BArGe Portugal und ehemalige Kolonien e.V.
Kostenlose digitale MAP-Sonderausgabe zu Briefmarken und Blocks der Agentur Stamperija
(rk/pcp) Seit Ende 2019 überrollt die Produktion von Briefmarken und Blocks für Angola den Philatelie-Markt. Es ist kaum zu fassen, dass sich die Agentur Stamperija der Neuheiten bemächtigt hat und diese in einer Zahl herstellt, die völlig über dem Bedarf liegt. Hinzu kommt die mehr als merkwürdige Auswahl der Themen, die mit Angola überhaupt nichts zu tun haben.
In dieser Sonderausgabe der kostenlosen digitalen Zeitschrift „Moderne Angola-Philatelie“ (MAP) werden die Marken der Jahre 2018 und 2019 abgebildet, die bisher bekannt wurden. Diese Einschränkung ist notwendig, weil die Agentur neue Sätze und Blocks oft mit erheblicher zeitlicher Verzögerung meldet. Insofern kann es durchaus sein, dass weitere Ausgaben vorgelegt werden und die Situation noch unübersichtlicher wird.
Die Neuheiten werden von der Agentur auf der Interseite
http://www.stamperija.eu angekündigt. Dort kann man sich einen Einblick in die Aktivitäten verschaffen und sehen, welche Länder ebenfalls mit den angeblich offiziellen Ausgaben „beglückt“ werden. Für Angola werden natürlich auch ungezähnte Stücke sowie ganze Bogen angeboten. Unterdessen gibt es von einigen Ausgaben auch Ersttagsbriefe. Sie haben mit der angolanischen Post aber ebenso wenig zu tun wie die Ausgaben selbst. Auf Bedarfspost sind die Agenturausgaben bisher nicht zu entdecken.
Die MAP erscheint seit 2016 und wird von der Bundesarbeitsgemeinschaft Portugal und ehemalige Kolonien e.V. herausgegeben. Alle Ausgaben der MAP können – auch rückwirkend – jederzeit kostenlos bestellt per E-Mail über die Adresse
reinhardkuechler@yahoo.de Keine Ahnung, ob das Thema Briefmarkenagenturen von kleinen, exotischen Länder hier diskutiert wurde.
Ich berichte einmal wie das abläuft am Beispiel der Firma Stampera (auch Stamperija) in Vilnius/ Litauen [1].
Diese Firma schließt Abkommen mit vorwiegend afrikanischen Ländern wie Angola, Tschad, Djibouti, Sierra Leone, Elfenbeinküste, Niger, Uganda, Burundi, Zentralafrika, Togo, Benin, Guinea, Mozambique, Liberia, aber auch Inselgruppen wie die Malediven, Solomoninseln, Komoren, Sao Tomé und Principe. Die Agentur ist gleichzeitig eine Offsetdruckerei und kann an Markenmotiven drucken und verkaufen, was Motivsammler alles so gerne sammeln, meist aber mit der Kultur, der Geschichte, der Kunst, Architektur oder Landschaft des jeweiligen Landes nicht das geringste zu tun haben. Sie müssen nur einige Belegexemplare an den betreffenden Minister oder den Präsidenten schicken. Vermutlich gibt es auch noch einen Vertrag über eine Provision der erzielten Verkaufserlöse oder über eine Pauschalsummme. Auf jeden Fall animiert die Firma offensiv im Kundenauftrag Motive jeglicher Art als Briefmarke zu drucken und zu liefern. Die Marken sind mit Sicherheit nicht an den Postschaltern der Länder zu erwerben. Inwieweit sie postgültig in den Ländern sind, kann ich nicht beantworten. Die Marken werden an den Handel bei großen Mengen weit unter Nennwert verkauft. Man findet sie dann teuer bei eBay, Delcampe & Co.
Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen:
Wenn Druckerei und Agentur eine Firma sind oder eng zusammenhängen, dann liegt es nahe, dass Makulatur absichtlich produziert wird (Farbausfälle, keine Zähnung, Verzähnungen usw.) oder im Rahmen des Drucks anfallende Makulatur nicht vernichtet wird. Warum auch, wenn man mit vermeintlichen Fehldrucken oder Abarten noch mehr Geld den unwissenden Sammlern aus der Tasche ziehen kann.
Ich gehe ganz stark davon aus, dass Aserbeidschan auch mit einer Agentur zusammenarbeitet, die ähnlich wie die Firma in Vilnius Briefmarken im Kundenauftrag mit Duldung exotischer Länder druckt und vermarktet.
[1]
http://www.stampera.com[Redaktionell verschoben aus dem Thema "Usbekistan: Für Sammler hergestellte Abarten aller Art" in das besser passende Stamperija Thema]
Diese Geschichte erinnert mich ganz an die Ausgabepolitik der Scheichtümer in Arabien, welche in den 1970er massenhaft Marken verausgabt haben und bis heute, meines Wissens nach, nicht geklärt ist ob die Marken postgültig waren. Ähnliche Situation gilt für Sahara (in welcher Schreibweise auch immer).