Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Detlev0405 Am: 08.10.2023 06:33:27 Gelesen: 18681# 355@  
Mit unserem heutigen Brief schreibt die Air France ein neues Kapitel in der Luftpostbeförderung zwischen Europa und Südamerika und somit auch für unsere Post aus der Tschechoslowakei. Die Transatlantikroute wird zu 100% per Luftpost bewältigt.



Der Brief wird von der Firma Bata in Zlin an die Deutsche Bank in Santiago de Chile geschickt. Am 03.01.1936 aufgegeben, hatte der Firmenbrief einen Freistempler bei der Freimachung eingesetzt. Das Porto beträgt 62,50 Kc.

Zlin hat Firmen bedingt einen eigenen Flugplatz und es besteht die Möglichkeit, das der Brief von Zlin nach Brno geflogen wurde und von dort aus um 17.00 Uhr nach Brno mit der CSA, um in Prag gegen 18 Uhr anzukommen. [1] Auch eine Direktbeförderung nach Prag ist denkbar.

Am 04.01.1936 wurde der Brief gegen 08 Uhr am Flughafen Prag bearbeitet. Außergewöhnlich die Flugstrecke, denn um 16 Uhr finden wir einen Bearbeitungsstempel von Paris auf der Rückseite. Und das funktionierte nicht auf der üblichen Strecke der CLR/Air France.

Der Brief wurde von der DLH befördert. Und zwar ab Prag 10.15 Uhr, Ankunft Nürnberg 11.45 Uhr. Diese Abflugzeit galt aber nur vom 01.11.35 – 29.02.36 . Dadurch schaffte der Brief von Nürnberg um 12 Uhr den Anschluß nach Frankfurt/Main, wo er 13 Uhr ankam. Um 13.15 Uhr ging es von dort aus nach Köln. [2] Von Köln wurde der Brief um 14.15 Uhr nach Paris befördert und kam dort um 15.20 Uhr an. [3]

Nur so war es möglich, den Empfangsstempel vom Flughafen Paris Le Bourget am 04.01.1939 um 16 Uhr zu erhalten.

Am 05.01.1936 ging der Brief dann auf seine Große Reise nach Santiago de Chile. Der Flug war eine Besonderheit – die erste komplette Luftpostbeförderung über den Atlantik durch die Air France. Das bezeugt auch der violette Sonderstempel auf der Brief Vorderseite. Es gab auch einen extra Flugplan zu diesem Anlaß. [4] Abflug am Sonntag den 05.01. und Ankunft in Santiago am 09.01.36. Beides durch entsprechende Stempel auf dem Brief ausgewiesen.

Da der Abflug in Toulouse erfolgte, wurde Post aus Paris per Bahn ab 19.55 Uhr abgeschickt um dann um 05 Uhr in Toulouse einzutreffen.

Bei der Berechnung des Porto ist ein genereller Fehler aufgetreten. Ein internationaler Brief bis 20 g kostete zu dieser Zeit 2,50 Kc nach Südamerika. [5] Nur beim Luftpostzuschlag variierte es. Der Luftposttarif nach Chile betrug ab dem 01.01.1935 je 5 g 16 Kc. [6] Bei einem 20g Brief wäre das Porto also 66,50 Kc und der Brief unter frankiert, bei 15g haben wir ein Porto von 50,50 Kc, also über frankiert. Die Angabe auf dem Briefumschlag (eingedruckt) ist so schlichtweg falsch.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok3506/ok3506-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh350/dlh350-3.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh350/dlh350-2.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3601am/af3601i.jpg
[5] Horka, Seite 192, Tabelle 46
[6] Horka, Seite 217, Tabelle 52
 
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