Thema: Rumänien: Postrouten und Transportwege
Heinz 7 Am: 30.03.2015 18:37:06 Gelesen: 131861# 64@  
@ nor 42 [#21]

Lieber Sammlerfreund,

gerne stelle ich heute einen Brief vor, der im "Nebeneinander" mit anderen Briefen NOCH interessanter wird.

Ich habe das Vergnügen, einen Brief mit dem Stempel Tchilinghirian "Austrian PO Abroad" Nr. 721 zu besitzen.



Er ist am 7. Juli 1862 (Greg. Kalender) abgeschickt worden und erhielt am 9.7. in Jassy einen Durchgangsstempel (rückseitig), bis Wien brauchte er weitere 5 Tage (Ankunftsstempel in rot sehr sauber "WIEN 14.VII").

Der Stempel ist selten und wertet bei Tchil. für die 2. Periode 1857-1869 mit "RRR". Für dieselbe Zeitperiode bewertet Blistyar einen markenlosen Brief mit Euro 400 (siehe Seite 76). Altmeister Edwin Müller (Handbuch der Entwertungen von Österreich ...) 1961 gab diesem Stempel beachtliche 150 Bewertungspunkte (mindestens, siehe Seite 215, und das OHNE den "Beliebtheits-Faktor" (x 2)).

Ich weise darauf hin, dass es mindestens 7 Briefe gibt, die alle sehr ähnlich sind:

1861 (26.12.), Absender Bas. Schandro, Bakau, Exemplar Blistyar, siehe Seite 77
1862 (17.5.), sehr ähnlicher Brief, Einschreiben, siehe Buch Gmach, Seite 253
1862 (23.6.), sehr ähnlicher Brief, Einschreiben, siehe Buch Gmach, Seite 254
1862 (7.7.), sehr ähnlicher Brief, siehe anbei
1862 (25.8.), sehr ähnlicher Brief, siehe Henry W. Houser coll., siehe Auktionskatalog Christie's Robson Lowe Zürich, 18.6.1992, Los 1098 (Brief 1 von 2)
1866 (25.5.), Absender nicht derselbe, Adressat aber auch Lohner Wagenfabrikant, siehe Henry W. Houser coll., siehe Auktionskatalog Christie's Robson Lowe Zürich, 18.6.1992, Los 1098 (Brief 2 von 2)
1868 (23/8), Absender Klein, Adressat Loos & Bolzer, Iserlohn, frankiert mit 10 Soldi, siehe Hans Smith FRPSL, sein Buch "The Austrian PO in the Levant", 2013, Seite 14

Sehr interessant ist nun, dass der erste, dritte und vierte Briefe alle mit 25 Kreuzer taxiert wurden, der sechste aber nur mit 15 Kreuzer. Die Auflösung dafür gibt uns wieder das Buch von Blistyar: Seite 44: 15 Neukreuzer von 1.11.1858 für Inland + 10 Kreuzer für den Postlauf innerhalb der Donaufürstentümer - Konsulatstaxe (siehe S. 45: Moldova: Bacau 10 Kr.)

Der sechste Brief ist wie gesagt von 1866 (gemäss Katalog-Beschreibung). Dazu gelten aber bereits die ermässigten Gebühren, siehe (u.a.) Blistyar, S. 46: Inland (also Österreich) 5 Kr. und für den Postlauf innerhalb der Levante, Zona II, Moldova: 10 Kr. Summe 15, stimmt also! Und auch der Betrag 10 Soldi für den Brief 1868 können wir verstehen, da - nach dem 15.10.1866 die Tarife auch innerhalb der Levante ermässigt wurden.

Die Tarife für die Briefe 2 und 3 müssten eigentlich höher liegen, da sie Einschreibe-Briefe waren. Brief 3 sei rückseitig wie folgt taxiert "25/10/10" (siehe Gmach S. 254).

Das ergibt also ein interessantes "Mosaik"-Bild! Die zwei Briefe 3+7 brachten an den Auktionen 2007+2013 jeweils einen Zuschlag von CHF 1500, jeweils deutlich über dem "Ausruf", gemäss Notiz Gmach, Seite 254.

Nicht jeder Post-Tarif ist zu erklären und nicht jeder "stimmt", aber wenn es gelingt, passende Erklärungen zu Stempeln und Tarifen zu finden, so freut das den forschenden Philatelisten.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
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