Thema: Entgeltvermerke - sammelwürdig ?
Carolina Pegleg Am: 15.11.2008 15:41:22 Gelesen: 354898# 96@  
Pete ist auf der richtigen Spur. Hat es beinahe gesagt.

Historisch wurde bei Massensendungen das zu zahlende Entgelt durch Wiegen ermittelt. Es wird das Porto und Gewicht für eine Sendung ermittelt und dann auf die gesamte Auflieferung hochgerechnet. Als diese Verwendungsform z.B. in den USA erstmals zulässig wurde betrug die Mindestanzahl gleichartiger Sendungen 2.000 Stück. Die zählt kein Mensch.

Um die Jahrhundertwende stieg das Postaufkommen dramatisch an. In den USA boomte, parallel mit der Einführung der RFD ("rural free delivery" -- wieder ein eigenes Thema wert), das Kataloggeschäft als ein völlig neuer Vertriebszweig. Man macht sich da vielleicht heute keine Vorstellung mehr, wie es in den "mail rooms" der grossen Katalogversender zuging. Dutzende "girls" waren tagein und tagaus mit nichts anderem beschäftigt als Sendungen zu frankieren.

In Deutschland war dies bestimmt nicht anders. Ich denke hier z. B. an die "Lotteriebriefe" der Jahrhundertwende. Hundertausende Briefe wurden erst umständlich mit Marken versehen und dann ebenso umständlich von der Post entwertet. Dies anstatt, sozusagen, die Briefmarken direkt auf den Umschlag zu drucken und sich die ganze Handarbeit zu ersparen. Bis sich diese simple Idee durchsetzte dauerte es allerdings erstaunlich lange, auch wegen des Erfordernisses das zu zahlende Porto sicher zu ermitteln. Die Einführung der baren Entrichtung des Portos für Massendrucksachen als besondere Verwendungsform brachte immense Ersparnisse mit sich. Nicht nur auf seiten des Verwenders, aber auch bei der Post, die die Kosten für Herstellung, Auslieferung, und Entwertung der Briefmarken ersparte. Wann dies in Deutschland zulässig wurde, kann ich nicht sagen (USA = 1904).

Zulässig ist die bare Entrichtung des Portos in den USA nur bei 3rd und 4th class mail. Post der 3ten Klasse sind Rundschreiben, Werbesendungen, Bücher, und Kataloge; 4te Klasse ist Paketpost. Für die normale Briefpost, 1st class mail (verschlossene) Briefe und Postkarten, musste nach wie vor zeit- und kostenaufwendig frankiert werden. In diese Zeit fallen daher auch Versuche mit Frankiermaschinen, die ebenfalls in diesen Entwicklungbogen hineingehören, auch wenn sie nur eine Fussnote der Postgeschichte blieben:





Erst die Absenderfreistempelung löste das Problem. Der amerikanische Ausdruck "meter mail" hierfür trifft es ganz gut. "Meter" bedeutet hier "gemessen." (wie in engl. speedometer = dt. Tachometer oder Geschwindigkeitsmesser). Ein bestimmter Portobetrag wird vorausbezahlt und das Zählwerk der Maschine von der Post entsprechend eingestellt. Bei jeder Auslösung der Freistempelmaschine wird das verbrauchte Porto registriert und in nicht-manipulierbarer Form gespeichert. Damit konnte dann Post in jeder willkürlichen Anzahl und jeder willkürlichen Portostufe frankiert werden. Heute mit Computerchips vielleicht kein Problem. Die ersten Modelle, bei denen das alles mechanisch zuging, stelle ich mir als Meisterwerke vor.

In diesem Beitrag gibt es Anschauungsstücke aller Art, "Entgelt bezahlt" für Massendrucksachen, Absenderfreistempel, Postfreistempel, portofreie Sendungen, EDV-Freimachung usw. alles dies sind eigentlich recht unterschiedliche Kategorien, die aus meiner Sicht jeweils intensivere Vorstellung und Diskussion und jeweils einen eigenen Thread wert sind.
 
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