Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: (?)(6/9) Russland - Post in der Moldau und Walachei, in Bulgarien und Konstantinopel
Heinz 7 Am: 28.06.2016 23:01:39 Gelesen: 9084# 1 @  
Liebe Philatelisten,

im XIX. Jahrhundert unterhielten viele Staaten ausserhalb ihres eigenen Landes einen Postdienst (Beispiele: Grossbritannien, Frankreich, Deutschland). Auch Russland unterhielt Postdienste im Ausland, so u.a. in den Donaufürstentümern Moldau & Walachei (heute Rumänien).

Russische Stempel von rumänischen Postämtern sind ziemlich selten. Lange Zeit wussten die Philatelisten auch recht wenig darüber, und meines Wissens war der Artikel von Eduardo Cohen ziemlich bahnbrechend, als er 1957 folgenden Artikel schrieb: "La poste impériale russe dans les Pricipautés roumaines" (veröffentlicht in: LE PHILATELISTE BELGE, Mars/Avril 1957, Seiten 25-30). In Wort und Bild wurden damals die Postverhältnisse besprochen und ca. 22 Stempel vorgestellt.

Die Autoren S.D. Tchilinghirian / W.S.E. Stephen brachten ab 1957 eine Buchreihe zur Ausgabe, die bahnbrechend war: "Stamps of the Russian Empire used abroad" in sechs Teilen. (Tchilinghirian schrieb danach noch weitere Werke (Austrian Post Offices abroad; Italy used abroad) und schuf damit wahre "Jahrhundertwerke"). Lange Zeit war Tchilinghirian damit das gültige Referenzwerk, bevor 1993 Manfred Dobin in seinem Buch "Postmarks of Russian Empire (pre-adhesive period)" für einzelne Fragen die Kenntnisse von Tchilinghirian übertraf.

Es ist mir eine Freude, einen sehr frühen Brief vorstellen zu können, der den ersten bekannten russischen Stempel aufweist. Dobin vermerkt folgende früheste Verwendungen:

Bukarest: ab 1808 (63.2.01 - 1.01)
Yassi: ab 1812 (63.2.05 - 1.01)
Yassi: neuer Stempel ab 1828 (63.2.05 - 1.02)
Fokshany: ab 1829 (63.2.04 - 1.01)



Der Abgangs-Stempel wurde, wie damals üblich, auf der Rückseite des Briefes angebracht



Er ist zwar farblich nicht sehr kräftig, aber real doch sehr klar und auch dreidimensional ins Papier abgeschlagen worden



Dobin hat den Stempel (gleich wie Tchilinghirian und ähnlich wie Cohen) abgebildet:



Sehr schön an dem Brief ist auch das Siegel, mit dem der Brief verschlossen wurde



Im Thread "Rumänien - Postrouten und Transportwege" habe ich zu dem Brief Fragen gestellt und um Mithilfe gebeten. Es wäre super, wenn mir auch die Philatelisten mit Schwerpunkt Russland weiterhelfen könnten! Ganz herzlichen Dank schon im voraus!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 12.07.2016 20:59:52 Gelesen: 8988# 2 @  
Zu Beitrag [#1]:

Im Thread "Rumänien - Postrouten und Transportwege" wurde der oben gezeigte Brief ausführlich besprochen, siehe dort: Beitrag #108 - #126.

Da das Ganze ja die russische Post in den Donaufürstentümern betrifft, wiederhole ich an dieser Stelle meinen Beitrag 126 im Rumänien-Thread, verzichte aber ansonsten auf Wiederholungen und verweise auf den Rumänien-Thread.

Vielleicht weiss aber ein Russland-Spezialist etwas zu den wichtigsten Verkäufen von "russische Post in der Moldau & Walachei"? Darum anbei auch hier mein Anliegen: Melden Sie mir doch bitte wichtige "Referenz-Auktionskataloge" zu diesem Gebiet. Ich habe erstaunlich wenige dazu.

