Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 09.11.2008 14:56:49 Gelesen: 1327024# 151@  
Neue Briefmarken: Nobelpreis für Schulbuch

Thüringische Landeszeitung, TLZ, bmst (07.11.08) - Neben den beiden Weihnachtsmarken 2008, die wir an dieser Stelle bereits vorstellten, haben drei weitere Sonderpostwertzeichen am 13. November Erstausgabe.

Nach Astrid Lindgren im Vorjahr ehrt Deutschland erneut eine große schwedische Autorin mit einer Sondermarke: Selma Ottiliana Lovisa Lagerlöf. Ihr bekanntestes Werk, die "Wundersame Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen", entstand 1906/07 im Auftrag des Volksschullehrerverbandes.

Nils Holgersson

Die Autorin sollte den Kindern Geographie, Natur und Wirtschaft des Landes erklären. Lagerlöf, die ihren Lebensunterhalt zunächst als Lehrerin verdient hatte, löste die Aufgabe mit Bravour. 1909 bekam sie für die beiden Bände den Nobelpreis für Literatur zugesprochen. Damit war sie nicht nur die erste Frau, der die Auszeichnung verliehen wurde. Bis heute erfuhr kein anderes Schulbuch Nobelehren. Hinter Nils Holgersson - im Originaltitel reist er übrigens durch Schweden; die Wildgänse werden nicht erwähnt - drohen die anderen Werke der Neoromantikerin in Vergessenheit zu geraten.

Der Durchbruch war ihr 1892 mit der "Gösta Berlings saga" gelungen - auf Dänisch. Die im Jahr zuvor erschienene schwedische Originalausgabe fand bei der Kritik wenig Gefallen. Erst der Däne Georg Brandes erkannte den Wert des Werkes und das Format seiner Verfasserin. Vor Nils Holgersson unterstrichen bereits Bücher wie "Eine Herrenhofsage", "Die Wunder des Antichrist", "Herrn Arnes Schatz" und "Christuslegenden" den Rang Lagerlöfs in der Literatur. Gewöhnlich spielten die Handlungen in der schwedischen Provinz, oft in Värmland, Lagerlöfs Heimat. Die Figuren schilderte sie realistisch, fast naturalistisch. Fiktive bis phantastische Handlungsstränge belegen jedoch, dass Lagerlöf keineswegs zu den Vertreterinnen der seinerzeit modernen, literarischen Strömungen zählte; die zwölf Jahre ältere Norwegerin Amalie Skram war Lagerlöf literaturgeschichtlich mehr als einen Schritt voraus, ohne jedoch ähnlichen Ruhm zu erlangen. Lagerlöf ging auch nach der Verleihung des Nobelpreises ihren Weg weiter und legte Romane, Novellen und Erzählungen vor. In den 20er-Jahren krönten die drei Bände des unvollendet gebliebenen Löwensköld-Zyklus´ Lagerlöfs Lebenswerk.

Auf der Sondermarke zu Ehren Lagerlöfs sehen wir Nils Holgersson während seiner Reise. Die Marke kostet einen Euro. Das entspricht dem Porto für einen Kompaktbrief mit Ziel innerhalb Europas. Mit zwei Marken kann man einen Kompaktbrief nach Übersee freimachen. Beide Portosätze gelten noch bis zum 31. Dezember dieses Jahres. Im neuen Jahr steigen die Entgelte auf 1,25 und 2,20 Euro. Dann kann man die Sondermarke nur noch als Zusatzfrankatur gebrauchen, beispielsweise neben einem 45-Cent-Wert; der Großbrief kostet 1,45 Euro. Gestaltet wurde die 35 mm x 35 mm große Marke von Gerhard Lienemeyer.

Lebenshilfe

Bis in die 50er-Jahre hinein waren Angehörige geistig Behinderter auf sich selbst gestellt. Der Staat bot nur allgemeine Hilfen an, private Initiativen gab es überhaupt nicht. Dass Reformbedarf bestand, erkannten als erste die Vereinten Nationen. 1952 schickten sie den Niederländer Tom Mutters ins südhessische Goddelau. Dort sollte er geistig behinderte Flüchtlingskinder betreuen. Sechs Jahre später trat die "Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung" ins Leben. Da der Begriff "Selbsthilfegruppe" seinerzeit noch nicht zum deutschen Wortschatz gehörte, sprach man von einer "Elterninitiative".

Heute gehören der Bundesvereinigung Lebenshilfe und ihren 16 Landesverbänden 527 Ortsvereine an. In Allein- oder Mitträgerschaft unterhalten sie mehr als 3000 Einrichtungen, die 170 000 geistig Behinderte betreuen und unterstützen. Zum 50. Vereinsjubiläum erscheint eine Sondermarke zu 55 Cent im Format 46 mm x 27,32 mm, für die die Designerin Barbara Dimanski den gemalten Schriftzug "Leben" nutzte.

Ein Herz für Kinder

Anderswo sind sie längst gang und gäbe. Deutschland dagegen verzichtete bislang aus gutem Grund auf Ausgaben, die Aktionen von Unternehmen schleichwerbend begleiten. Nunmehr scheint der Damm gebrochen zu sein. Wohl schwerlich wird das Bundesfinanzministerium Marken- Wünsche anderer Verlage ablehnen können, deren Zeitungen sozial Benachteiligte oder hilfsbedürftige Senioren unterstützen. Dass fast alle diese Zeitungen Deutschlands dünnstes Blatt qualitativ bei Weitem überbieten, sei nur am Rande bemerkt. Die 55-Cent-Marke zeigt das Signet der Aktion "Ein Herz für Kinder" der "Bild", Flaggschiff des Axel Springer Verlages. Eingerahmt wird das Logo von kindlich wirkenden Zeichnungen. Dieter Ziegenfeuter entwarf die 35 mm x 35 mm große Marke.

(Quelle: http://www.tlz.de/tlz/tlz.kultur.volltext.php?kennung=on9tlzTRETreNational39758&zulieferer=tlz&kategorie=TRE&rubrik=Treffpunkt®ion=National&auftritt=TLZ&dbserver=1)


 
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