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Thema: Deutsche Hilfspost Ukraine Belege bestimmen - echt oder falsch ?
Saxendreier Am: 26.07.2023 21:54:49 Gelesen: 1226# 1 @  
Briefmarken der Deutschen Hilfspost

Einen guten Abend,

Kann mir jemand etwas zu diesem Brief von Brest-Litowsk nach Berlin Charlottenburg sagen.

Frankiert mit Marken der „Deutschen Hilfspost“ in Horochiw (ukrainisch Горохів; russisch Горохов/Gorochow, polnisch Horochów) - Porto 1,02 Reichsmark?

Gorochow ist über 200 km von Brest entfernt – warum dann der Stempel von der Gebietskommandantur in Gorochow?

Danke für die Informationen.

Dietmar


 
Saxendreier Am: 29.07.2023 09:49:44 Gelesen: 1152# 2 @  
Post aus der Ukraine

Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass hier in PhilaSeiten niemand etwas zu den Marken bzw. zu dem Stempel sagen kann!

Liegt es daran das der Beitrag aus dem entsprechenden Beitrag verschoben wurde?

WE Grüße

Dietmar
 
Regis Am: 29.07.2023 10:24:03 Gelesen: 1143# 3 @  
@ Saxendreier [#1]

Diese sogenannten Hilfspostmarken hatten die Funktion, die Gebühren für den Transport zum nächsten Dienstpostamt abzudecken. Sie erschienen nach Abzug der Dienstpostämter auf Grund des Vormarsches der Roten Armee. Die Gebietskomissare blieben als Verwaltungsorganisation bis sie der Frontverlauf nach Westen vertrieb. Da der Vormarsch der Roten Armee schnell verlief, wurden die Hilfsposten kaum nutzbar.

Bedarfsbelege, kaum bekannt, tragen zudem Reichspostmarken (Ukraine-Aufdruck) für die Weiterbeförderung.

Der gezeigte Beleg ist eine Kunstkonstruktion und nie befördert worden. Trotzdem besser als gar nichts zu haben.

Viel Spaß damit Regis
 
bovi11 Am: 29.07.2023 10:43:54 Gelesen: 1137# 4 @  
@ Regis [#3]

Ich reiche mal einen Link zu einem bei Gärtner versteigerten Brief nach. Der Brief war in der legendären Sammlung von Peter Zgonc:

https://www.coincircuit.com/de/stamp-Auction/auktionshaus-christoph-g%C3%A4rtner-gmbh-co-kg/8500645/lot-00370-dt-besetzung-ii-wk-ukraine

Der Startpreis für den Brief unter der Los-Nummer 370 war 8.000,- Euro:

---

[Redaktionell ergänzte Abbildungen und Beschreibungen)







Lot 00370 - Dt. Besetzung II WK - Ukraine - Nordukraine - Auktionshaus Christoph Gärtner GmbH & Co. KG Special Auction Collection PETER ZGONC

Dt. Besetzung II WK - Ukraine - Nordukraine: 1944, Gorochow: 12 + 28 Pf braunrot/schwarz, gezähnt L

1944, Gorochow: 12 + 28 Pf braunrot/schwarz, gezähnt L 11¼ sowie 6 + 9 Pf bis 60 + 90 Pf Freimarken Hakenkreuz, jeweils entwertet mit violettem bzw. rotem Dienstsiegelabschlag "Der Gebietskommissar in Gorochow 1 (bzw.2)", zusammen mit Generalgouvernement 24 Pf Freimarke Hitler, entwertet mit Tagesstempel LUBLIN 1 c, 18.7.44, auf beschriftetem, nach Mölln adressierten Briefumschlag. Gute Erhaltung. Die Auflage der gezähnten MiNr.16A beträgt nur 192 Stück. Echt gestempelte Marken dieser Ausgabe, insbesondere auf Brief, sind EXTREM SELTEN! Signiert "EKeiler"und neuestes Fotoattest Zirath (10/2018) ÷ 1944.

Katalog: https://www.stamp-auctions.de/katalogarchiv/s3_deutsche_besetzung_wk2.pdf
 
Saxendreier Am: 29.07.2023 12:11:17 Gelesen: 1092# 5 @  
@ Regis [#3]

Hallo und vielen Dank für eure Beiträge zu dem von mir gezeigten Beleg.

Regis - wie kommst du darauf, dass der Brief ein Kunstprodukt ist ? Der Brief hat eine private (existierende) Adresse einen Absender und eine privaten Inhalt. Der Brief kommt von Herrn Nimburg aus Brest-Litowsk an seine Frau in Berlin - Charlottenburg.

Sind die Marken oder der Stempel gefälscht?

Grüße
Dietmar
 
bovi11 Am: 29.07.2023 12:44:26 Gelesen: 1077# 6 @  
@ Saxendreier [#5]

Im MICHEL steht:

"Von den Ausgaben der Nordukraine ist bis heute nur ein nachweisbar echter Bedarfsbrief bekannt. Viele Ganz- und Stempelfälschungen sind im Umlauf. Alle Preise gelten nur für (BPP-) geprüfte Stücke."