"Rumänien - Postrouten und Transportwege", Beitrag 126

"Liebe Kollegen

Nun haben wir also das Siegel weitgehend identifiziert (Marcel, Beitrag 112) und konnten den Brief fast vollständig lesen und übersetzen (Dr. Dr. h.c. Bernhard Christ, Basel; übernommen in Beitrag 124+125). Ich denke, das ist ein historisch sehr interessanter Brief, und mit dem Stempel ist nun auch das Jahr 1815 gefestigt (u.a. 10 Parale, Beitrag 115). Der Stempel ist klar (Beitrag 108) und soit ist das Wichtigste wohl gesichert.

Gleichwohl wäre es natürlich toll, wenn auch die letzten Fragen noch geklärt werden können.

Im Text habe ich ca. 7 Wörter noch nicht bestimmt (daneben bestehen auch noch weitere Fragezeichen). Schön wäre es, wenn Absender und Adressat des Briefes noch weiter eingekreist oder sogar bestimmt werden könnten! Marcel hat vielleicht noch eine Spur? Vielleicht findet er nach den Ferien noch etwas, ich bin mit meinem "Latein" langsam am Ende (aber hochzufrieden mit dem bisher Erreichten).

Danke, Kollegen, für die tolle Mithilfe!

Ich habe eine riesige Bibliothek, aber kaum Anschauungs-Material (zB. Auktionskataloge, Name sales) für russische Post in den Donaufürstentümern. Wer mit also einen Tipp geben könnte, wo wichtiges Material verkauft wurde, soll sich doch bitte melden.

Herzliche Grüsse
Heinz"
 
Heinz 7 Am: 23.07.2016 11:13:20 Gelesen: 8904# 3 @  
Es hat sich gelohnt, dass ich die Beiträge aus dem Thread "Rumänien - Postrouten und Transportwege" ganz auszugsweise auch unter dem Thema Russland eingestellt habe, denn so erhielt ich von Carsten einen tollen Hinweis auf den Empfänger. Marcel hat nun nachgedoppelt und konnte auch genaue Angaben zum Absender des Briefes machen! Grandios!

Nun ist bekannt:

- Name und geschichtlicher Hintergrund des Senders
- Datum und Inhalt des Briefes (zu mehr als 90 % komplett entziffert, verstanden und übersetzt)
- Name und geschichtlicher Hintergrund des Empfängers
- Stempel
- Wachs-Siegel

Ich will das jetzt nicht unnötig aufblähen und die Infos alle in dieses Thema hinein-kopieren, sondern verweise einfach auf den Thread "Rumänien - Postrouten und Transportwege". Wenn ich einmal genug Zeit mir zusammenstehlen kann werde ich vielleicht das ganze Wissen zu dem Brief in einem philatelistischen Artikel in einer Fachzeitschrift einmal zusammenfassen. Aber bereits die Veröffentlichung auf "Philaseiten" ist ja schon eine wertvolle Dokumentation!

Ich habe mich riesig gefreut, dass mir selbstlose Helfer so wichtige Informationen liefern konnten und dies grosszügig auch getan haben. Tausend Dank an alle!

Sammlerglück pur ist das, was ich mit diesem Brief nun erlebt habe!

Allen ein schönes Wochenende!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 30.11.2017 23:21:14 Gelesen: 7858# 4 @  
@ Heinz 7 [#1]

Dass dieses schöne Thema seit 15 Monaten in einen Dornröschenschlaf versunken ist, finde ich zwar schade. Doch - so denke ich - ist es wohl kaum das fehlende Interesse sondern eher die Schwierigkeit sich zu dem Thema äussern zu können oder Belege zeigen zu können.

Also freue ich mich, mit einem interessanten Beleg das Thema neu beleben zu dürfen.

