Thema: Frankreich: Gestempelte Marken und Belege bis 1900 (ohne Ganzsachen)
Cantus Am: 24.06.2015 18:05:36 Gelesen: 119128# 1@  
Guten Tag allerseits,

es gibt viele Wege, sich der klassischen Philatelie zu nähern. Ich hatte, wie sicherlich die meisten von uns, in der Jugend mit einer Alle-Welt-Sammlung begonnen, denn welcher Jugendliche hatte vor rund fünfzig Jahren denn schon das Geld, um sich bessere Marken und Belege zusammenzukaufen. Natürlich gab es auch solche, die irgend eine Erbschaft gemacht und das dann fortgesetzt hatten, das waren aber die Ausnahmen und auf mich traf das auch nicht zu.

Nach den ersten stürmischen Sammlerjahren kam dann die Zeit, wo anderes wichtiger schien, und auch meine Sammlungen kamen in irgendeine Schrankecke, wurden aber weder verschenkt noch anderweitig in fremde Hände abgegeben. Nach ein paar Jahren, als junger Ehemann mit inzwischen fester Berufstätigkeit, holte ich meine Altbestände wieder hervor und merkte schnell, dass mich das Thema immer noch interessierte, wenn nun auch der Wunsch nach stärkerer Spezialisierung bestand.

Zu der Zeit hatte ich mich viel mit Grafik beschäftigt und deshalb sollte der Briefmarken-Neuanfang auch daran ausgerichtet werden. Nach dem Studium von allerlei Katalogliteratur waren mir drei Markenausgaben besonders aufgefallen, die in ähnlicher Form gestaltet worden waren. Es waren das frühe Briefmarkenausgaben der Länder Rumänien, Griechenland und Frankreich. Da ich mich zu unserem Nachbarland Frankreich stärker hingezogen fühlte als zu den beiden anderen Ländern, damals allerlei französische Briefwechsel führte und auch Teile des Urlaubs immer wieder in Frankreich verbrachte, wurde dann von mir Frankreich als neues Sammelgebiet auserkoren.

Bei einem Briefmarkenhändler kaufte ich mir dann eine einzige Albumseite mit gestempelten Marken der ersten Jahre und begann anschließend, mich intensiver mit diesem Sammelgebiet zu beschäftigen. Das war der Anfang und schließlich wurde daraus eine recht umfangreiche Frankreichsammlung, aus finanziellen Gründen zwar ohne die ganz großen Spitzenwerte, aber auch so ist es immer noch ein Bestand, den ich mir ab und zu ganz gerne wieder hervorhole.

Ich hatte im Laufe der Jahre versucht, alleine durch Sammeln meinen Frankreichbestand zu vergrößern. Das hat manchmal funktioniert, aber nicht immer, und so war der Griff ins Portemonnaie vorprogrammiert, dabei musste ich mich oft wegen anderer vorrangiger Ausgaben beschränken. So ist schließlich eine Sammlung entstanden, in der nicht nur Prachtstücke enthalten sind, sondern - vor allem bei den geschnittenen Ausgaben - auch allerlei Marken minderer Qualität.

Der Titel für dieses Thema geht zu einem wesentlichen Teil auf Richard zurück, ich habe ihn nur geringfügig ergänzt, denn es ist mir wichtig, dass hier bis auf weiteres nur gestempelte Marken der frühen Markenperioden gezeigt werden. Das Thema wird von mir vorerst als moderiertes Thema geführt, denn mir liegt sehr viel daran, die Marken in der Reihenfolge vorzustellen, wie sie im Michel-Katalog gelistet sind, jedenfalls soweit meine Bestände dafür ausreichen, und nicht in bunter zeitlicher Mischung. Ich denke aber, es wird nicht so sehr viele andere Sammler geben, die sich hier beteiligen könnten. Und wer sich gerne an der Art, wie ich solche Marken vorstelle, beteiligen möchte, kann von mir auch gerne freigeschaltet werden.

Mein besonderes Anliegen besteht darin, hier der Forengemeinde überhaupt erst einmal aufzuzeigen, wie die frühen französischen Briefmarken aussahen, welche markanten Farbvarianten es gibt und, sofern deutlich erkennbar, mit welchen Stempeln die Marken entwertet wurden. Da in Deutschland vorrangig mit den Michel-Katalogen gearbeitet wird, wird die Vorstellung der Marken sich auch hauptsächlich daran orientieren. Vielleicht gefällt das Sammelgebiet ja Einzelnen und sie fangen an, sich damit zu beschäftigen, nach französischem Spezialkatalog wäre das aber nicht jedermanns Sache.

Der Laie wird bei einer ersten Berührung mit den Marken vermutlich erst einmal unterscheiden in solche, die geschnitten, also ohne trennende Zähnung hergestellt worden sind und in solche, die bereits bei der Herstellung mit einer umlaufenden Zähnung versehen wurden. Um jedoch die erste (geschnittene) Ausgabe von einer späteren geschnittenen Ausgabe unterscheiden zu können, sind nicht alleine Farbgebung und Frankaturwert von Bedeutung, sondern es gibt einen wesentlichen Unterschied im Markenbild.



Wie man an den beiden Beispielen deutlich erkennen kann, sind im Markenbild der ersten Ausgabe deutlich Punkte im Halsschatten des Cérèskopfes zu erkennen (linke Abbildung), während im rechten Bild bei der Ausgabe des Jahres 1870 im Halsschatten Striche zu sehen sind.

Die erste Briefmarke kam in Frankreich am 1.1.1849 zum Verkauf; bis zum 23.7.1850 kamen weitere Werte an die Postschalter. Diese ersten Briefmarken Frankreichs wurden als geschnittene Marken in Bögen hergestellt, der Druck erfolgte auf meist getöntem Papier, es gibt aber auch Ausgaben auf weißem Papier. Die Marken tragen als Abbildung den Kopf der Cérès; insgesamt sieben verschiedene Werte mit allerlei Variationen umfasst diese erste Markenausgabe.

Die bei Michel als Nr.1 gelistete Marke zu 10 C. (Centimes) gibt es in den Farbvarianten gelbbraun (1a) und olivbraun (1b).



Die linke Marke trägt einen Stempel, der "Gros Chiffres" genannt wird (= große Ziffern); die Zahlen geben jeweils einen bestimmten Ort an. Hier ist die Zahl 603 zu lesen, das entspricht dem Ort Bray sur Seine im Departement Seine et Marne. Die rechte Marke trägt einen gleichartigen Stempel, die Ziffer ist jedoch leider nicht zweifelsfrei lesbar.

Weitere Marken folgen.

Viele Grüße
Ingo
 
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