Thema: Vorphilatelie: Schnörkelbriefe und andere Belege aus der Vorphilazeit
roteratte48 Am: 12.10.2008 12:19:07 Gelesen: 305323# 45@  
@ Stempelwolf [#44]

Kompliment, Wolfgang - das ist ein besonders schöner Entlassungsschein aus der württembergischen Armee; noch dem siebenjährigen Krieg zuzurechnen und für Militariasammler ein echtes "Zuckerl". Dazu noch in erstaunlich gutem Erhaltungszustand. Meist sind solche "Abschiede" stark verschmutzt und eingerissen, wurden sie doch auf dem Weg in die Heimat in der Hosentasche mitgetragen und mussten immer mal wieder vorgezeigt werden.

Die Lesbarkeit ist beispielhaft - hätten sich doch alle, die damals Worte auf Papier verewigten, einer solchen Handschrift befleissigt. Wir hätten heute alle kaum Probleme mit dem Entziffern solcher wunderschönen Quellen. Ich überlasse deshalb die Transkription mal bewusst unseren Lesern hier. Jeder Satz kann dann ein Erfolgserlebnis sein und einige möchten ja auf diesem Gebiet Fortschritte machen. Sollte es nicht klappen, dann stelle ich natürlich gerne auch eine "Reinschrift" hier ein - aber warten wir mal ein, zwei Tage.

Warum Du im Net nichts zum Unterzeichner findest, ist so verwunderlich nicht: Das Zeichen ganz oben links steht wohl als Kürzel für "im Namen" - d.h., dass sich die hohen Ehrentitel nicht auf den ausstellenden Offizier beziehen, sondern auf den Herzog von Württemberg. Auch im Text verweist der Schreiber auf einen eher untergeordneten Rang: "so verhalten, daß ich und die mir vorgesetzten Officiers wohl mit ihm zufrieden gewesen.".

Ich bin nicht einmal sicher, dass das "von Auge" Teil seines Namens war, es gab in Stuttgart ein Infanterieregiment namens "von Auge´", also französische Schreibweise mit accent! Ist aber auch nicht soo wichtig - das Dokument als solches ist ein wundervolles Zeitzeugnis zum 3. Schlesischen Krieg - unabhängig vom Rang seines Unterzeichners - zu dem ich Dir (etwas neidvoll) herzlich gratuliere!

Schönen Sonntag an alle philaseiten-Leser - Rolf
 
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