüdingen. Die Absenderbehörde notierte R.S. Nr. 540 für einen portofreie Regierungs - Sache. Da muss aber jemand der Sache einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, denn R.S. wurde gestrichen, "Partheisache" notiert und der Brief mit 4 Kr. Porto belastet.



Nach einer Verwaltungsvorschrift sollte die linke obere Ecke des Inhalts die Adresse nachspielen, was sie auch tat - nur stand dort noch "frei", was bedeutete, dass man den Brief frankiert nach Dinkelsbühl geschickt hatte (auch als Partei - Sache, steht zu vermuten) und Dinkelsbühl aber falsch das Schreiben retournierte.

Man sieht, dass sich auch bayerische Behörden nicht immer ganz im klaren waren, was wie zu verschicken war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.10.2017 16:42:14 Gelesen: 306923# 191 @  
Liebe Freunde,



von Landshut nach Asbach, k. Landgericht Arnstorf Gemeinde Ruhstorf Nächst Waisbach steht als Anschrift eines einfachen Briefes vom 24.9.1874, an N. Stahlhöfer, Bäurin von Asbach.

So präzise die Anschrift prima vista auch gewesen sein mag, die Post hatte etwas an ihr auszusetzen und strich die letzte Zeile, um sie durch eine neue oben zu ersetzen: Gehört nach Arnstorf. Post.

Siegelseitig sehe ich nur einen für mich schwer interpretierbaren Halbreisstempel, sonst nichts. Kann ihn wer lesen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 18.10.2017 19:44:22 Gelesen: 306900# 192 @  
@ bayern klassisch [#191]

Hallo Ralph,

schwer zu sagen. B oder R, A, N oder L, D, .. D O R F.

Lg, harald
 
Gernesammler Am: 18.10.2017 19:56:07 Gelesen: 306895# 193 @  
@ bayern klassisch [#191]

Hallo Ralph,

ich habe versucht etwas heraus zu bekommen, aber aus diesem leider sehr schlecht abgeschlagenen Stempel ist das sehr schwer. Der einzige Ort, der zu der Buchstabensuppe und Niederbayern passt, wäre Patersdorf, aber dieser Ort liegt ca. 90 km von Landshut und 70 km von Arnstorf.

Vielleicht hat ja noch jemand anders eine Idee.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 18.10.2017 20:11:04 Gelesen: 306891# 194 @  
Liebe Freunde,

vielen Dank für eure Hilfe - dann bekommen wir halt nicht heraus, wie er lief, das bringt mich auch nicht um.

Schön, dass ihr mir geholfen habt, so macht Forum Spaß.

Liebe Grüsse,
Ralph
 

Das Thema hat 969 Beiträge:
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