Thema: Die Magdeburger Packkammer bis 1875
Magdeburger Am: 09.05.2015 17:30:36 Gelesen: 17685# 5@  
Liebe Sammelfreunde,

nachdem das Posthaus gekauft wurde, wohnte der Postmeister dort auch "unentgeltlich". Letzteres ist deshalb in Anführungsstrichen gesetzt worden, weil er für die Reparaturen des Hauses aufkommen mußte, was leider nicht immer einfach war. (Falls es interessiert, könnte ich ein Beispeil bringen - die Acten geben es auch her!) Das Haus sollte einem königlichen Posthaus gerecht werden.

Eine recht frühe Posthausbeschreibung möchte ich nun folgen lassen:

Beschreibung des Königl. Posthauses in Magdeburg, verfertiget anno 1733

Actum Magdeburg den 27ten July 1733


Nachdem bey jetztiger Untersuchung des Post=Amts zu Magdeburg unter anderem der Punct vorgekommen, welchergestalt das Post=Hauß, so Sr. Königl. Majestät zugehöret, von dem Postmeister bewohnet, und in baulichen Würden unterhalten werden, und dahero bey denen hiesigen Post=Actis nachgesehen worden, ob sich kein Inventarium und Beschreibung vom Post=Hause, welchergestalt es dem jetztigen Postmeister Conradt bey seinem Antrit übergeben, und in was für Zustande es danach befunden worden, finden möchte, sich aber selbiges so wenig hier als bey der General Post=Amts Registratur in Berlin finden wollen, sondern vielmehr der Postmeister Conradt bezeuget, daß Er niemahlen dergleichen Inventarium und Beschreibung des PostHauses gesehen, noch dergleichen bey seinem Antrit wäre verfertiget worden, vielmehr das PostHauß in schlechtem Zustande gefunden, und dahero verschiedene Reparationes und Änderungen hatte darinnen vornehmen müßen, so daß es sich jetzo in weit beßeren Zustande als vormahls befinde.

Als ist vor nöthig erachtet worden, eine ordentliche Untersuchung des Post=Hauses vorzunehmen und eine Beschreibung davon zu verfertigen: Zu dem Ende der hiesige Königl. Land Baumeister des Hertzogthumes Magdeburg H. Fiedler von mir dem Geheimen Rath Selig ersuchet worden, diese Untersuchung mit beyzuwohnen, und zu examiniren, in welchen Würden dieses Königl. Post.Hauß sich anitzo befinde, und etwa für Reparationen vonnöthen habe.
Es ist demnach dato von mir dem Geheimen Rath Selig und dem Herrn Land Baumeister Fiedler diese Sache in Beysein des Herrn Postmeister Conradt vorgenommen und folgendergestalt befunden worden:

Das Königl. Post=Hauß ist am Dohm=Platz, nahe am Stifft St. Nicolai, hinter des Obrist von Walraven Hause, zwischen des Kauffmann Brauns und der neuen Post=Straße, so vor zwey Jahren westlich angeleget und dagegen ein stück von der Curie, so anitzt dem Herrn Obrist=Lieutenant v. Münehau zugehöret, weggebrochen worden, belegen, hat 24 Fuß in der Vorder Fronte, in der Länge am Hoffe und Garten herunter 110 Fuß: An der Straße, ingleichender gantzen Seite nach dem Hoffe und Garten, wie auch am Giebel gegen Mitternacht, so an des Cammer=Bothen Hasen Hauß anstoßet, ist das Hauß gantz maßiv, die Seite an der neuen Post=Straße aber ist nur 56 Fuß gantz maßiv, und das übige Stück an 48 Fuß ist nur unten Mauer= und oben Fachwerk. Daß Hauß ist sccessive angebauet worden: Das erste Gebäude von der Straße an, bis zu Ende der Paßagirs=Stube ist das älteste, und von da bis zu Ende das Gebäude, so zu Zeit des p. von Stillen gebauet worden. Von der Straße gehet der Thorweg zum Hoffe auf der Ecke vom Post=Hause nahe an das Kauffmann Braun Hause, ist von Dannen=Brettern mit Haften, Haken, 2 Riegeln versehen. Vom Hoffe kommt der Eingang zum Post=Hause mit einer Einfaßung von gehauenem Sandsteine, die gebrochenen Thüre davor ist von einfachen Dannen=Brettern, mit ein Paar Heften und Haken, 4 Bändern zur gebrochenen Thüre, 2 Riegeln und Klinke beschlagen. Der Vor=Fluhr ist 13 fuß breit 20 Fuß lang mit Platten von SandSteinen beleget, so doch ziemlich ausgetreten, nach dem Hoffe zu ein Fenster von 2 fachen. Der boden über den Haus=Fluhr ist nicht ausgewunden, allein mit Brettern überleget, solchen auswinden und die Balken überziehen zu laßen, würde wohl nöthig seyn.

