Thema: (?) (710) Briefe ausländischer Banken
juni-1848 Am: 30.01.2015 15:11:22 Gelesen: 501624# 350@  
Moin zusammen,

zunächst scheint dieser Vordruck-Faltbrief der Nationalbank an das Filiale der priviligierten österreichischen Nationalbank in Pest völlig unscheinbar:

...

Doch dann fällt das österreichische Neutrum auf: ... an das Filiale (Lat. filia = Tochter).
Ein "Zeichen" der damaligen gesellschaftlichen Stellung der Frau?

Und wodurch priviligierte sich die österreichische Nationalbank?

Am 1. Juni 1816 gründete Kaiser Franz I. die " privilegierte österreichische Nationalbank".
Ihr wichtigstes Privileg war das Recht, als einzige Bank Österreichs österreichische Banknoten auszugeben.
1878 wurde daraus die österreichisch-ungarische Bank. Als die Monarche nach dem 1. Weltkrieg zerfiel, musste die österreich-ungarische Bank 1919 schließen.
1922 wurde die Österreichische Nationalbank gegründet und nahm im Jänner 1923 ihre Tätigkeit auf.
1925 wurde das Schillingrechnungsgesetz eingeführt. Der Schilling löste die Krone ab.
1913-1945, als Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen wurde, mussten die Gold- und Devisenreserven nach Berlin überführt werden.
Am 27.April 1945 nahm die Österreichische Nationalbank ihre Tätigkeit wieder auf.
Seit dem 1.Jänner 1999 ist die Österreichische Nationalbank ein Bestandteil der Europäischen Zentralbank.

Siehe: [http://www.kaisergruft.at/kaisergruft/oenb.htm]

Per
AVISO \ über
von der Bank-Central-Casse am heutigen Tage an das Filiale der priv. österr. Nationalbank
in Pest durch k. k. Fahrpost abgesendete Dotation:
Banknoten \ Stückzahl 3.000 \ à fl. 100 \ Betrag 300.000
welcher Betrag zu bestätigen und zu verrechnen ist. \ Wien, am 24. Mai 1870.

wurde die Überführung von Banknoten an die Filiale in Pest angekündigt und zur Verrechnung vorgemerkt:

...

Und jeder "Buchungsschritt" wurde mit mindestens 2 Unterschriften gewürdigt.

Ein kleines Zahlenspiel verdeutlicht die gewaltige Summe, die seinerzeit durch die k. k. Fahrpost durchs Land bewegt wurde:
5 Kronen Porto zu 300.000 Gulden Banknoten (= 30.000.000 Kronen) verhielten sich wie
1,50 EUR Porto zu 20 Millionen EUR Banknoten!
Siehe auch: [http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichisch-Ungarischer_Ausgleich] zum "Österreichisch-Ungarischen Ausgleich".

Übrigens wurde frankiert mit Mi. 37 I. Ib a. (Kaiser Franz Joseph, 5 Kronen, rosakarmin) für Briefe bis 1 Loth (ca. 17,5 g) an Empfänger außerhalb des Zustellbezirks des Aufgabepostamts (und dazu gehörte seinerzeit auch Ungarn) und aufgeliefert beim PA " HABSBURGGASSE \ 24/5 \ 4-6N \ 70 \ WIEN".

Allen ein schneeweißes Wochenende
Werner
 
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