Thema: Rumänien: Postrouten und Transportwege
nor 42 Am: 03.02.2015 11:38:53 Gelesen: 133192# 23@  
Als Ergänzung zur gestrigen Meldung:

- Der Brief vom März 1853 (Angabe des Sammlers), aus Gallatz nach Constantinopel nahm seinen Weg über Sereth, Herrmannstadt, Temeswar, Semlin weil der Weg über die Donau wahrscheinlich wegen Eistreiben oder Hochwasser nicht möglich war. Der Gebührenbaum 9 u 21 besteht aus 9 kr Konsulatstaxe Gallatz-Grenze, und 21 = 9 kr Öst Taxe für den Weg Sereth-Semlin + 12 kr Levantetaxe Constantinopel. Der Brief wurde in Bojan gerastet und dann nach Sereth weitergeleitet und nicht wie üblich mit der Post aus der Moldau über Czernovitz. Der Postweg ist für diesen Fall ganz normal. Das Handelshaus Gebrüder Theologo war das bedeutendste Handelsunternehmen in Gallatz und hatte Niederlassungen in Constantinopel, Triest, Venedig u. a. Die Aufrechterhaltung der Postverbindung mit den anderen Niederlassungen war lebenswichtig und dafür nahm man auch ein längeren Postweg im kauf. 1853 war der Postweg über Bukarest wohl noch nicht üblich.

- Noch eine Bemerkung zu den Briefen mit der Adresse Chirsto Georgiu, öffters auch Georgiev geschrieben. Wie die Gebrüder Theologo in Gallatz, so war Christo Georgiev ein bedeutender Handelsunternehmer in Braila und hatte Niederlassungen in Bukarest, Constantinopel u. a. Es sind viele Belege aus seiner Korrespondenz übrig geblieben und schmücken viele Sammlungen. Der Brief war also nicht an einen Geistlichen der Bukarester Kirche gerichtet, sonder an der Bukarester Niederlassung.

- Und nochmals zu Gallatz, in den 60er Jahre waren dort 9 (!) verschiedene Postdienste tätig.

Hoffe mit meinen bescheidenen Ergänzungen ein wenig zum Thema beigetragen zu haben.

Nor 42.

Nochmals für Heinz 7

- Prüfen Sie bitte nochmals die Jahresangaben bei den Briefen aus Gallatz vom 19 Aug und 4 Feb. Sollten diese aus 1855 u. 1856 stammen, so stimmt etwas nicht mit der Portoangabe. 1855 u. 1856 zur Zeit der Öst. Besetzung war der Briefverkehr über Giurgiu und Rustschuk offen und das Porto würde dann nur 9 + 12 kr ausmachen, 9 kr Konsulatstaxe Gallatz-Grenze + 12 kr Levantetaxe.
Auch für das Jahr 1854 muß über den Gebührenbaum nochmals nachgedacht werden. Mit Bezug auf den Rundstempel Bukarest (Blistyar R 2) müseen wir auch das Jahr 1853 ausschließen.

- Die Jahresangabe für den letzt eingestellten Brief, 1866, ist auch fraglich. Das Porto wird dort mit 10 kr/sld angegeben, dieses Porto ist aber nur für die Zeit nach 15 Okt 1866 möglich (siehe Blistyar S.46). Die Postbeförderung von Gallatz nach Constantinopel und zurück erfolgte normalerweise mit den Schiffen des Öst Lloyd, ohne dass dort Schiffsstempel oder per Hand was geschrieben wurde. Auch der Ankunftstempel ist nicht immer ein Lloyd-Stempel.

Bin sehr neugierig auf die Jahresangaben, vielleicht auch Kopien.
Nor 42
 
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