Thema: Die Poststempel Berlins
juni-1848 Am: 10.04.2015 19:59:48 Gelesen: 3268022# 3570@  
@ stampmix [#3566]
@ blaujacke [#3569]

Moin zusammen,

manchmal reicht es nicht, alles nur aus Stempeln und Postvermerken herauslesen zu wollen. In diesem Falle hilft historisches Wissen aus dem Umfeld des Empfängers:

Der Empfänger dieses Briefes war die Bank für Handel und Industrie. Sie wurde 1853 als zweite deutsche "Universalbank" auf Aktienbasis in Darmstadt gegründet und eröffnete ab 1871 mehrere Filialen in Berlin.

So schnell, wie das Inflageld gedruckt wurde, so schnell schossen in den Jahren 1918 bis 1923 zahlreiche Filialen in ganz Deutschland aus dem Boden.

Infla-Sammlern ist sie bekannt als Danat-Bank, Darmstädter und Nationalbank KGaA. Die Fusion der Darmstädter Bank für Handel und Industrie mit der Nationalbank für Deutschland erfolgt in den Jahren 1920 bis 1922 schrittweise.

Mit dieser Fusion entstand eine der größten Geschäftsbanken der Weimarer Republik. So besicherte sie auch gewaltige Kreditsummen der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei, die in den 20er Jahren ein Viertel der Weltproduktion an Woll-Rohgarn herstellte und allein am Gründungsstandort Delmenhorst weit über 4.000 Mitarbeiter beschäftigte. Ihr Konkurs machte Mitte 1931 die Danat-Bank zahlungsunfähig. Somit wurde die zweitgrößte Bank des Deutschen Reiches das prominenteste Opfer der deutschen Deflationspolitik im Umfeld der Weltwirtschaftskrise.

Nach der gerade überwundenen Inflation war das Vertrauen in das deutsche Bankensystem endgültig erschüttert. Hunderttausende Sparer lösten innerhalb weniger Tage ihre Konten auf. Die Reichsregierung versuchte einer erneuten reichsweiten deutschen Bankenkrise durch Ausruf von Bankfeiertagen gegen zu steuern und verhinderte die endgültige Katastrophe durch Anordnung einer Fusion der Danat mit der Dresdner Bank.

Langer Rede kurzer Sinn:

0 a) Die Filialen der Bank für Handel und Industrie waren über Berlin verteilt,
0 b) Eine Filiale befand sich im Bezirk W64, die Devisengeschäfte liefen in der Filiale in Berlin W56 (Schinkelplatz 104) zusammen.
1 a) Also: zwei frühe vergebliche Zustellgänge von W64 aus, dann Zusteller-Notiz W56

Alles weitere wie von blaujacke beschrieben:

1 {b} ) Der Brief war um 10.50 Uhr bei der Rohrpostbetriebsstelle W 64 und
2) um 11.10 im HTA (den Botenstpl. 52 hatte ich diesem zugeordnet, weil mir diese Type dort auch bekannt ist) und ging dann wohl
3) zum Postamt W 56, das bekanntlich im selben Hause sich befand.


Sammlergruß
Werner

Übrigens wurden etliche der obigen Informationen bereits in verschiedenen Themen gepostet...
 
Quelle: www.philaseiten.de
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