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Thema: Marconigramme
Kreta Am: 17.10.2015 15:13:10 Gelesen: 10847# 1 @  
Absenderfreistempel auf Marconigram

Die im Anhang gezeigte Kuvertseite zeigt einen Absenderfreistempel vom 2. Mai 1930 London.

Gesucht: Typ und Marke der Stempelmaschine


 
DL8AAM Am: 17.10.2015 17:25:04 Gelesen: 10820# 2 @  
@ Kreta [#8]

Hi,

ich vermute beim Freistempler handelt es sich um ein Gerät aus der "Midget"-Familie von Universal. Aber schau mal bei

https://en.wikibooks.org/wiki/International_Postage_Meter_Stamp_Catalog/Great_Britain

unter der Katalognummer B4 (Unternummer A oder B) nach, denn zur genauen Bestimmung kommt es auf dem "Millimeter" an und die Unterscheidung ist recht schwer nur an Hand eines Scans ohne Maßstab. ;-)

Ein richtig schöner Beleg! Besonders für mich als Funkamateur, d.h. einem Jünger Marconis, spricht ein Marconigram an. ;-)

Besten Gruß
Thomas
 
Kreta Am: 18.10.2015 21:18:46 Gelesen: 10765# 3 @  
Lieber Thomas,

Du warst der ERSTE, der geantwortet hat und wie mir scheint einen hundertprozentigen Volltreffer gelandet hat !

Gestern Nacht habe ich das gleich überprüft und auf Grund Deiner Hilfestellung den Fundus Freistempel im Internet genauestens mit meinem Marconistempel verglichen und siehe da; es trifft zu, was Du schon angedeutet hast.

Es ist in der Liste Universal Midget Type B, denn die Millimeterabmessungen des Wertstempels treffen genau zu.

Ganz herzlichen Dank für Deine prompte Antwort !

Frage an Dich: Sammelst Du Philatelistische Belege, sprich Postkarten oder Briefe (echt gelaufen), denn bei meinen drei zufälligen Kontakten mit Funkamateuren hat sich niemand für solche Belege interessiert und auch nicht gesammelt.

Beste Grüße
Achim
 
DL8AAM Am: 19.10.2015 02:41:31 Gelesen: 10748# 4 @  
@ Kreta [#3]

Hi Achim,

besten Dank für das Feedback! Und, natürlich, ich bin hobbytechnisch (zu) vielseitig aufgestellt. ;-)

73, Thomas
 
DL8AAM Am: 19.10.2015 03:59:40 Gelesen: 10747# 5 @  
Nur ganz kurz, Richard hat mich gebeten etwas zu den Marconigrammen zu schreiben. Aber leider habe hierzu keine weiteren, substantiellen Informationen. Nur das es sie gab.

[1]

Der Italiener Guglielmo Marconi [1] gilt ja bekanntlich als der Erfinder des Funk, zumindest hatte er dann auch zur richtigen Zeit zusätzlich das richtige kommerzielle Händchen. Er bzw. seine Firma rüsteten Schiffe mit seinen Funkanlagen aus. Diese versendeten (neben dem üblichen Seefunk) auch kommerzielle Telegramme für normale "Kunden" (Fahrgäste etc.) untereinander. In den Anfangsjahren des Seefunks hatte er fast das Monopol in diesem Sektor. Diese Funktelegramme werden Radiogramme genannt, wobei Radiogramme, die von "Marconischiffen" stammen, Marconigramme heissen. Was in diesem Fall philatelistisch genau hinter Deinem Beleg steckt, kann ich Mangels Hintergrundwissens nicht sagen. Denkbar wäre, dass hier ein Telegramme von einer aufnehmenden Marconi-Landfunkstelle in England eingetütet und anschließend per Post verschickt wurde - oder das ein "Marconifunkanlagen"-Schiff, das in der Gegenrichtung (oder küstennäher) fuhr, das Funktelegramm aufnahm, es Bord eintütete und es dann im nächsten Hafen (ggf. über die örtliche Marconi-Agentur) in die Post gab. So konnte man ein paar Tage Postlaufzeit einsparen.

Siehe auch http://jproc.ca/radiostor/radiogram.html - hier sieht man auch ein Marconigram-Formular aus England, ggf. lag ja genau so eines in dem oben gezeiten Umschlag. ;-)

Ich habe eine QSL von einer historischen Küstenfunkstelle KPH [2] in meiner Sammlung, die auf einem nachgedruckten, alten Radiogram-Formular aus den 1960er Jahren (hier von der amerikanischen "Funkfirma" RCA Communications Inc.) geschrieben wurde.



Gruß
Thomas

[1]: https://de.wikipedia.org/wiki/Guglielmo_Marconi
[2]: https://en.wikipedia.org/wiki/KPH_%28radio_station%29
 
22028 Am: 19.10.2015 06:23:47 Gelesen: 10738# 6 @  
Marconigrams sind ein besonderes Sammelgebiet und ich habe einige Abbildungen davon in meinem Archiv, die ich vor einigen Jahren im Postmuseum von England machte.

