Thema: Online Kataloge
mljpk Am: 17.06.2015 11:03:35 Gelesen: 21646# 30@  
Lieber Richard,

wie ausgeführt ist das Colnect-Scoring für mich auch undurchsichtig. Ich kann nur anhand der knappen Angaben zum Bewertungssystem auf der Seite selbst spekulieren. Ich versuche es mal anhand Deines Beispiels der Marken Bund 111-112. Hier zeigt Colnect einen Score von 64 respektive 67 % an, gibt also keine Bewertung in EUR aus. 0 % bedeutet geringste Wertigkeit, 100 % höchste Wertigkeit. Wenn ich mich recht entsinne habe ich auch schon Scores mit einer Nachkommastelle gesehen, so dass man wohl von 1.000 Bewertungsschritten auf der Scorescala sprechen kann.

Dann schaue ich mir an, in wie vielen Sammlungen die Marken stecken und finde 173 bzw. 162. Weiter sehe ich nach, wie viele Sammler die Marke suchen, und sehe 337 bzw. 349. Weiter sehe ich mir die Tauschlisten an, und sehe, dass 20 bzw. 17 Marken angeboten werden.

Dann schaue ich mir noch an, welche "Genauigkeit" des Scores für die Marken angegeben wird. Es wird mir "sehr hoch" angezeigt. Vermutlich da genügend Datensätze vorliegen.

Weiter vergegenwärtige ich mir die Aussage von colnect, dass auch die Aktivitäten von Sammlern bei der Bewertung einer Marke einfließen. Ich vermute, dass bei einem aktiven Sammler der andere höherwertige Marken und auch viele Marken in seinem Bestand hat, bei selteneren Marken die "Genauigkeit" des Scores angehoben wird, da bei einer selteneren Marke naturgemäß nur weniger Datensätze zum Bestand zufließen, und wahrscheinlich nur die Nachfrageseite hoch ist.

Diese Zahlen im Abgleich zu den Scores zeigen mir, dass colnect bei der Berechnung des Scores wahrscheinlich auch auf die Bestandslisten=gefragtes Sammelgebiet(?), die Suchlisten=Nachfrage und die Tauschlisten=Angebot zurückgreift. Ich nehme an, dass diese Werte dann gewichtet und und in ein bestimmtes Verhältnis zueinander gesetzt werden.

Weitere - von mir rein auf Beobachtungen gründende, nicht unterlegbare Feststellung - ist, dass colnect-Scores bis ca. 50 % den Michelwerten für Marken mit Werten im oberen Centbereich bis unterem einstelligen Eurobereich entsprechen, danach scheint es so zu sein, dass jeder weitere Prozentpunkt einer im Verhältnis zu den ersten 50 % größeren Katalogwertsteigerung nach Geldbewertungen in Standardkatalogen entspricht. Der Score steigt also möglicherweise degressiv, wird nach oben hin mit zunehmender Wertigkeit "zäher" (bin kein Mathematiker, deshalb mag man mich in der Darstellungsweise korrigieren).

Ich habe nun keinen Michel vor mir und schaue zur Blindverifikation einfach mal bei colnect die Folgewerte 113-115 an. Dort wird pro Marke im Durchschnitt ein Score von 77 % ausgeworfen. Das müsste also bedeuten, dass diese Marken einen signifikant höheren Wert haben müssten, als die 111-112. Nun schaue ich mir Philawert an (Anmerkung: Viel durchsichtiger als Colnect, da auf konkreten Marktpreisen basierend, sehr schönes Projekt Richard !!) und sehe bei den postfrischen Marken nur eine geringe Wertdifferenz, aber in der Tat eine höhere Wertigkeit der 113-115 gegenüber den 111-112, bei den Gebrauchten eine erhebliche Wertdifferenz zugunsten der 113-115.

Summa summarum ist eine Angabe in einem Geldwert viel transparenter als der Score, zumal Colnect sich zu Details der Berechnung ausschweigt, und zudem keine getrennten Scores zu verschiedenen Erhaltungszuständen ausweist, dennoch zeigt das Beispiel dass der Score zumindest dazu geeignet ist, eine Werttendenz aufzuzeigen die dann Anlass gibt, auch mal in einen Katalog hineinzusehen.

Beste Grüße
Jens
 
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