Es prüft Walter Zirath:

https://www.bpp.de/briefmarken-pruefgebiete/boehmen-u-maehren-generalgouvernement-deutsche-besetzungsausgaben-1939-45/dt-bes-ii-weltkrieg-ukraine/dt-bes-ii-weltkrieg-ukraine-nordukraine/
 
Regis Am: 29.07.2023 13:12:20 Gelesen: 1070# 7 @  
@ Saxendreier [#5]

Marken und Dienststempel werden echt sein. Aber der Brief hat kein Postamt berührt.

1. die Marke 12+18 hätte genügt für einen 20 Gramm-Brief.
2. es fehlt die 12 Pfennig-Marke für den Posttransport oder die Nachgebührerhebung / Porto 18 Pfennig in Charlottenburg. Also doch Kunstkonstrukt.

@ bovi11 [#4]

Der Link zeigt einen Satzbrief mit allem was es gab. Hätte für Einschreiben, Eilboten und Luftpost genügt. In der Ukraine gab es keine Marken des Generalgouvernements und -- wie kommt der Brief, außer im Gepäck eines Reisenden, nach Lublin ? Dafür dürfte ein bescheidener Betrag genügen.
 
LK Am: 29.07.2023 13:39:23 Gelesen: 1058# 8 @  
@ bovi11 [#4]

Brief kann man dieses Teil nicht nennen. Eine Anerkennung als Brief kann nur dann erfolgen, wenn er nachweisbar den Postdienst durchlaufen und auch befördert wurde.

Wer lesen kann ist klar im Vorteil.

Herr Keiler hat schon 1969 festgestellt, dass es sich um das Machwerk eines Spaßvogels handelt, und nur deshalb für einen Spezialsammler interessant ist, weil alle 3 Dienstsiegel des Gebietskommissars echt abgeschlagen wurden.

Nur wann das geschah ist wohl heute nicht mehr feststellbar, denn der Kommissar hat seine Dienstsiegel beim Rückzug sicherlich nicht zurückgelassen.

Wer sich mit dem Frontverlauf im Juli 1944 befasst, wird feststellen, dass die Dienstelle der ZHO und auch der Herr Kommissar sich nicht mehr in Gorochow befanden. Am 24. Juli 1944 wurde schon Lublin im Generalgouvernement von den Russen eingenommen.

Das verkaufsfördernde Attest von Herrn Zirath, in dem die Feststellungen von Herrn Keiler nicht erwähnt werden, schreibt zumindest nur, dass die Mi 16 A gestempelt selten ist.

Das Auktionshaus Gärtner setzt allerdings noch eins drauf: Auf Brief extrem selten.

Welcher Brief? Für mich ein Briefstück dessen Herstellungszeit bestenfalls nicht mehr prüfbar ist.



Beste Grüße
 
Saxendreier Am: 29.07.2023 15:08:59 Gelesen: 1031# 9 @  
@ Regis [#7]

Danke.

Aber der Brief hat kein Postamt berührt.
1. die Marke 12+18 hätte genügt für einen 20 Gramm-Brief.
2. es fehlt die 12 Pfennig-Marke für den Posttransport oder die Nachgebührerhebung / Porto 18 Pfennig in Charlottenburg


Das leuchtet mir ein.

Wenn das Papier, die Schrift, die Adresse und der Absender echt sind - du denkst auch das die Marken und der Stempel echt sind - dann ist der Brief offensichtlich in den "Kriegswirren" auf anderem Weg nach Deutschland zu der Witwe in Charlottenburg gelangt. Das ist doch möglich!

Meine Frage war ja nach der Echtheit der Marken und der Stempel und warum die Marken in einem so großen Abstand vom Absender abgestempelt wurden. Aber das habe ich mittlerweile alles verstanden. Prüfen lasse ich den Brief nicht!

Es gibt aber offensichtlich nicht viele Marken und Stempel aus dieser Zeit.

Nochmals vielen Dank.
 
Jürgen Zalaszewski Am: 11.08.2023 12:43:05 Gelesen: 730# 10 @  
Hallo zusammen,

der bekannte Autor der Poststempelgilde, Karl Heimann (RIP 2022), hat sich bereits 1997 ausführlich mit dieser Markenausgabe befasst. Seine Erkenntnisse, nicht nur zu dieser Ausgabe, hat er in einer 75-seitigen Broschüre zusammengefasst, die unter der Heft-Nr. 148 bei der Poststempelgilde erschienen ist. Neben diesen Marken werden auch die Ausgaben von Dünkirchen 1940, Festung Lorient 1945, St. Nazaire 1945, Dt. Besetzung in Albanien, die Wohltätigkeitsausgabe von Brac, die Postwertzeichen von Mazedonien 1944, die Saloniki-Marken und die Vignetten der Freiwilligen-Legionen vorgestellt und besprochen. Das umfangreichste Kapitel 3 befasst sich mit den Hilfspostmarken in der Ukraine. Sein Fazit zu allen Ausgaben: Zumeist handelt es sich um private Mache mit unbekannten Auftraggebern und Herstellern.

Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, die Poststempelgilde hat dieses Heft immer noch in ihrem Angebot.

Viele Grüße
Jürgen Zalaszewski


 
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