Hier eines von der UPU Bern nach London mit der Information vom GPO Baghdad-Irak, dass die Overland Mail abgefahren ist.


 
Kreta Am: 22.10.2015 10:54:17 Gelesen: 10665# 7 @  
Hallo Thomas,

danke für Deine Ausführungen.

Da ich ein 1-Rahmen-Exponat in Sindelfingen, vom 29.-31. Oktober 2015 im Wettbewerb habe, kam meine Frage, wegen dem Absenderfreistempel.

Jetzt am Schluß stellt sich noch ein Problem, da könnte ich mir vorstellen, daß ein Telefonat mit Dir die e i n e richtige Lösung aufzeigt. Meine Telefon Nr. und Fax sowie die Mailadresse sind hinterlegt.

Freue mich auf Deinen Anruf!

Beste Grüße
Achim
 
Kreta Am: 22.10.2015 20:38:51 Gelesen: 10615# 8 @  
Das Marconigramm vom 3.5.1930 von London nach Berlin ist also per Brief gesendet worden. Warum?

Man hätte doch 1930 ohne funktechnische Probleme den Text per Funk nach Berlin senden können. Weshalb also per Brief oder anders gefragt - weshalb ging es nicht per Funk nach Berlin? Wer kann helfen bei einer präzisen Antwort? Oder gibt es mehrere Antworten?

Ich hoffe, es gibt da einen "schlauen Fuchs".
 
22028 Am: 22.10.2015 20:45:10 Gelesen: 10611# 9 @  
@ Kreta [#8]

Dann will ich mal versuchen meinem Namen Ehre zu machen.

Ein Marconigram ist ein Telegramm das auf einem Privaten Telegrafen-Funknetz der Fa. Marconi übertragen wurde und deren Zentrale oder nächste gelegen Zentrale war in London. Wir wissen ja nicht wo das Marconigram das in dem Brief befördert wurde herkam, evtl. von den Fiji Inseln oder Japan oder Sibirien. Dann ging es also per Funk nach London, dort wurde es ausgefüllt, in den Umschlag gesteckt und nach Berlin gesandt. Meines Wissens nach hatte Marconi in Berlin kein Funkbüro!
 
volkimal Am: 22.10.2015 21:16:47 Gelesen: 10595# 10 @  
Hallo zusammen,

ein direktes Marconigram besitze ich zwar nicht, aber ich kann ein Radiogram aus meiner Familiensammlung beisteuern:



Willi und Hellmut Matzat, die beiden Cousins meines Vaters haben beide 1952 ein Semester in Amerika studiert. Im September 1952 kehrten sie wieder aus den USA zurück. Willi brachte Hellmut in New York auf das holländische Schiff „SS Ryndam“. Er selber fuhr einen Tag später mit der „SS United States“ ab. Die „United States“ war damals das schnellste Passagierschiff der Welt. Es war einige Monate vorher in Dienst gestellt worden und hatte das „Blaue Band“ gewonnen.



Unterwegs überholte die United States die kleine Ryndam. Als beide Schiffe ungefähr auf gleicher Höhe waren, schickte Hellmut dieses Radiogram von Schiff zu Schiff an Willi Das Telegramm ist wohl direkt in die Kabine gebracht worden, denn der Umschlag trägt keine Anschrift.



Am 18.9.52 schickt Großvater diese Postkarte an Willi nach Cherbourg. Er schreibt:

"Heute bringst Du, wie ich vermute, Hellmut zur Ryndam und morgen wirst Du selbst an Bord der United States gehen. Nachdem ich vorhin an Hellmut eine Karte nach Southampton geschrieben habe, will ich nun versuchen, Dir einen herzlichen Empfangsgruß zu senden, wenn Du wieder europäischen Boden betrittst und Dich der deutschen Heimat näherst."

Die United States hat aber nicht in Cherbourg sonder in Le Havre angelegt. Die Karte wurde dementsprechend nach Le Havre weitergeschickt. Allerdings kam sie dort zu spät an und erreichte die United States erst am 25.9.52 auf der Rückfahrt von Europa nach Amerika. An Bord der United States bekam die Karte den Handstempel „SS United States Too late for Delivery“ und wurde dann an Großvater zurückgeschickt.

Großvater hatte inzwischen seinen Fehler bemerkt und schrieb am 21.9.52 noch eine Karte an Willi, die ihn bei der Ankunft in Le Havre erreichte.

Viele Grüße
Volkmar
 
DL8AAM Am: 22.10.2015 21:39:10 Gelesen: 10588# 11 @  
@ 22028 [#9]

Dann will ich mal versuchen meinem Namen Ehre zu machen.

... und ich als Marconista auch ;-)

In den (aller) ersten Anfangsjahren des Funkes gab es noch keine (Funk-) Fernmelderegulierung, aber in den 30er Jahren (aus dem Dein Beleg stammt), hatte im Deutschen Reich bereits schon lange der Staat auch das (Funk-) Fernmeldemonopol an sich gerissen und meines Wissens hatte die Marconi Company in Deutschland nie eine Lizenz für eine private Funkstation. So etwas Privates war im Deutschen Reich sowieso sehr sehr ungern gesehen. Deshalb konnte sie in Berlin auch keine Funkstation betreiben.

