Thema: Rumänien: Postrouten und Transportwege
10Parale Am: 05.02.2015 23:05:37 Gelesen: 133078# 32@  
@ Heinz 7 [#25]

"Sibiu gehört HEUTE genau so zu Rumänien, obwohl es jahrhundertelang eine völlig andere Geschichte erlebte als z.B. Bukarest oder Jassy! Rumänien hat mit seinen Gebietserweiterungen nach dem ersten Weltkrieg eine "Erweiterung seiner Geschichte" bekommen wie z.B. ein Mann, der sich verheiratet und danach plötzlich mit einer zweiten Familien verbunden ist!"

Eine wunderschöne Metapher, Heinz, und zutreffend.

Herr Gmach führt in seinem Werk "Österreichische und ungarische Posteinrichtungen in den Donaufürstentümern" auf Seite 86 aus, dass zumindest ein Grund für die Notwendigkeit für die Einrichtung von Kommunikationslinien Russlands und Österreichs in den Donaufürstentümern am mangelnden Interesse des osmanischen Reiches am "Handel und Wandel" bestand (siehe auch Beitrag von Marcel [#20] Suzeränität - mangelnde Souveranität der beiden Fürstentümer). Ich zitiere: " Die Herstellung von Korrespondenzverbindungen mit auswärtigen Staaten lag nicht in der Kompetenz der Donaufürstentümer Walachei und Moldau".

So war die Folge, dass in Richtung (Nord)west und Südeuropa Österreich und in Richtung Südosten und Osten Russland Konsularposteinrichtungen gründeten, wie weiter erläutert wird.

Die erste österreichische Konsularagentie wurde demnach im 18. Jahrhunder (1782 - bin nicht sicher) in Bukarest eröffnet. Die erste Postverbindung von Bukarest nach Österreich (Handelsweg nach Wien) lief über Hermannstadt, bzw. den Rothenturmpass. Weitere Zwischen-Stationen waren Rimnicu-Valcea und Pitesci. Der walachische Fürst Alexander Ypsilanti (Fanariotenfamilie) stand dieser Verbindung mit offenem europäischen Geist wohlwollend gegenüber, wie ich denke.

Ich meine, es ist von Bedeutung, einmal eine physikalische Ansicht dieser Korrespondenzverbindung zu zeigen, um zu sehen, dass dieser Weg auch deshalb ausgewählt wurde, weil er der einfachste und am wenigsten beschwerliche Weg ist zwischen dem Tiefland der Walachei und den Höhenzügen des Karpatengürtels. Beigefügt zeige ich einen Ausschnitt aus einer relativ modernen physikalischen Karte, wie sich das Land Rumänien heute darstellt. Links oben sieht man SIBIU (Hermannstadt). Rechts unten Bukarest, eine Millionenmetropole, zu den Zeiten der hier vorgestellten Briefe war es um einiges beschaulicher.

Marcel hat in Beitrag [#20] schon erwähnt, welche Bedeutung Bojarenfamilien in den Fürstentümern hatten. Das solche Bojaren sich das Recht zur Beförderung der Post vom Fürsten pachten konnten, darüber später mehr.

Liebe Grüße

10Parale
 
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