Zur Rechten ist die Thüre zur Post=Stube mit Heften, Haken, Schloße und Riegel versehen. Beym Eingange zur Linken Hand ist ein eiserner mit schwarzten Kacheln besetzter Ofen, so in gutem Zustande, und vom Fluhr geheitzet wird; Die Post=stube ist 22 Fuß lang, 20 Fuß breit, nach dem Hoffe zu ein Fenster von 4 Fachen, nachder Straße zu ein Fenster vier und eines von sechs Fachen; Nach dem Hoffe ist ein Fenster=Laden aus einem Stück mit Heften, Haken und Schraube und vor die Fenster nach der Straße gebrochene Laden, mit Heften, Haken und Schrauben. Der Fußboden ist mit Brettern beleget und vom langen Gebrauch sehr abgetreten; Aus der Post=Stube gehet eine kleine mit Brettern verschlagene Treppe zur Wohn=Stube hinauf. Zur linken Hand auf der Seite von der neuen Gaße (Poststraße), hat, als dieselbe geöffnet nur das dagegen gestandene Gebäude wegnommen worden, zur Sicherheit unter dem dritten Balken eine Säule gesetzet werden müßen. In der Ecke am Fenster vorgedachter Seite äußern sich einige Riße an der Mauer, welches wohlnäher examiniret, und allenfalls mit anderen verwahret werden müße. Zur linken Hand des Hauß=Fluhrs ist die Paßagir=Stube 16 Fuß lang, 12 Fuß breit, davor ist eine eingefaßte Dannen=Thüre, mit Futter und doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schloße, Handgriffe und Überwurffe; die Wand durch welche vorgeschriebene Thüre gehet ist Bleichwerk. In der Paßagir=Stube, sind nach den Hoffe zu drey Fenster, jedes mit vier Flügeln und Gewänden von Sand=Steinen, die Fenster Rahmen von Sand=Steinen mit gehörigen Beschlägen. Zur Rechten ist ein Fenster von vier Flügeln zur Küche, in der Stube ein eiserner mit schwarzten Kacheln übersetzter Offen, so noch gut. Der Fuß=Boden ist mit Gips begoßen am Eingange aber ziemlich ausgetreten. Neben der Paßagir=Stube ist die Küche, vor derselben eine schlechte Dannen=Thüre mit Heften, Haken und Schloße versehen, Sechs Fuß breit vom Eingange sind nicht gewölbet. Hienachst hängt sich der gewölbte Schornstein an, so 14 Fuß in der Länge und 9 Fuß breit. In der Mitte der Küche ist der Feuer=Heerd. Das Pflaster von Mauersteinen, in der Küche ein BogenFenster mit zwey langen und neun kurtzen eisernen Stäben. Sodann folget die ScheuerCammer davor eine schlechte Dannen=Thüre mit Heften und Haken, in derselben ist ein Fenster mit zwey eisernen Stäben und darunter ein ausgehauener Goßen=Stein. Ferner komt alhier die Speise=Cammer, davor eine schlechte Dannen=Thüre mit Heften, Haken, Handgriffe und Schloße. In derselben ein kleines Fenster mit sechs Stäben. als drey stück in die Länge und drey Stück in die Quere. Der Fußboden ist von Mauersteinen, die Wand zwischen der Scheuer= und Speise=Cammer sowohl als die zur Ende der letzten, ist Fachwerk. Aus der Paßagir=Stube ist der Eingang in die so genannte Grüne Stube, die Thüre ist von DannenHoltze, mit Heften, Haken, Schoße und Handgriffe, inwendig in zwey Fächern gemahlet; die Stube hat drey große und an der Vorlage ein klein Fenster, die großen Fenster sind mit vier Flügeln von EichenRahmen und dergleichen Futter nebst gehörigen Beschläge, das kleine Fenster ist von zwey Fachen, in der Stube ein großer eiserner mit schwarzten Kacheln besetzter Offen, in gutem Stande. Der FußBoden von guten Dannen=Brettern, die Länge der Stube ist 21 Fuß die Breite 17 Fuß. Die Wand zwischen der Paßagirs= und der grünen Stube ist maßiv, die andere aber nach dem kleinen Fluhr von Fachwerk. Die Thüre aus der grünen Stube nach den kleinen Fluhr ist von DannenHoltze mit Futter und doppelter Bekleidung mit Heften, Haken, Schoße und Handgriffe versehen, inwendig an der Thüre 2 flache grün bemahlet. Der Kleine Fluhr ist 22 Fuß lang, 6 ½ Fuß breit, der Ausgang zum Hoffe, mit einer gebrochenen Dannen=Thüre mit 2 starken Heften und Haken, Riegel, Klinke und Speerhaken versehen, über der Thüre ein kleines rundes Fenster. Der Hoff=Thüren entgegen ist eine gebrochene Dannen=Treppe mit Geländer zum obern Cammern. Der Fußboden ist mit Mauersteinen gepflastert. Der Grünen Stübe gegenüber sind zwey Tühren zur Garthen=Stube von Dannen=Holtze, mit doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schlößern und Handgriff. In der Garten=Stube zwey Fenster jedes mit vier Flügeln, Eichen=Rahmen und dergl. Futter auch Beschlägen. In der Mitte zwischen beyden Fenstern eine gebrochene Thüre in einem EichenFutter mit 2 Fachen oben und so viel unten. Der Fußboden ist von Dannen=Brettern und noch ziemlich gut. Die Seitenwand nach den kleinen Fluhr ist Fachwerk, die drey anderen Wände aber maßiv. Die Garten=Stube ist 22 Fuß lang und hinterwerts 14 Fuß breit.