Neben den PtP ("Point-to-Point")-Funkstrecken (feste, landbasierte Funkstellen unter sich) war die Marconi Company mehr im Bereich des Seefunkwesens aktiv (das war seit Beginn traditionell wohl auch eher ihr Hauptgeschäftszweig). Hier war es dann eben so, dass Nachrichten, die von ihren Seefunkstellen stammten, von der eigenen Küstenfunkstelle aufgenommen und von dort aus dann an den Empfänger weitergeleitet wurden (per Post, denkbar wären auch per "postalisches Telegramm" etc.), möglich wäre aber auch, dass die Meldung von anderen Marconi-Schiffen (die einen günstigeren Standort "zur nächsten passenden Post"/Empfänger hatten) aufgenommen wurden, an Bord eingetütet und dann (an Land) weitergeleitet bzw. der nächsten Post übergeben wurden (oder ein Mix aus beiden). Letzteres wäre eine Art von Marconi-Gegenstück zu den Ozeanbriefen (u.a. der deutschen DEBEG). Wie/ob das bei den Marconis 1930 in Deinem Fall war (ggf. verschiedene Umschlagfarben für verschiendene Verfahren? etc.), kann ich - mangels Belege/Literatur und Vergleichmaterial - nicht sagen. Mit dem philatelistischen Teil der Marconigeschichte habe ich mich noch nicht beschäftigt.

Übrigens in den frühen Jahren des Seefunks, war es Schiffen, die mit Marconi-Geräten ausgestattet waren, sogar streng untersagt mit anderen Schiffen/Stationen, die Nicht-Marconi-Funkanlagen hatten, zu funken. Die Marconi-Company hat, als "Erfinder" des Funk, versucht ihr (Semi-) Monopol aufrecht zu halten (Marconi sollte für Funk stehen; im Italienischen heisst Funker deshalb bis heute noch Marconista). Man betrachtete die "Funkwellen" sozusagen als sein Eigentum. Vielleicht bzw. sogar deshalb nannten die ihre "Funknachrichten" auch Marconigramme. Das sollte wohl ein "Tempo-Taschentuch"-Wort (oder Tesastreifen, Uhu etc.) werden.

Gruß
Thomas
 
22028 Am: 23.10.2015 09:38:17 Gelesen: 10562# 12 @  
@ DL8AAM [#11]

Da lag ich mit meiner Vermutung ja gar nicht so daneben.
 
fogerty Am: 23.10.2015 17:46:35 Gelesen: 10515# 13 @  


Italien 1974, zwei Sonderstempel aus dem Marconi-Jahr, der zweite zweisprachig ist, was bei uns doch sehr selten vorkommt, wenn es keinen Bezug zu Südtirol gibt.
 
Kreta Am: 08.12.2015 22:39:30 Gelesen: 10264# 14 @  
Liebe Phila-Freunde,

natürlich ist mein Lob und Dank heute am 8.12.15 nach 2 Monaten sehr spät, aber nichts destoweniger mit voller Anerkennung für die kompetenten Antworten. Besonders möchte ich hervorheben die Hilfe der FOGE (Post - und Absenderfreistempel p) und des Marconisten unter Code DL8AAM. Somit konnte ich mein 1- Rahmen Exponat für Sindelfingen so gestalten, wie ich wollte und alle sich stellenden Fragen beantworten. Wer besonders starkes Interesse hat an den 12 Seiten des Exponats, möchte sich einfach melden.

Beste Grüße an Alle
Achim
 
Kreta Am: 24.03.2017 19:10:00 Gelesen: 8368# 15 @  
Liebe Sammlerkollegen,

im Oktober 2015 hatte ich schon einmal Fragen bzgl. des Marconigrams gestellt, in Bezug auf die Stempelmaschine. Die Antworten waren ein 100%iger Erfolg. Nochmals DANKE. Das Marconigram ist im Anhang mit Vorder und Rückseite abgebildet.

Meine Frage heute: Wer hat ähnliches Marconigram mit dem Postweg von England oder London oder zu England gehörende Kolonie nach Deutschland oder Berlin ?

Mein Hauptanliegen ist, wieviele Marconigrame existieren überhaupt noch? Denn in ca. 30 Jahren habe ich nur 2 gebrauchte Belege nach Berlin gesehen (davon habe ich 1 Exemplar) und ein 3. Exemplar ist im BGSV - Heft 2/2013 "Die Ganzsache" Seite 85 abgebildet.

Es ging von London am 7.3.1930 nach Langenberg (Rheinland). Bei Ihren Antworten wäre es für mich optimal, wenn Sie einen Scan der Marconigram-Vorderseite zeigen würden.

Mal sehen, wieviele Antworten ich bekomme.

Beste Grüße
Achim


 
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