Thema: (?) (174) Nigeria: Fälschungen zum Schaden der Post
Stefan Am: 24.08.2022 19:02:59 Gelesen: 31368# 170@  
@ Danilasewa [#166]

... und kann -zigfach belegen, dass gefälschte nigerianische Postwertzeichen (PwZ) durchaus auch von dortigen „Normalbürgern“ verwendet wurden.

Wie DL8AAM auch schaue ich mir gern einige Beispiele an. Generell ist nicht auszuschließen, dass sich auch jemand privat in Nigeria Briefmarken kopiert und verwendet hat. Ich nehme allerdings an, dass die privaten Absender üblicherweise nicht zusätzlich auch den Stempel zur Briefmarkenentwertung gefälscht haben sondern die Marken entweder mit echten Tages- oder Maschinenstempeln entwertet wurden oder jegliche Entwertung fehlt (was in der Praxis auch vorkam).

Mit dem Märchen von Mafia & Betrug sollte man aufhören.

Äh, nein, warum? Erst einmal nicht... Ich habe hier ein Dutzend geöffneter Belege mit Frankaturen aus Nigeria inklusive Briefinhalt vorliegen, allesamt gewerblich zwecks Überweisung von Millionenbeträgen ins Ausland und KEINE privaten Anfragen von Normalbürgern. Vorgestellte Briefinhalte hier in diesem Thema kommen hinzu. Insgesamt 15 weitere Belege sind bisher nicht geöffnet worden und scheinbar original verschlossen. Allen Belegen fehlt ein Absender.

Bisher liegt die gewerbliche Betrugsquote an Belegen in meiner Sammlung bei 100 %. Es kommt eine dreistellige Anzahl an Belegen ohne erhalten gebliebenen Inhalt vor, auch hier fehlt überall der Absender. Üblicherweise gelangen Belege ohne Briefinhalt auf den Sammlermarkt (wenn es sich nicht gerade um belanglose Werbung handelt).

In Beitrag [#95] vom 30.03.2009 wurden erstmals Anreden in der obersten Zeile vom Adressfeld des Empfängers herausgearbeitet. Nachfolgend eine aktualisierte Fassung an Anreden auf Belegen mit Frankaturen aus Nigeria selbst (in Klammern die aktuell mir vorliegende Belegestückzahl):

"President" oder "The President" oder "The President/ CEO" (52)
"Managing Director" bzw. "The Managing Director" (34)
"Director" bzw. "The Director" (18)
Vor- und Nachname (14)
Vor- + Nachname, anschließend der Firmenname (11)
"The Chairman" oder "The Chairman/ CEO" (4)
Firmenname (3)
"The Chief Executive" (2)
Amt bzw. Behörde/Agentur (1)


Es hat sich also nichts wesentliches geändert. Die Sendungen sind im Regelfall an Unternehmen und im Einzelfall an Privatpersonen (oder Soloselbständige?), (mangels Zugang) nicht aber an NGO und selten an Behörden/Ämter adressiert. Die vorstehend aufgeführte Liste der Empfängerangaben kann ein Indiz für eine Sendung der Nigeria Connection sein (muss es aber nicht zwingend). Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass in der Vor-Internet-Zeit (bis zum Jahr 2000) fleißig ganze Telefonbücher bzw. "Gelbe Seiten" aus verschiedenen Industrienationen abgeschrieben worden sind um an die Adressen zu gelangen, die jeweilige abgeschriebene Empfängeradresse ergänzt um eine der o.g. Anreden.

Weitere Merkmale der Belege (i.d.R. mit gefälschten Frankaturen):

- generell fehlende Absenderangabe
- generell handschriftliche Empfängerangabe (keine gedruckte Adresse)
- im Regelfall Kugelschreiber (blau oder schwarz), Tinte vom Füller ist mir bisher nicht aufgefallen
- generell keine Zusatzleistung wie Express oder Einschreiben bei gefälschten Frankaturen auf der Sendung (Ausnahme: Belege mit blau/weiß/roter Umrandung als Luftpost), keine Postkarten oder Aerogramme
- generell nassklebender & zugeklebter Briefumschlag und kein selbstklebender Umschlag (meist ohne blau/weiß/rote Umrandung), teils handgefaltet (krumm und schief)
- Briefumschlag nicht zusätzlich mit Klebestreifen verschlossen
- Briefumschlagfarbe meist braun oder weiß
- im Regelfall Briefumschlagformat eher ähnlich C6 lang und nicht C6
- im Regelfall keine Fensterbriefumschläge (ganz ganz selten mit einem Fenster)
- "Freistempel" generell ohne Werbeeinsatz, obwohl es sich bei den für die Fälschungen verwendeten Originalvorlagen teils um Absenderfreistempel handelt, wo ein Werbeeinsatz üblich wäre

Morgen Abend höre ich übrigens einen Vortrag von Herrn Olschimke, dem wohl in Dtl. Berühmtesten zur Fälschungenbenutzung deutscher PwZ.

Jürgen kenne ich ganz gut, stehe mit ihm in regelmäßigem Kontakt und schaue mir gern verschiedene in seinem Vortrag vorgestellten Fälschungen in meiner eigenen Sammlung an. ;-)

Gruß
Stefan
 
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