Thema: eBay führt neues Zahlungsverfahren für alle ein
drmoeller_neuss Am: 07.03.2012 12:06:56 Gelesen: 55126# 31@  
Aus Verkäufersicht kann ich dem neuen Zahlungssystem durchaus auch positive Seiten abgewinnen: ebay übernimmt für mich die Überprüfung und Zuordnung der Zahlungseingänge. Nicht jeder Käufer bringt es auf die Reihe, bei der Zahlung den ebay-Namen oder die Artikelnummer anzugeben. Wenn dann auch noch der Endbetrag der gleiche ist, hilft nur warten, bis alle anderen bezahlt haben. Natürlich beschwert sich dann der Käufer über die lange Versandzeit. Auch notorische Nicht-Zahler werden es schwerer haben, da ebay konsequenter anmahnen wird als die meisten Verkäufer. Wegen der paar Cent Verkaufsprovision habe ich nie den Aufwand bei ebay getrieben, einen nicht bezahlten Artikel zu melden. Und die letzte Kategorie von Spaßvögeln oder besser gesagt, Erpresser, die nachträglich versuchen, einen Rabatt heraus zu handeln, weil "die Auktion doch so gut gelaufen sei", werden bei ebay als Zahlungsempfänger auf Granit beissen.

Als Verkäufer bin ich auch nicht böse, meine Bankdaten nicht mehr jedem herausrücken zu müssen. Es gab genug Fälle, in denen Betrüger 1-EUR Artikel gekauft haben, um an die Bankdaten heranzukommen und damit zum Beispiel Lastschriftaufträge zu fälschen. Und wenn das Geld einen Tag länger unterwegs ist, werden das die meisten Verkäufer verkraften können. Wahrscheinlich mittelt sich das sogar heraus, da die "gemütlichen" Käufer von ebay konsequenter an ihre Zahlungspflichten erinnert werden.

Auch lässt sich die tatsächliche Versandzeit besser und gerechter messen. Viele Käufer unterliegen dem Irrtum, dass diese Zeit sofort nach Ablauf der Auktion beginnt, und nicht erst dann, wenn sich der Käufer endlich bequemt hat, zu zahlen.

Und dann ist das nächste Damoklesschwert: Versandverlust.

ebay verlangt nicht vom Verkäufer, alles nur gegen Nachweis zu versenden. Bei gewerblichen Anbietern spielt das ohnehin keine Rolle, da hier der Verkäufer per Gesetz immer für einen Postverlust haften muss. Trotzdem schicken die meisten gewerblichen Händler Kleinsendungen ohne besonderen Nachweis ab. Natürlich wird es den ein oder anderen Betrüger geben, der "Sendungen verliert". Mal davon abgesehen, dass hier irgendwann auch bei ebay die rote Lampe angehen wird, würde ich das einfach mit einkalkulieren. Dafür habe ich als Online-Händler keine Verluste durch Ladendiebstahl. Ganz pessimistisch gerechnet, geht jede 100. Sendung verloren. Dann muss ich in meiner persönlichen Kosten-Nutzen-Rechnung 1% auf den Warenwert aufschlagen. Für mich ist jedenfalls das Argument des zwingenden "Versandnachweises" überstrapaziert.

Kommen wir nun zu der eigentlichen Achillesferse, der von ebay verlangten Provision. Zunächst ändert sich für private und gewerbliche Kleinanbieter recht wenig. Paypal-Transaktionen werden im einstelligen Euro-Bereich sogar günstiger, da die über die Pauschale abgedeckt sind. Überweisungen sind für Privatleute in den meisten Fällen umsonst, aber viele Geschäftskonten werden per Buchung belastet. PayPal ist hier halb so wild. Ärgerlich wird es für Anbieter für höherwertige Artikel, da hier die Provision erheblich steigt, im schlimmsten Fall um das mehrfache. Da nicht jeder mit PayPal bezahlt hat, schmerzen die 2% Aufschlag auf die Provision umso stärker. Hier werden viele Händler das Weite suchen, wenn ebay nicht doch einlenkt. Das Geschäftsmodell findet sich immer häufiger, den ebay-Shop nur noch als Werbemedium und Einfallstor für den eigenen Online-Shop zu verwenden. Und für 11% ersparte Provision lässt sich auch schon ein eigener Online-Shop gut bewerben.

Mir scheint es, dass ebay ein selbst verschuldetes Imageproblem hat. 99,99% aller Transaktionen laufen problemlos ab. Trotzdem schaffen es ebay und PayPal erfolgreich, sich regelmässig mit Negativschlagzeilen in der Presse zu platzieren. Das gleiche Problem hat die Deutsche Bahn, obwohl die absolute Mehrheit der Züge absolut pünktlich und das Personal freundlich ist.

Vielleicht hätte ebay Beschwerden in der Vergangenheit nicht mit Textbausteinen abbügeln sollen. Dieses latente Misstrauen führt dazu, dass die meisten Verkäufer davon ausgehen, dass die Einführung des neuen Zahlungssystems nicht funktionieren wird.

Für mich wird die Einführung des neuen Zahlungssystemes bei ebay eine betriebswirtschaftliche Frage sein. Rechnet es sich nicht mehr für die Verkäufer, werden weitere ebay-Mitglieder abspringen bzw. ihr Handelsvolumen drastisch reduzieren. Die Konkurrenz von ebay steht in den Startlöchern. Die Plattform hood.de ermöglicht es, mit dem ebay-Turbolister Artikel einzustellen, und übernimmt auch auf Wunsch die ebay-Bewertungen.
 
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