(Ich hüte mich jetzt davor zu sagen: ich will das schöne Thema aus dem Dornröschenschlaf wachküssen, denn diese Woche habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Prinz aus dem Märchen Dornröschen von einigen Frauen als unstatthafter Macho gebrandmarkt wird: "der Kuss in "Dornröschen" sei nicht einvernehmlich gewesen" war die Klage. Ja, die arme Schöne lag ja in einem Todesschlaf. Dass der böse Prinz sie dann (wach-)geküsst hat (ohne sie vorher zu fragen), darüber mag man nun denken, was man will. Aber man könnte das Ganze ja auch als "romantische Liebesgeschichte" ansehen, aber dazu leben wir vielleicht im falschen Jahrhundert?)

Zurück zur Philatelie ...



Dieser Brief nach Cherson (Südukraine) sieht auf den ersten Blick nicht spektakulär aus. Wir sehen auf der Adress-Seite den Ankunftsstempel. Doch die Rückseite lässt das Sammlerherz höher schlagen



Sie zeigt den Abgangsstempel: Bukarest. Es ist ein Stempel der russischen Post in Rumänien! Bei Tchilinghirian ist der Stempel aufgeführt unter fig. 34.

Dieser Brief schmückte die Sammlungen von Lipschutz und Richard Schäfer. Der vorausbezahlte Brief ist schön und mit diesem Stempel sehr selten.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 01.07.2019 22:00:29 Gelesen: 5825# 5 @  
@ Heinz 7 [#4]

Ich habe bei der Einführung in das Thema bereits gesagt, wie schwierig das Sammelgebiet ist, und wie wenig darüber (meines Wissens) geschrieben wurde.

Auf die Artikel von Cohen und Tchilinghirian habe ich bereits hingewiesen. Dobin publizierte 1993 sein Werk, und in Kapitel 63 werden die "Post Offices abroad" vorgestellt.



Auf Seite 425 finden wir eine Karte, auf welcher die sechs Orte eingetragen sind, in denen Russland Poststempel einsetzte:

1. Bukarest
2. Galats
3. Constantinopol
4. Fokshany
5. Jassy
6. Sillistriya
(Schreibweise gemäss Dobin)

Alle Stempel sind selten (Rating 7-9), zu Sillistriya macht Dobin sogar keine weiteren Angaben, was wohl dahingehend interpretiert werden muss, dass er kein Exemplar des Stempels zu Sillistriya kannte!

Gross war darum die Überraschung, als 2019 der folgende Brief angeboten wurde.



Der Brief ist gemäss handschriftlicher Notiz 1831 geschrieben worden. Er trägt einen sehr sauberen Stempel "SILISTRIYA" (nur ein "L") und hat ein schönes Wachssiegel.



Auf dieser Karte sieht man gut die Standorte in der Moldau (Jassy), in der Walachei (Galatz, Bukarest) und in Bulgarien (Silistria; Schreibweise englisch). Fokschani (Moldau) ist auf der Karte nicht eingetragen.

Heinz


 
Heinz 7 Am: 02.07.2019 12:20:24 Gelesen: 5800# 6 @  
@ Heinz 7 [#5]

Ich bin noch am Entziffern der Adresse. Kann jemand das zweifelsfrei lesen?

Der Abgangstempel wurde (damals üblich) auf der Rückseite abgeschlagen, einen Ankunftsstempel-Abschlag sucht man leider vergeblich.

Ich habe übrigens darum gebeten, dieses (mein) Thema etwas zu erweitern, sodass der Brief sicher in das Thema passt. Also etwas Geduld bitte. ;-)

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.07.2019 12:48:02 Gelesen: 5656# 7 @  
@ Heinz 7 [#5]

Ich konnte zu diesem Thema schon drei seltene Stempel zeigen. Ich bin "happy", einen vierten hier anfügen zu können.



