Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
inflamicha Am: 17.04.2015 21:34:01 Gelesen: 3952719# 3985@  
Guten Abend!

@ juni-1848 [#3982]

Ich befürchte mit der Sendungsart "Geschäftspapiere" hat Dein Beleg nichts zu tun. Man sieht den Umschlägen ja meistens das ehemals in ihnen sich befindliche Gewicht nicht an. Aber zwei Aspekte stehen dem dennoch entgegen:

1. Die Postordnung verlangt ausdrücklich in § 8 Abs. II ".... Die Aufschrift muß die Bezeichnung "Geschäftspapiere" enthalten." Geschäfts papiere, nicht Geschäfts brief !



2. Die Sendungsart "Geschäftspapiere" kommt relativ selten vor, meist dürften es größere Umschläge gewesen sein, die zudem durch unebene schwere Inhalte entsprechend unansehnlich und schlecht gestempelt waren- nichts was der Durchschnittssammler aufhebt. Was haufenweise vorkommt sind Briefe mit der Aufschrift "Geschäftsbrief" u.ä. aus dem und in das besetzte Rheinland sowie innerhalb desselben. Der Sinn dürfte hier nicht das Verlangen nach der postalischen Leistung "Geschäftspapiere" sein, sondern eine Abgrenzung von Geschäftspost zu Privatpost. Ob dies von den Besatzungsbehörden so angeordnet war oder aber ob man (berechtigt oder unberechtigt) dachte Geschäftspost bliebe von den häufig vorkommenden Restriktionen (Postsperre) verschont, weiß ich leider nicht. Vielleicht kann ein mit der Materie Vertrauter dazu hier etwas schreiben.

Was ich aber dazu habe sind haufenweise Belege, einige davon zeige ich hier mal, um meine ablehnende Meinung zu Werners Beleg in Bezug auf "Geschäftspapiere" zu unterlegen:

-verschiedene Stempel "Geschäftsbrief", teils mit Punkt oder Ausrufezeichen:



Ulm und Hennef



Lüdenscheid und Geestemünde



Heilbronn

-handschriftliche Vermerke "Geschäftsbrief":



Bernburg in 2 verschiedenen Handschriften (wenigstens einer der beiden hätte wohl gewusst dass es Geschäftspapiere heißen muss...)



Hier ein später Brief aus Bernburg, inzwischen mit eingedrucktem "Geschäftsbrief"

-Stempel "Geschäftsbrief" zusammen mit "Finances publiques" aus München



-andere handschriftliche Vermerke:



"Handelskorrespondenz" aus Freiburg und "Geschäftsschreiben" aus Gevelsberg



In Celle war man unentschlossen, hier heißt es mal "Geschäftsbrief", mal "Geschäftspapier" (weitere Celle-Belege liegen vor)



Aus Stralsund kommt sogar "Geschäftspapiere", aber ich glaube, auch hier eher für den Inhaltscharakter und nicht als Sendungsart verwendet



Letztendlich französisch "Finances privées" für das Gegenteil, also private Finanzangelegenheiten

So, nun bin ich gespannt, welche Informationen dazu an dieser Stelle beigesteuert werden. ;-)

Schönes Wochenende und viele Grüße

Michael
 
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