Hiernechst ein kleiner Gärthgen 30 Fuß lang, 28 Fuß breit; die Wand gegen des Krieges=Rath Schraders Garthen ist maßiv und gehöret zum Post=Hauße, die Wand gegen den Herrn von Alvensleben ist gleichfalls maßiv, gehöret halb zum Garthen und auf der anderen Hälfte stehet das Lust=Haus des Herrn von Alvensleben. Nach dem Hoffe zu ist der Garthen mit einem kleinen Stacket geschlossen.

Continatum den 28 July:

Vom HaußFluhr gehet eine gebrochene Treppe zur zweyten Etage.

Unter derselben ist die Keller=Treppe mit Brettern verschlagen. Die Treppe zur zweyten Etage ist sehr schlecht.

Zur linken des oberen Fluhrs ist die Thüre zur Wohn=Stube von DannenHoltze mit den Futter, Heften, Haken und Schlße auch Handgriffe. Auf der Stube sind 5 Fenster von eichen Rahmen und mit gehörigen Beschlägen davon 3 Stück nach der Straße (*Kreutzgangstraße) Einfaßungen von SandSteinen haben. Der eiserne Offen ist mit schwartzen Kacheln übersetzt und wird durch einen Camin vom oberen Fluhr geheitzet. Die Wohn=Stube ist eben so groß als die darunter befindliche Post=Stube und dergestalt an der Seite der neuen Straße mit einer Säule und Unterzuge verwehret. Der Fußboden ist von Dannen=Brettern und gut.

Der oberste Vor=Fluhr ist 10 Fuß breit, 20 Fuß lang darauff ist nach dem Hoffe ein Fenster mit 2 Flügeln.

Zur rechten Hand gehet der Gang zu den neuen Gebäude. Zur linken Hand dieses Ganges ist eine kleine Stube nach dem Hoffe 12 Fuß lang, 9 Fuß breit, die Thüre davon ist von Dannen=Holtze mit doppelter Bekleidung und Futter, Heften, Haken, Schloße und Hangriffe. Auf der Stube ein klein und ein groß Fenster nach dem Hoffe ein töpferner Offen von großen Kacheln und der Fußboden mit Brettern beleget.

Dieser Stube gegenüber ist ein Cabinet nach der neuen Straße, 12 Fuß lang 7 Fuß breit. Die Thüre davor von Dannen=Holtze mit Futter, Bekleidung, Heften, Haken und Schloße. Nach der neuen Straße ein Fenster von Eichen=Holtze mit gehörigen Beschlägen, und der Fußboden mit Brettern beleget.