In sehr schöner Handschrift wurde dieser frühe Brief geschrieben: 1846. Er ging von Jassy nach Skulyany (Schreibweise nach Tchilinghirian), hatte also nur eine kleine Distanz von ca. 15 Kilometer, aber er überwand die Grenze zwischen dem Fürstentum Moldau und dem Russischen Reich (Skuleni liegt östlich der Pruth) und lag auf der direkten alten Postverbindung St. Petersburg - Olviopol (Orel) - Jassy - Bukarest - Constantinople (vgl. Gertlieb Gmach, Östrreichische und ungarische Posteinrichtungen in den Donaufürstentümern (Rumänien), Band IV, 2017; Seite 95).



Der Brief zeigt den runden Stempel von Jassy (Dobin 63.1.07, Gmach rJas7; siehe Band IV, Seite 110, Tchilinghirian/Stephen, Russian Empire, fig. 41) und den Stab-Stempel von Sculeni (Dobin 21.1.04, Tchilinghirian/Stephen, Russian Empire, fig. 50).

Gmach zeigt eine Abbildung des Wachssiegels auch auf Seite 99 zum Nachweis des russischen Postamtes in Skuleny. Der Stempelabschlag ist sehr schön und meines Wissens der beste der wenig bekannten.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 10.12.2022 22:42:52 Gelesen: 2115# 8 @  
@ Heinz 7 [#5]

Vor 41 Monaten stellte ich eine Frage, aber leider meldete sich kein hilfreicher Leser. Also versuche ich es noch einmal.



Frage: Kann jemand bei diesem Brief den Bestimmungsort lesen/übersetzen? Wohin ging dieser Brief? Der Abgangsort ist bekannt.

Vielen Dank für jede Hilfe!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 23.06.2023 18:29:39 Gelesen: 1199# 9 @  
Die meisten Briefe aus diesem Themen-Bereich stellen die meisten Philatelisten vor oftmals unlösbare Fragen. Umso schöner ist es, wenn Einzelheiten klar und deutlich sind.

Briefe von Rumänien, die mit der russischen Post befördert wurden, sind ziemlich selten und leider habe ich nur wenige davon in meiner Sammlung. Der hier gezeigte Brief regt meine Phantasie schon beim Betrachten der Vorderseite an.



Die Anschrift ist glasklar geschrieben auf französisch. Ich werde versuchen über den "Khan von Hallil-Pascha" Näheres zu erfahren (und was bedeutet wohl die Bezeichnung "Nr. 3"?).

Erst die Rückseite des Briefes erschliesst einem Rumänien-Sammler Details zum Postweg.



Ordnungsgemäss (für die russische Post) wurde der Abgangsstempel auf der Rückseite abgeschlagen. Geübte Sammler erkennen sofort den seltenen russischen Stempel von Bukarest. Manfred Dobin katalogisierte diesen Stempel als 63.2.01.03 in seinem Buch: "Postmarks of Russian Empire (pre-adhesive period)" von St. Petersburg von 1993. Zu meiner Freude lässt sich auch das Datum der Verwendung einwandfrei bestimmen: 16. Mai 1850.



Das passt perfekt in den Zeitrahmen, den Dobin für diesen Stempel ausweist: 1849-1859.

ein weiteres Detail als "Zugabe"; auch das aufgebrochene Wachssiegel ist in noch guter Erhaltung (es wurde vor 173 Jahren verwendet!).



Wir erkennen in der oberen Hälfte den typischen Adler mit dem Szepter im Schnabel. Im unteren Teil erkenne ich auf den ersten Blick ein Herz, aber das ist vielleicht, weil ich mich sofort in den Brief verliebt habe.

Ich sende diesen Beitrag speziell meinem Freund Marcel, der mir früher in diesem Forum schon tolle Hinweise gegeben hat. Leider haben wir uns etwas aus den Augen verloren, aber wer weiss ?

JEDER zusätzliche Hinweis zum gezeigten Brief wäre hochwillkommen.

Herzliche Grüsse zum Wochenende

Heinz
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.