Thema: Baldwin's Coins & Stanley Gibbons in der Strand Collectibles Group vereinigt
Carolina Pegleg Am: 23.08.2015 19:58:06 Gelesen: 76213# 80@  
Das verlinkte "Update" [#75] ist zwei Jahre alt und datiert noch von vor diesem Thema. Was das statement „mal sehen wie lange die Heuschrecken (wer bitte?) die SG-Anleger noch melken (??) können, bedeuten soll ist vollkommen unklar. Das Thema SG is sehr interessant und facettenreich, da man aufgrund der Informationspflichten eines börsennotierten Unternehmens bei SG einmal unter die Decke schauen kann, was den Briefmarkenhandel vielleicht insgesamt plagt.

Der aktuelle Jahresabschluss kann hier gelesen werden:

http://blog.stanleygibbons.com/wp-content/pdfs/SG_ANREP_WEB_2015.pdf

Es gibt eine Menge interessantes zu lesen in der Bilanz zum 31.3.2015. Ich vergleiche 2012 mit 2015 (Seite 5). In 2012 (in 2015) war der Umsatz 26M (24M) vom Briefmarkenhandel, 3M (3M) von den Katalogen, und 6M (29M) vom Handel mit anderen Sammelobjekten (Münzen, Medaillen, Autogramme etc.), gesamt 35M (56M). Der Gewinn war trotz des Umsatzanstiegs aber geringer, nur 3M in 2015, gegenüber 5M in 2013.

Der Anstieg bei den anderen Sammelgegenständen war nicht organisch, sondern kam durch Übernahmen anderer Geschäfte zustande. Gleichzeitig hat SG sich aber auch von anderen Geschäftzweigen getrennt.

Meine Meinung: Das traditionelle „Kerngeschäft“ als Verlag philatelistischer Literatur, Auktionhaus, und Einzelhandelsgeschäft in bester Lage sind allesamt mit hohen Zukunftsrisiken belastet. Nicht nur für die Eigentümer/Auktionäre, sondern auch im Hinblick auf die Arbeitsplatzverantwortung muss man sich um die Zukunft des Produktes „Briefmarken“ Gedanken machen.

SG hat die Herausforderung mit mehreren parallelen Initiativen angegangen, da ist zunächst die Diversifizierung in andere Sammelgegenstände, dann die ebenfalls durch Übernahmen begonnene Internationalisierung (verbesserter Zugang zum asiatischen Markt), ein verstärkter Fokus auf einen neuen Absatzmarkt „Investoren“ zusätzlich zu „Sammlern“, und die Entwicklung einer Internethandelsplattform (u.a. Übernahme von bidstart/stampwants in den USA). Link zum „brandneuen“ SG marketplace (seit Mai diesen Jahres, glaube ich?); https://www.stanleygibbons.com/search?q=*

Es stellt sich in der Tat die Frage nach der Geschwindigkeit aller dieser Initiativen, als auch ob die Kapitaldecke, sowohl 'financial' als auch 'human,' ausreicht, um das alles zu stemmen. Es stecken erhebliche Risiken und Kosten in alle diesen Initiativen. Anstelle eines eigenen „Webshops“ versucht man z. B. eine Briefmarkenhandelsplattform aufzubauen. Wenn es klappt, generiert man nicht eine enorme Anzahl potentieller Kunden für den eigenen SG store innerhalb des „SG market place,“ sondern man erschließt sich zusätzliche Einnahmen von den Gebühren und Kommissionen anderer Verkäufer. Bis dahin: erhebliche Internetentwicklungskosten und unsicherer Erfolg. Bedenken sind auch bei den Briefmarken als Investitionsobjekten angesagt.

Es gibt einiges was mir im Jahresbericht von SG nicht gefällt, von der technischen Seite der Rechnungslegung her, oder auch strategisch. Man kann allerdings auf keinen Fall sagen, dass man seitens der Geschäftsleitung nicht versucht, sich dem Rückgang des traditionellen Briefmarkengeschäftes und einem vollkommen Wandel der Absatzwege entgegenzustellen. Genug davon, jedenfalls von mir. Es kann jeder selbst lesen, ob man hier wünschen muss, das ein Geschäft gegen die Wand fährt.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1345
https://www.philaseiten.de/beitrag/111602