Weiter zur linken auf dem Gange wieder eine kleine Stube mit einem töpfernen Offen von großen Kacheln. Davor eine schlechte Thüre mit Futter, doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schloße und Handgriffe. Auf der Stube zwey Fenster in gewänden von Sand=Stein stehend. Der Fußboden ist mit Brettern beleget.
Dieser Stube gegenüber ist eine Rauch=Cammer, durch welche der Küchen=Schornstein mitten durchgehet. Vor derselben eine schlechte Dannen=Thüre mit Heften, Haken und Überwürffe.

Zu Ende des Ganges hänget sich das neuere Stück des Gebäudes an, und gehet man über vier Stuffen zu einen kleinen Fluhr, darauff der Fußboden mit Brettern beleget. Nach der neuen Straße ist ein Fenster von vier Flügeln

Dem Gange gegenüber ist eine Stube, von welche eine Thüre von Dannen=Holtze, Futter, doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schloße und Handgriffe. Auf der Stube zwey Fenster nahe beyeinander nach der neuen Straße mit Eichen=Rahmen, Futter und Bekleidung und gehörigen Beschlägen! Der Fußboden von Brettern. Die Stube ist 20 Fuß lang an einem Ende 12 Fuß am anderen 9 Fuß breit. Auf der Stube ein töpferner Offen von schwartzen Kacheln.

Zur linken Hand ist der Fluhr mit Brettern abgeschlagen, die Thüre darum mit Heften und Schloße.

Auf der anderen Hälfte des kleinen Fluhrs ein klein und ein groß Fenster nach dem Hoffe, den Fußboden von Dannen=Brettern. Zur Rechten ist eine Stube über der sogenannten Grünen und von ebenderselben Größe. Die Thüre ist von Dannen=Holtze mit Futter, doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schloße und Handgriffe. In der Stube sind drey Fenster mit Eichen=Rahmen und dergleichen Futter auch gehörigen Beschläge. Der Fußboden ist mit Bretter beleget und gut.
Hinter dieser Stube ist eine Cammer, worauf ein eiserner Offen ohne Aufsatz und gehet die Cammer über den unteren Fluhr und Garthen=Stube bis am Giebel. Die Thüre von Dannen=Holtze mit Futter, doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schloße und Handgriffe. Auf der Cammer sind nach den Garten zu drey Fenster mit Eichen=Rahmen und dergleichen Futter, davon anitzo eines verschlagen ist. Der Fußboden ist von Brettern und gut.

Aus dieser Cammer gehet eine Dannen=Thüre mit Futter, doppelter Bekleidung, Heften und Haken zu einem Fluhr auf welchen zwey Camine zum einheitzen, Fenster nach der neuen Straße und der Treppe zur unteren Etage.

Von den Fluhr übern Hause gehet eine gerade dannene Treppe zum Boden, auf demselben mit einem Geländer versehen.

Auf dem Boden sind zwey Cammern abgewirkt (?) auf deren einen im Giebel. Nach der Straße zu zwey Fenster sind.

Von diesen Boden über den neuen Gebäude gehet man vermittelst einer kleinen Treppe auf welchem alles ziemlich gut außer einigen Stellen am Dache so gleich repariret werden sollen, wie dann sonst überhaupt die Dächer ziemlich dicht befunden, diejenigen Stellen aber, so schadhaft angezeiget, und daß solches ohne Zeitverlust repariret werden müßte, verordnet werden.

Unter den gantzen alten Gebäude gehet ein tieffer, räumlicher und guter gewölbter Keller durch, welcher in der Mitte durch eine Mauer getheilet ist.
Die Kellertreppe ist zur Hälfte mit Brettern an den Stuffen beleget, zur Hälfte sind die Stuffen von Stein und gut.

Der Hoff ist gepflastert. Ohnweit der Einfahrt ist ein Brunnen. Dem Wohnhause gegenüber stehet ein Gebäude von 10 Gebind, von Fachwerk, mit Ziegeln gedecket, darin ein Stall auf 4 Pferde, Remise zu drey Wagen und ein WaschHauß, über denselben gehet ein Heu=Futter=Boden durch.

Hinter des Kauffmann Brauns Hause ist der Hoff mit einer Mauer geschloßen.

actum ut supra
Selig Conradt Fiedler

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
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